Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
Sachsen
Merken

Merkwürdiges aus dem Freistaat

Ideen aus Sachsen brauchen Zeit - mitunter auch mehrere Hundert Jahre. Aber irgendwann sind wir damit immer Spitze, freut sich Sächsische.de-Redakteur Gunnar Saft in seiner satirischen Kolumne.

Von Gunnar Saft
 2 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Das Steigerlied aus dem Erzgebirge ist nun gesamtdeutsches Kulturerbe. Was einen Bergmanns-Chor und etliche stolze Abgeordnete diese Woche gleich mal zu einem gemeinsamen Ständchen vor dem Dresdner Landtag animierte. Glück auf!
Das Steigerlied aus dem Erzgebirge ist nun gesamtdeutsches Kulturerbe. Was einen Bergmanns-Chor und etliche stolze Abgeordnete diese Woche gleich mal zu einem gemeinsamen Ständchen vor dem Dresdner Landtag animierte. Glück auf! © dpa

Am Ende wird noch jeder Rekord geknackt: Jahrelang war zum Beispiel der ganze Freistaat überzeugt, dass es zur Heimat-Hymne „Sing, mei Sachse, sing!“ keine Alternativen gibt. Seit dieser Woche dann aber doch: Deutschlands Kulturminister entschieden, das aus dem Erzgebirge stammende „Steigerlied“ als Kulturerbe ins Unesco-Verzeichnis aufzunehmen – quasi als offizielle Nationalhymne für alle Bergbauregionen. Glückwunsch, ein sächsischer Hit von 1678 endlich in den aktuellen Charts. Wir sollten unser Landesmotto ändern: „Sachsen kann alles, außer schnell!“

Und weil wir Sachsen nicht nur beim Komponieren, sondern auch beim Tüfteln niemals aufgeben, wird auch dieses Leipziger Projekt sicher irgendwann mal ein ganz großer Renner: „Lautlos und ungestört ruhen dank neuer Technik“. Für nächsten Mittwoch lädt die Stadtverwaltung eigens zum Fototermin auf den Südfriedhof, um der Öffentlichkeit vor Ort stolz eine neue Flotte an Elektrofahrzeugen für das städtische Bestattungswesen vorzustellen. Was zunächst etwas makaber klingt, hat aber auch etwas Gutes. Alle Leute, die deshalb am Mittwoch auf den Südfriedhof strömen, kommen danach auch wieder heraus. Das ist bei den dort sonst üblichen Terminen leider eher selten der Fall und damit immerhin ein Anfang.

Jetzt müssen wir uns nur noch etwas für die Klimakleber einfallen lassen. Die neueste Idee der sächsischen Polizei, diese für die Staus und den Stress zur Kasse zu bitten, klingt schon mal nicht schlecht. Was aber, wenn die Kleber künftig klaglos in ihr Portemonnaie greifen, sobald sie ihre Hände dank Olivenöl und fleißiger Polizisten wieder frei haben? Ich schlage daher eine andere Methode vor: Die Aktivisten einfach mal eine Nacht lang kleben lassen und dabei in Hörweite ununterbrochen und laut das Steigerlied abspielen. Wenn man schon ein Kulturerbe hat, sollte man es auch vernünftig nutzen. Wetten, wenn das klappt, machen es alle anderen uns Sachsen sofort nach?