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Freistaat Sachsen kann jetzt auch auf Mastodon "tröten"

Mastodon gilt als datensensible Alternative zu Facebook und X. Der Freistaat Sachsen will jetzt auch auf dem Sozialen Netzwerk mitmischen. Doch nutzt das überhaupt jemand?

Von Fabian Deicke
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Wird als Alternative zu Twitter, jetzt X, angesehen: der Kurznachrichtendienst Mastodon.
Wird als Alternative zu Twitter, jetzt X, angesehen: der Kurznachrichtendienst Mastodon. © Zacharie Scheurer/dpa

Dresden. Der Freistaat Sachsen hat sich eine eigene Instanz beim Kurznachrichtendienst Mastodon eingerichtet. Unter social.sachsen.de soll es öffentlichen Stellen fortan möglich sein, datenschutzfreundlich über ihre Arbeit zu informieren und mit Bürgern in Kontakt zu treten, teilt die Sächsische Datenschutz- und Transparenzbeauftragte Juliane Hundert am Dienstag mit.

Um bei Mastodon aktiv zu werden, muss man sich einen Account anlegen und einem Server beziehungsweise einer sogenannten Instanz anschließen. Einmal beigetreten, ist die Kommunikation mit Nutzern auf allen Instanzen des Netzwerks möglich. Der Vorteil daran: Nutzerdaten befinden sich nicht wie üblich zentral beim Anbieter einer Social-Media-Plattform, sondern liegen verteilt bei den jeweiligen Betreibern der Instanzen.

Der Instanz des Freistaats können jedoch keine Privatpersonen beitreten. In einer jetzt beginnenden Pilotphase sollen Ministerien und nachgeordnete Behörden des Landes einen Account auf der Instanz social.sachsen.de erhalten können. Privatpersonen dürfen dann verfolgen, was die öffentlichen Mastodon-Profile mitteilen - und auch interagieren.

Die standardmäßig bis zu 500 Zeichen langen Mitteilungen heißen bei dem Kurznachrichtendienst "Toots", was übersetzt so viel wie "Tröts" bedeutet. Die Bezeichnung leitet sich vom Namen des Netzwerks ab: Das Mastodon war eine Mammut-Art, die vor rund 10.000 Jahren ausstarb.

"Auf Mastodon ist fast noch niemand"

Bisher befindet sich auf der Plattform tatsächlich auch noch relativ wenig Leben. Wenngleich es infolge der Veränderungen bei Twitter einhergehend mit der Umbenennung in X und der Einführung eines Bezahlmodells einen deutlichen Zuwachs gibt. "Man könnte es sarkastisch sagen: Aus Datenschutzperspektive ergibt die Nutzung von Mastodon durchaus Sinn. Denn dort sieht garantiert fast noch niemand, was Menschen veröffentlichen", sagt der Dresdner Social-Media-Experte Andreas Szabó auf Anfrage von Sächsische.de.

Das Netzwerk werde aktuell nur von einer sehr datensensiblen und technikaffinen Zielgruppe genutzt, erklärt Szabó. "Die breite Bevölkerung ist damit kurz- und mittelfristig nicht erreichbar", schätzt er ein. Im September hat Mastodon offiziell die Zahl der monatlichen Nutzer mit 1,7 Millionen angegeben - weltweit.

Strittiges Thema: Datenschutz

Dass das Thema Datenschutz eine entscheidende Rolle bei der neuen Initiative auf Mastodon spielen dürfte, liegt nahe. Über die Nutzung Sozialer Netzwerke für die öffentliche Kommunikation gibt es gegenwärtig in Sachsen eine juristische Auseinandersetzung. Im Juli hatte die Datenschutzbeauftragte die Sperrung der Facebookseite "Freistaat.Sachsen" verfügt. Gegen die drohende Abschaltung hat die Staatsregierung Klage beim Verwaltungsgericht Dresden eingereicht.

Auch in anderen Bundesländern werden die Aktivitäten von Landesregierungen durch Datenschutzbeauftragte kritisch beobachtet. Mastodon wird dabei häufig als eine geeignete nicht-kommerzielle Alternative zu den großen bekannten Sozialen Netzwerken eingeschätzt. Auf Mastodon sind beispielsweise auch Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Hessen und Baden-Württemberg bereits mit eigenen Instanzen vertreten. Manche Länder nutzen auch die Instanz des Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI). Bis zu dem Umzug jetzt auf die eigene Instanz war auch die Sächsische Datenschutzbeauftragte dort vertreten.