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RTL schickt seinen Lehrer nach Sachsen

Der Schauspieler Hendrik Duryn wirbt im Internet dafür, Lehrer in Sachsen zu werden.

Von Andrea Schawe
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Hendrik Duryn bei Dreharbeiten für die TV-Serie "Der Lehrer".
Hendrik Duryn bei Dreharbeiten für die TV-Serie "Der Lehrer". © imago/Future Image

Dresden. Immer donnerstags, 20.15 Uhr, lehrt Stefan Vollmer an der Georg-Schwerthoff-Gesamtschule. Er ist cool, seine Methoden manchmal unkonventionell. Mittlerweile unterrichtet er auf RTL schon sieben Staffeln lang den G-Kurs, die chaotischste Klasse der Schule – und wurde mit der Zeit der beliebteste Lehrer im deutschen Fernsehen. Die Serie wurde 2009 mit dem Deutschen Fernsehpreis und 2015 mit dem Comedypreis ausgezeichnet.

Damit möglichst viele junge Leute es ihm nachmachen, wirbt „der Lehrer“ nun um Lehrernachwuchs in Sachsen. Schauspieler Hendrik Duryn besucht Schulen und Universitäten, um Lehrer, Lehramtsstudenten oder Seiteneinsteiger zu interviewen. „Was ist das besondere am Förderschulamt?“, fragt er die Leipziger Studentin Svenja in einem Video. „Man braucht ein dickes Fell und es ist sehr viel Individualität dabei. Das ist die Herausforderung“, antwortet Svenja. Die kurzen Handyclips und Fotos werden im Internet verbreitet. Sie sollen vor allem auf dem Instagram-Account des Kultusministeriums zu sehen sein, aber auch auf Facebook, Youtube und Twitter werden genutzt.

„Es geht darum, den Beruf sichtbarer zu machen“, sagt Hendrik Duryn bei der Vorstellung der Kampagne des Kultusministeriums. Der Beruf des Lehrers sei mittlerweile ähnlich dem des deutschen Bundestrainers. „Alle denken, sie können es besser, aber keiner will es machen“, sagt Duryn. „Ich habe den größten Respekt vor all den Lehrern, die jeden Tag unsere Zukunft bilden und sich täglich all den bekannten Widrigkeiten stellen.“ Die will er auch zeigen – genau, wie die schönen Seiten des Lehrer-Seins und -Werdens.

Privat wollte der gebürtige Leipziger Hendrik Duryn nie Lehrer werden. Obwohl es in der Familie liegt. Seine Mutter ist Lehrerin, sein Vater sogar Schuldirektor. Auch sie sollen für die Kampagne interviewt werden. Der 51-Jährige studierte Schauspiel und Musical an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig. Seither ist er in zahlreichen Filmen und Serien im Fernsehen und Kino zu sehen. Dazu zählen unter anderem der „Tatort“, „Polizeiruf“, „Alarm für Cobra 11“, „SOKO Leipzig“ und „Stubbe – Von Fall zu Fall“.

Die Idee, mit seiner Rolle als Stefan Vollmer für den Lehrerberuf zu werben, entstand schon vor drei Jahren. Zwei Landtagsabgeordnete der CDU sprachen ihn darauf an. Damals entwickelte Duryn zusammen mit der Produktionsfirma ein Konzept. Das verschwand aber erst einmal in der Schublade der damaligen Kultusministerin Brunhild Kurth (CDU). „Aufgrund der politischen Veränderungen des Landes ist das ein Stück weit untergegangen“, sagt der Schauspieler. „Es gab brennendere Themen.“ 

Christian Piwarz (CDU) griff die Idee im vergangenen Jahr neu auf. „Ich bin Hendrik Duryn sehr dankbar dafür, dass wir gemeinsam mit ihm für den Lehrernachwuchs werben können“, sagt Sachsen Kultusminister. Denn ausgebildete Bewerber sind Mangelware. Schon zu Beginn des aktuellen Schuljahres konnten 230 Stellen an den Schulen nicht besetzt werden, zum Halbjahr waren es 160. Etwa 600 bis 800 neue Lehrer braucht Piwarz zu Beginn des neuen Schuljahres im August, um den Bedarf zu decken. 

Dazu kommen noch etwa 200 Seiteneinsteiger, die im Mai ihre dreimonatige Einstiegsqualifikation beginnen. Sie können dann ebenfalls im August vor den Klassen stehen. Mit der Verbeamtung, den höheren Gehältern für Grundschullehrer und Referendare im ländlichen Raum „können wir in Deutschland endlich selbstbewusst und offensiv um Lehrernachwuchs werben“, sagt Piwarz. Insgesamt stehen dem Ministerium 300 000 Euro pro Jahr dafür zur Verfügung. Die aktuelle Kampagne, um Lehrer für das nächste Schuljahr zu gewinnen, hat nach Angaben des Ministers einen fünfstelligen Betrag gekostet.

„Mich reizt es, etwas für mein Land zu tun“, sagt Duryn. Er hätte aber nichts dagegen die Werbekampagne deutschlandweit auszubauen.