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Deutlich mehr Stechmücken in Sachsen erwartet

Die Vegetation hat vier Wochen früher begonnen. Das hat nicht nur Auswirkungen auf Mücken, sondern auch auf Viren, die sie übertragen können. Fünf Tipps, wie Sie sich wirksam schützen.

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Für Mücken ist 2024 ein richtig gutes Jahr.
Für Mücken ist 2024 ein richtig gutes Jahr. © dpa/Patrick Pleul

Dresden. Die milden Winter und höheren Jahrestemperaturen schaffen für die meisten Stechmückenarten günstige Bedingungen, sagt Matthias Nuß, Insektenforscher am Senckenberg Museum für Tierkunde in Dresden. In diesem Jahr habe die Vegetationsperiode in Sachsen etwa vier Wochen früher begonnen als üblich.

„Diese Zeit reicht für die Stechmückenweibchen aus, eine ganze Generation hervorzubringen.“ Zudem gelten Stechmücken als potenzielle Virenüberträger. „In kalten Wintern mit starkem Frost sterben die Viren ab. Das ist in diesem Jahr nicht der Fall gewesen“, erläuterte Nuß.

Zu den bisher in Deutschland bekannten 52 Arten von Stechmücken kämen immer neue hinzu wie die Buschmücke oder die Tigermücke, die zuvor wegen des kälteren Klimas in Sachsen nicht heimisch gewesen seien. Diese Arten seien sehr gut an den Siedlungsraum angepasst, betonte der Insektenforscher. So würden die Weibchen ihre Eier in die Untersetzer von Blumentöpfen legen, die dann rasch nach den ersten Regenfällen schlüpfen würden.

Zudem könnten durch diese Stechmücken Malaria, das Dengue-Fieber oder das Zika-Virus übertragen werden. „Zwar sind diese Krankheiten derzeit noch nicht bei uns etabliert. Aber es ist wichtig, die Erforschung von Therapien für diese Krankheiten voranzutreiben“, sagte Nuß.

Neue Arten machen sich breit

Der vergangene Winter war in Sachsen nach Ansicht von Meteorologen außergewöhnlich nass und mild ausgefallen. Von Dezember bis Februar fielen nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) im Durchschnitt 237 Liter Niederschläge pro Quadratmeter. Der vieljährige Mittelwert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 liegt demnach bei 152 Litern pro Quadratmeter.

Die Durchschnittstemperatur betrug 3,4 Grad Celsius und lag damit 3,8 Grad über dem langjährigen Mittel. Im Februar wurde es im Schnitt sogar 6,2 Grad warm – fast so wie in einem typischen April (langjähriges Mittel im April: 7,3 Grad) und so warm wie nie in einem Februar seit 1881.

Es bestehe kein Anlass, in Panik zu verfallen, aber gewisse präventive Maßnahmen seien sinnvoll, betonte Nuß. Was gegen Mücken und im Fall eines Stiches hilft:

Tipp 1 – Die richtigen Inhaltsstoffe

Einen gewissen Schutz bieten Mückenschutzmittel, die man in Apotheken, Drogerien und Supermärkten kaufen kann. Doch ausgerechnet die am besten wirkenden Präparate, die bis zu 7,5 Stunden wirken sollen, haben einen Nachteil: Sie enthalten meistens den Wirkstoff DEET (Diethyltoluamid). Der hält Mücken zwar am besten fern, birgt nach Angaben der Verbraucherzentrale Hamburg aber gesundheitliche Risiken.

Besser verträglich sei der Wirkstoff Icaridin, der dennoch gut schütze. In Produkttests der Stiftung Warentest hat auch der Wirkstoff Para-Menthan-3,8-diol (PMD) gut abgeschnitten. Weniger gut: Abwehrstoffe auf Basis ätherischer Öle aus Lavendel oder Zitronengras. Laut den Verbraucherschützern verdampfen sie auf der Haut schnell und können bei Sonneneinstrahlung die Schleimhäute reizen.

Tipp 2 – Richtig abwehren

Um die Wirkung nicht zu beeinträchtigen, sollten Mückenmittel nicht zusammen mit Sonnenschutzpräparaten aufgetragen werden, sondern 20 Minuten später, rät die Landesapothekenkammer Hessen.

Wegen möglicher Nebenwirkungen rät die Verbraucherzentrale zu Mückenschutzmitteln nur dann, wenn dies unbedingt erforderlich ist, etwa in der freien Natur beim Wandern. Das Umweltbundesamt rät zudem zu heller, nicht eng anliegender Kleidung, die die Insekten abschreckt und es ihnen erschwert, an die Haut zu kommen. Die Verbraucherschützer empfehlen mechanischen Schutz: Moskitonetze über Betten und Kinderwagen, feinmaschige Fliegengitter an Fenstern und Türen. Reisende können Gaze ins Gepäck nehmen und vor Ort zugeschnitten mit Klebeband an Fenstern und Öffnungen befestigen.

Tipp 3 – Erst Hausmittel

„Hat die Mücke zugestochen, hilft das Kühlen des Stichs mit einem feucht-kalten Lappen, einer Scheibe Zitrone oder einer halben Zwiebel“, sagt Tristan Jorde, Umweltberater bei der Verbraucherzentrale Hamburg. Ein weiteres Hausmittel: Umschläge mit essigsaurer Tonerde.

Auch Antihistaminika, also Mittel gegen allergiebedingte Beschwerden, helfen weiter. Sie gibt es zum Auftragen auf die Haut oder in Tablettenform. Leichte Entzündungen lindern nicht verschreibungspflichtige Cremes, Lotionen und Gele mit dem Wirkstoff Hydrocortison. Solche Präparate sollten ohne ärztlichen Rat nur wenige Tage, aber nicht länger als zwei Wochen angewendet werden.

Tipp 4 – Mit Hitze Juckreiz bekämpfen

Meist unbedenklich sind thermische Stichheiler, die aber nur auf intakter Haut verwendet werden sollten. Sie versprechen besseren Erfolg, je schneller der Stich behandelt wird. Die elektronischen Wärmestifte verhindern mit einem kurzen Hitzeimpuls von rund 50 Grad Celsius, dass der Körper den juckreizfördernden Eiweißstoff Histamin ausschüttet, mit dem Menschen auf Stiche reagieren. So wirken sie auch bei Stichen und Bissen anderer Insekten wie Bremsen, Bienen, Wespen oder Flöhen.

Tipp 5 – Finger vom Stich lassen

Wer kratzt, arbeitet die Enzyme im Mückenspeichel nur tiefer ins Gewebe ein und bringt über die Fingerkuppen Schmutz und Keime in die Wunde – Infektionsgefahr. Man sollte auch nicht mit dem Arm auf der Stelle reiben, sondern lieber mit zwei Fingern die Haut um die Stichstelle herum einkneifen. (dpa)