Update Sachsen
Merken

Ehemaliger ZdK-Präsident und Sächsischer Kunstminister Hans Joachim Meyer ist tot

Er führte die Laien der deutschen Katholiken mehr als zehn Jahre. Zuvor war er Minister in der einzigen frei gewählten Regierung der DDR unter de Maizière. Am Freitag ist Hans Joachim Meyer gestorben.

 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Hans Joachim Meyer, Sachsens ehemaliger Kulturminister und Sprecher der Freunde der St. Hedwigs-Kathedrale, ist tot.
Hans Joachim Meyer, Sachsens ehemaliger Kulturminister und Sprecher der Freunde der St. Hedwigs-Kathedrale, ist tot. © Jörg Carstensen/dpa

Berlin. Der frühere Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) ist tot. Hans Joachim Meyer ist nach Angaben des ZdK am Freitag im Alter von 87 Jahren gestorben. Meyer stand von 1997 bis 2009 an der Spitze der Laien-Vertretung der Katholiken in Deutschland. Zuvor war der CDU-Politiker Sächsischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst. Nach der Wende war Meyer von April bis Oktober 1990 in der einzigen frei gewählten Regierung der DDR unter Lothar de Maizière Minister für Bildung und Wissenschaft. Zuvor berichtete die "Frankfurter Allgemeine Zeitung".

"Hans Joachim Meyer war als Präsident mit ostdeutscher Biografie ein Glücksfall für das ZdK", sagte die amtierende Präsidentin Irme Stetter-Karp laut Mitteilung von Sonntag. "Er hatte maßgeblichen Einfluss auf das Zusammenwachsen der Katholiken in Ost und West, verstand es, Lebenswelten zusammenzuführen und mit brillanten Analysen der deutsch-deutschen Wirklichkeit für ein wechselseitiges Verstehen zu werben."

Meyer habe den Laienkatholizismus am Beginn des neuen Jahrtausends und an einem Wendepunkt deutscher Geschichte maßgeblich geprägt, sagte Stetter-Karp. "Er lebte und handelte aus einer engen Verbindung seiner politischen Überzeugungen und seines Glaubens heraus. Durch seine Geradlinigkeit und seinen in der Zeit der DDR erworbenen untrüglichen Sinn für die Achtung und den Respekt vor der Würde jedes Menschen hat er sich bei allen politischen, gesellschaftlichen und kirchlichen Kräften in Deutschland höchsten Respekt erworben", teilte das ZdK mit Sitz in Berlin mit.

"Mit dem Tod von Prof. Dr. Hans-Joachim Meyer verlässt uns ein engagierter Katholik und aufrichtiger Politiker. Neben seinem politischen Engagement war ihm der Einsatz für die katholische Kirche ebenso wichtig", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, der Deutschen Presse-Agentur zum Tod Meyers.

Mutig und engagiert sei er Mitglied der Pastoralsynode der katholischen Kirche in der DDR gewesen. Seine Zeit als Präsident des ZdK sei unvergessen. Bätzing weiter: "Für ihn galt es immer, den Dialog zwischen Kirche und Politik zu suchen. Die Deutsche Bischofskonferenz hat er kritisch-konstruktiv begleitet. Wir werden ihn nicht vergessen und in dieser Stunde des Abschieds für ihn beten."

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) würdigte Meyer am Sonntag als herausragende Persönlichkeit. "Wir Sachsen haben ihm sehr viel zu verdanken. Mit einer beeindruckenden moralischen Geradlinigkeit hat er die Wiedervereinigung gestaltet. Er hat die Grundlagen für das erfolgreiche sächsische Wissenschaftssystem gelegt und auch nach seinem Ausscheiden immer wieder Position für die Freiheit und Unabhängigkeit der Wissenschaft bezogen", schrieb Kretschmer auf X (ehemals Twitter).

Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow und Kulturministerin Barbara Klepsch (beide CDU) erinnerten in einer Mitteilung daran, dass er nach der Friedlichen Revolution den Grundstein für eine moderne Hochschul- und Forschungslandschaft gelegt sowie den Kulturbereich auf die Zukunft ausgerichtet habe. Sein Engagement und seine Hingabe für das Gemeinwohl seien "bewundernswert und inspirierend für nachfolgende Generationen von Verantwortungsträgern", sagte Gemkow.

"Mit ihm verliert der Freistaat Sachsen einen großartigen Politiker, Visionär, und einen feinen Menschen", ergänzte Klepsch. Als erster Wissenschafts- und Kunstminister habe er sich "im besonderen Maße" beim Neuaufbau des Freistaates engagiert und entscheidend dazu beigetragen, dass Sachsen heute "ein großartiges Wissenschafts- und Kulturland mit internationaler Strahlkraft" sei. Klepsch hob zudem das ehrenamtliche Engagement des Katholiken als "beeindruckend" hervor. (dpa)