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Kunst am Bau in Sachsen wieder gefragt

Kunst an neuen Gebäuden macht die oft nüchterne Architektur interessanter. Doch Kunst am Bau ist nicht selbstverständlich und auch nicht billig.

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Figuren des Ensembles "Chorus aus Beton" liegen auf dem Platz vor dem Neubau des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung in Leipzig.
Figuren des Ensembles "Chorus aus Beton" liegen auf dem Platz vor dem Neubau des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung in Leipzig. © Jan Woitas/dpa

Rundliche Elemente aus Beton auf einem Vorplatz in Leipzig, eine Glasinstallation am Eingang eines Gerichts in Borna: Kunst an öffentlichen Bauten ist in Sachsen wieder gefragter. "Nach einer ziemlichen Flaute vor einigen Jahren werden wieder spürbar mehr Wettbewerbe ausgeschrieben", hat die Geschäftsführerin des Landesverbandes Bildende Kunst Sachsen, Lydia Hempel, in Dresden festgestellt. Dennoch sei nach Auffassung des Verbandes mehr möglich, sagte sie der Nachrichtenagentur dpa: "Kunst am Bau wird oft nur als Künstlerförderung verstanden, weniger als eine Bereicherung oder eine Individualisierung des Bauwerkes."

Auch in den Kommunen, so hat Hempel es beobachtet, wird Kunst im öffentlichen Raum wieder mehr Beachtung geschenkt. So gebe es neben Dresden auch in Leipzig und Zwickau dazu Richtlinien.

Zu den jüngsten Kunstprojekten, die vom Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) gefördert wurden, gehört die Arbeit "Justitia" der Berliner Künstlerin Helga Franz am Amtsgericht Borna (Kreis Leipzig). Die 3,30 mal 2,40 Meter große, grün gehaltene lichtdurchlässige Glasinstallation mit dem Kopf der Göttin Justitia hat rund 40.000 Euro gekostet und soll eine transparente offene und neutrale Justiz symbolisieren.

Das Ensemble der rundlichen Figuren aus Beton des Projektes "Chorus" auf dem Platz vor dem Neubau des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung an der Alten Messe in Leipzig erinnert an Robben, Muscheln, Gewürm oder Zellen. Es kann berührt werden und will etwa Interaktion, Offenheit und Durchlässigkeit, Überlagerung und Durchdringung von Systemen künstlerisch in Szene setzen.

Weitere Projekte harren auf ihre Verwirklichung, nachdem Wettbewerbe entschieden wurden: ein Wandrelief am neuen Lehr- und Laborgebäude der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Dresden, eine Bodenintarsie mit dem Titel "Noli Turbare Circulos Meos – Störe meine Kreise nicht" in den Lichthöfen der neuen Universitätsbibliothek und dem Hörsaalzentrum der TU Bergakademie Freiberg sowie das Projekt "Lightning" mit verspiegelten Wänden und Lichtelementen im Hochtechnologiezentrum und Technikum der Westsächsischen Hochschule in Zwickau. Die Kosten belaufen sich bei zwei Projekten davon auf je 125.000 Euro, bei einem auf 175.000 Euro.

"Es gehört zu den Aufgaben des Freistaates, die zeitgenössische, bildende Kunst zu fördern", sagte SIB-Sprecher Alwin-Rainer Zipfl. Bei großen Baumaßnahmen würden deshalb in der Regel Leistungen an bildende Künstler vergeben, "wenn Art, Zweck und Bedeutung der Baumaßnahmen dieses rechtfertigen." Die dafür aufgewendeten Mittel sollen jedoch in der Regel zwei Prozent der Baukosten nicht übersteigen und auf maximal 125.000 Euro begrenzt bleiben. Bei Kosten bis zu 30.000 Euro können Künstler nach dem Votum eines sachverständigen Gremiums auch ohne Wettbewerb beauftragt werden. Wie viel Geld das Land jährlich für Kunst am Bau ausgibt, blieb unklar.

In Dresden ist seit 1994 eine Kunstkommission für Kunst im öffentlichen Raum zuständig. Dabei gehe es nicht um eine Verschönerung von Plätzen mit Kunstobjekten, hieß es. Vielmehr sollten künstlerische Arbeiten an sozialen, städtebaulichen oder kulturgeschichtlichen Brennpunkten in der Stadt wirksam werden.

Der Bund der Steuerzahler in Sachsen hat nichts gegen Kunst am Bau. Allerdings sollten die Kosten gemessen an den Baukosten "verhältnismäßig" sein und ein Bezug zum Gebäude solle erkennbar sein, sagte Präsident Thomas Meyer.