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Für seinen Enkel wurde Jens G. zum alleinerziehenden Opa

Als seine Tochter stirbt, nimmt Jens G. aus Döbeln ihren eineinhalb Jahre alten Jungen bei sich auf. Der 54-Jährige ersetzt ihm seither Mama, Papa und Oma. Die Stiftung Lichtblick unterstützt die beiden mit Spenden.

Von Olaf Kittel
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Jens G. (54) aus Döbeln hat sein ganzes Leben umgestellt, um rund um die Uhr für den Enkel Malon da zu sein. Lichtblick half bei der Einrichtung des Kinderzimmers.
Jens G. (54) aus Döbeln hat sein ganzes Leben umgestellt, um rund um die Uhr für den Enkel Malon da zu sein. Lichtblick half bei der Einrichtung des Kinderzimmers. © Thomas Kretschel

Malon tobt durchs Wohnzimmer der Döbelner Plattenbauwohnung, mal mit, mal ohne Ball. Und prompt stößt er sich an einem Schrank. Der Zweieinhalbjährige verzieht das Gesicht, ruft „aua, aua“, hält sich den Kopf und läuft zum Opa. Der bleibt ruhig, streichelt den Jungen und pustet aufs Wehweh. Dabei riecht Jens G., dass es da noch ein Malheur gibt. „Eingekackert?“, fragt er Malon. Und ohne die Antwort abzuwarten, steht er langsam und ein bisschen mühsam auf, hebt den Jungen auf den Arm und sagt ganz unaufgeregt: „Komm, Bude sauber machen“.

Die zwei kehren nach erstaunlich kurzer Zeit fröhlich aus dem Bad zurück. Problem gelöst. Bald werden die schmutzigen Sachen sauber gewaschen mit der anderen Kinderkleidung auf dem Balkon hängen.

Eindeutig: Jens G. hat inzwischen Übung. Aus dem alleinstehenden 54-Jährigen ist im Sommer 2022 ein alleinerziehender Opa geworden. Von heute auf morgen, ohne Vorwarnung.

So können Sie mit Lichtblick helfen

  • Die Stiftung Lichtblick hilft in Not geratenen Menschen in unserer Region, die keine andere Unterstützung finden.
  • Spenden auf das Konto bei der Ostsächsischen Sparkasse Dresden, BIC: OSDDDE81, IBAN: DE88 8505 0300 3120 0017 74
  • Oder online über: www.lichtblick-sachsen.de/jetztspenden

Bis dahin hatte er ein wechselvolles Leben, neben schönen gab es auch schon vorher schwere Zeiten. Aufgewachsen ist er im Döbelner Umland, wohlbehütet in einer fünfköpfigen Familie. Er lernte Umformer in einer Metallfabrik, erwarb den Lkw-Schein, weil er nicht sein Leben lang an einer Presse stehen wollte. Die Armeezeit kam dazwischen, er wurde noch 1989 zur NVA eingezogen. Mitten hinein in die Dienstzeit kam die Wende, statt nach 18 Monaten wurde er im Winter 1990 schon nach einem Jahr entlassen. Sogar mit einer Abfindung, weil nach bundesdeutschem Recht Familienväter nicht eingezogen wurden.

Geheiratet hatte er während der Armeezeit, seine älteste Tochter war schon geboren, die jüngere Tochter Lisa folgte etwas später. Danach wurde er tatsächlich Lkw-Fahrer. Zunächst fuhr er Milch, Gemüse und Schokoriegel für den Kraftverkehr, später zog es ihn als Fernfahrer zu einer Spedition in den Westen. Viele Jahre lenkte er seinen Transporter kreuz und quer durch Europa, kam nur manchmal heim, lernte die harten Bedingungen und so manche Ausbeutungsmethode der Branche am eigenen Leib kennen. Einmal musste er sieben Wochen am Stück unterwegs sein.

Opa lässt Malon seinen Spaß, aber er lässt ihm nicht alles durchgehen.
Opa lässt Malon seinen Spaß, aber er lässt ihm nicht alles durchgehen. © kairospress

Malon, frisch verpackt, tobt inzwischen wieder durch die Stube, es poltert, ab und zu fällt etwas runter. Den Opa bringt das nicht aus der Ruhe. Nur dann und wann unterbricht er seinen Bericht und ruft Malon ein sanftes „Nicht so dolle“ zu. Es hilft wenig bis nichts. Der Kleine hat gerade Spaß daran, stets das Gegenteil zu tun. Und der Opa lässt ihm den Spaß.

Erst stirbt die Frau, dann die Tochter

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