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Pfarrer aus Sachsen hilft auf Rhodos

Die Feuer auf Rhodos sind fast gelöscht, die Brandgefahr aber bleibt nach langer Trockenheit. Ein Pfarrer aus Sachsen hat die Katastrophe auf der griechischen Insel als Seelsorger für deutsche Urlauber hautnah miterlebt - obwohl er weit weg war.

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Falk Klemm (l.) steht neben dem Metropoliten von Rhodos Kyrillos II. Der Pfarrer aus dem sächsischen Erzgebirge unterstützt deutsche Touristen auf der griechischen Insel Rhodos.
Falk Klemm (l.) steht neben dem Metropoliten von Rhodos Kyrillos II. Der Pfarrer aus dem sächsischen Erzgebirge unterstützt deutsche Touristen auf der griechischen Insel Rhodos. © Falk Klemm

Dresden/Rhodos. Pfarrer Falk Klemm aus dem sächsischen Erzgebirge steht deutschen Touristen auf der griechischen Insel Rhodos bei. "Viele wurden überrascht von der schnellen Ausbreitung des Feuers, das ja zunächst weit weg von ihnen war", erzählt er von Begegnungen der letzten Tage. Dann drehte sich der Wind - die Gäste flohen überstürzt. Der Geistliche von St. Niklas in Ehrenfriedersdorf ist selbst mit Frau und Sohn in den Ferien - und zugleich im Dienst. Seit zwei Jahrzehnten beteiligt er sich an der Urlauberseelsorge der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Doch diesmal ist die Auszeit herausfordernder. Zwar weit entfernt von den Bränden im Süden der Insel in Rhodos-Stadt ist Klemm dennoch nah dran am Schicksal der Feriengäste, nicht nur aus Deutschland. "Einige sind gekommen, haben gefragt, ob wir sie unterbringen können." Die deutschsprachige evangelische Gemeinde habe schnell klimatisierte Räume zur Verfügung gestellt und erstmal für das Nötigste gesorgt, zwei Sachsen seien vorübergehend bei Mitgliedern untergekommen.

Der 52-Jährige ist einer von fünf Pfarrern aus dem Freistaat, die für die EKD im Sommer deutsche Gemeinden im Ausland unterstützen. Insgesamt werden diesmal gut 100 Geistliche in europäische Länder entsendet. "Gerade in der Urlaubszeit, wo sich Menschen erholen, sind diese für Glaubensfragen offener", sagt eine Sprecherin des Landeskirchenamtes in Dresden. An über 51 Orten könnten so vertraute Gottesdienste in deutscher Sprache angeboten werden, in Dänemark, Griechenland, Litauen, Schweden sowie in Österreich und Rumänien.

Deutsche Touristen und Einheimische versuchen auf Rhodos ein Feuer zu löschen.
Deutsche Touristen und Einheimische versuchen auf Rhodos ein Feuer zu löschen. © AP

Aus Sachsens Landeskirche sind drei Ruhestandspfarrer und eine Dresdner Pfarrerin in Österreich und ein Kollege aus Leipzig verbringt den August auf der dänischen Insel Rømø. Sie bieten auch Gesprächsabende oder Bibelarbeit an, haben stets ein offenes Ohr für die Urlauber - und nach Dienstende selbst Ferien. Klemm hat schon als ganz junger Pfarrer erstmals Erholung und Arbeit so verbunden. Dabei ist er auch am Strand oder bei Ausflügen immer in Bereitschaft, "aber ich habe keine Flagge dabei". In der Stadt sei das anders, "da ziehe ich ein Talarhemd an". Wenn eine Situation Hilfe erfordert, gibt er sich zu erkennen. "In Italien habe ich nach einem Badeunfall mit den Menschen gebetet."

Mit seiner Frau, einer selbstständigen Ergotherapeutin, und den Kindern, war die Familie an der italienischen Adria, in Österreich, Polen oder an der Kurischen Nehrung in Kleipeda. Sein erster Einsatz auf Rhodos ist etwas Besonderes, auch wegen des Umgangs der Griechen mit der Feuersbrunst. Die Urlauber erzählten vor allem beeindruckt von deren Solidarität und Engagement. Sie würden mit allem helfen, was geht, um sie in Sicherheit zu bringen: Boote, Autos, Busse, Räume. "Ich habe von Keinem gehört, dass Urlauber zu Schaden gekommen wären", sagt Klemm. Das sei in so einer Extremsituation, die Inselbewohner ja selbst hart treffe, "bemerkenswert". Denn die Reiseleiter seien heillos überlastet gewesen.

Aber Unfälle, auch Todesfälle, seien im Urlaub "das normale Leben", meint Klemm. Er hört zu, tröstet, spricht Mut zu. Auf Rhodos brauchten die meisten Sicherheit, konkrete Hilfe wie Handy-Aufladung oder Verpflegung. "Oft haben die Leute noch ihren Zimmerschlüssel vom Hotel oder den vom Mietwagen dabei, auch darum kümmern wir uns", sagt er. "Die Touristen sind überrascht, dass Kirche so präsent ist und konkret hilft, wie mit dem Weg zur Toilette oder einer Steckdose."

Am Dienstag schon geht es für die Klemms zurück nach Hause, nach einem Monat. Im August kommt ein anderer Pfarrer zu der Auslandsgemeinde, die vor 30 Jahren von deutschen Frauen gegründet wurde, die griechische Männer heirateten. Sie richteten ein Ökumenisches Zentrum und eine Pfarrwohnung ein - mitten in der Stadt und doch in Strandnähe. (dpa)