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Kommentar zum Grünen-Gewölbe-Prozess: Das Urteil ist nur ein Etappensieg

Nach 47 Verhandlungstagen endet der Prozess um den Einbruch ins Historische Grüne Gewölbe. Nicht alle Fragen sind beantwortet. Ein Kommentar.

Von Alexander Schneider
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Alexander Schneider kommentiert das Urteil im Prozess um das Grüne Gewölbe.
Alexander Schneider kommentiert das Urteil im Prozess um das Grüne Gewölbe. © dpa/Sebastian Kahnert; SZ

Es ist geschafft. Das Landgericht Dresden hat fünf Männer zu Haftstrafen verurteilt, die für den dreisten Diamantendiebstahl aus dem Grünen Gewölbe verantwortlich sind. Vier Angeklagte haben einen Großteil ihrer Beute herausgegeben – in Vorleistung, also ohne feste Zusage, wie sehr sie davon profitieren würden. Erst danach folgte der Deal, eine Verfahrensverständigung, mit dem Gericht, und die Geständnisse.

Das Ergebnis ist ein Erfolg der Ermittler, die Beweise gesammelt und die Täter angeklagt hatten, der Jugendkammer, die in der 14-monatigen Hauptverhandlung die Übersicht behielt, und nicht zuletzt der Verteidiger, die für ihre Mandanten unter diesen Bedingungen das beste Ergebnis erzielten.

Kaum jemand hatte erwartet, nur den kleinsten Diamanten wiederzusehen. Jetzt ist ein Großteil des Schmucks zurück. Dass die „schweren Jungs“ des Remmo-Clans überhaupt gestanden haben, ist eine Überraschung. Sie müssen erkannt haben, dass ihnen weit höhere Strafen als üblich drohen – wegen der schweren Brandstiftung in der Tiefgarage.

Natürlich, vielen sind die ausgedealten Strafen zu mild. Wie viel Freiheit haben sich die Angeklagten erkauft? Zwei Jahre Haft, vielleicht drei? Mehr eher nicht. Strafrechtlich geht es nicht um ein Kapitaldelikt. Es geht um Einbruchdiebstahl mit einem großen Schaden und eine schwere Brandstiftung, bei der, glücklicherweise, nur zwei Menschen leicht verletzt wurden. Der Schaden wäre weit geringer gewesen, hätten etwa die Staatlichen Kunstsammlungen den Schutz ihrer Reichtümer ernst genommen.

Man kann erfolgreich gegen Clans ermitteln

Aus den Angeklagten macht das jedoch keine Engel. Der Prozess hat gezeigt, dass Polizei und Justiz erfolgreich gegen Clans ermitteln können. Es ist eine Frage der Ressourcen. Die „Soko Epaulette“ hat aus dem Vollen geschöpft: Personal, Technik, die Unterstützung anderer Bundesländer, das war hier alles kein Problem. Auch solche besonders skrupellosen Taten lassen sich aufklären.

Trotz intensiver Vorbereitung und eines ausgeklügelten Plans, trotz ihrer Unverfrorenheit und ihrer Erfahrung, machten die Täter Fehler. Sie provozierten eine Polizeikontrolle, sie hinterließen DNA am Tatort, sie fielen auf, als sie zurück nach Berlin rasten. Die Polizei hat in einer unglaublichen Leistung diese und andere Schwachstellen zu einer Indizienkette aufgereiht und den Tätern umgehängt.

Doch auch nach 47 Prozesstagen bleiben wichtige Fragen offen: Wo befindet sich der restliche Schmuck? Wer ist der sechste Täter, der mit in Dresden war? Wer sind die Hintermänner? Für die Ermittler ist der Fall nach diesem Etappensieg noch lange nicht abgeschlossen.

Mail an Alexander Schneider