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Großes Buddeln für erste Waldtoiletten im Nationalpark

Im Kirnitzschtal und am Lilienstein werden für Wanderer drei stille Örtchen gebaut. Was sie so besonders macht - und wer sie künftig putzt.

Von Katarina Gust
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Am Parkplatz an der Neumannmühle im Kirnitzschtal schwebt das Herzstück der neuen Waldtoilette ein: Ein rund 3.000 Liter fassender Betonbehälter für menschliche Hinterlassenschaften.
Am Parkplatz an der Neumannmühle im Kirnitzschtal schwebt das Herzstück der neuen Waldtoilette ein: Ein rund 3.000 Liter fassender Betonbehälter für menschliche Hinterlassenschaften. © Marko Förster

Im Nationalpark Sächsische Schweiz hat das große Buddeln begonnen. Am Mittwoch wurden die ersten Bauteile für die geplanten neuen Waldtoiletten geliefert - und gleich verbaut. Sie sollen an insgesamt drei verschiedenen Standorten direkt im Nationalpark entstehen: an den Parkplätzen "Neumannmühle" und "Nasser Grund" im Kirnitzschtal, sowie am Wanderparkplatz Lilienstein nahe Waltersdorf.

Mit den stillen Örtchen, die speziell auf die menschlichen Bedürfnisse von Wanderern ausgelegt sind, verfolgt die Nationalpark- und Forstverwaltung ein Pilotprojekt. Das begann Ende 2022 mit zwei Waldtoiletten im linkselbischen Teil der Sächsischen Schweiz. Diese befinden sich am Wanderparkplatz Galgenschänke unterhalb des Papststeins zwischen Gohrisch und Papstdorf und am Wanderparkplatz an der Ottomühle im Bielatal. Diese zwei gehören zu den am stärksten frequentierten Wanderparkplätzen in der Elbsandsteinregion. Viele Autos bedeuten viele Ausflügler. Und nicht wenigen drückt vor oder nach der Wanderung die Blase.

© SZ Grafik / Gernot Grundwald

"Wir möchten mit den Trockentrenntoiletten das Angebot für die Besucher des Nationalparks verbessern und die negativen Auswirkungen von Fäkalien im Gelände sowie den Anblick der vielen Taschentücher im Schutzgebiet reduzieren", sagt Hanspeter Mayr, Sprecher der Nationalpark- und Forstverwaltung. Denn gerade in den Gebieten, in denen es keine oder nur wenige Gasthäuser gibt, schlagen sich Wanderer aus Mangel an Alternativen gern in die Büsche, um ihre Notdurft zu verrichten. Mit unappetitlichen Folgen. Die neuen Waldtoiletten sollen eine Antwort auf dieses Problem sein.

Eröffnung der Waldtoiletten noch dieses Jahr geplant

Bevor die Toiletten aufgebaut werden können, musste eine knapp zwei Meter breite Grube ausgehoben werden - für das Herzstück der Waldtoilette. Dieses ist ein rund 3.000 Liter fassender Betonbehälter, vom Hersteller mit dem treffenden Namen "Goldgrube" betitelt. Der Zylinder ist zugleich unterirdisches Fundament und Depot der Hinterlassenschaften. Die Waldtoiletten sind zwar optisch vergleichbar mit einem handelsüblichen WC. Das Besondere an diesem System: Es kommt ohne einen Tropfen Wasser aus. Eine Spülung gibt es nicht, auch kein Waschbecken. Dafür Toilettenpapier und - für Stehpinkler - ein Urinal. Die Toilette ist deshalb eher vergleichbar mit einem Plumpsklo, nur moderner. Sie funktioniert nahezu geruchsfrei, verspricht der Hersteller. Dafür sorgt eine Lüftung, die in der Toilettenschüssel integriert ist und schlechte Gerüche direkt nach außen ableitet.

"Der Rohbau für die ersten beiden Toiletten soll im ersten Halbjahr abgeschlossen sein, der Bau am Parkplatz Lilienstein soll anschließend folgen", kündigt Mayr an. Noch in diesem Jahr sollen alle drei Standorte für Besucher geöffnet werden. Die Benutzung ist ganzjährig möglich und kostenfrei.

Kostenlose Waldtoiletten in der Sächsischen Schweiz

Die Trockentrenntoiletten hätten sich im linkselbischen Teil der Sächsischen Schweiz an den Parkplätzen Bielatal und Papststein bewährt. Dieses Fazit kann die Nationalpark- und Forstverwaltung 16 Monate nach der Inbetriebnahme ziehen. "Der Pilotbetrieb ist erfolgreich", sagt Mayr.

Die Waldtoiletten - die das Exemplar an der Ottomühle - gleichen einem klassischen WC. Sie funktionieren jedoch völlig ohne Wasser.
Die Waldtoiletten - die das Exemplar an der Ottomühle - gleichen einem klassischen WC. Sie funktionieren jedoch völlig ohne Wasser. © Steffen Unger

Eine einheimische Firma sei mit der Betreuung der Waldtoiletten beauftragt. Bis auf wenige Ausnahmen konnte die Sauberkeit der Toiletten Dank der pfleglichen Nutzung durch die Besucher und der Betreuung durch den Auftragnehmer sehr gut gewährleistet werden, heißt es. Die Behälter unter den Toilettenschüsseln seien halbjährlich geleert worden - ohne Zwischenfälle. Im Laufe des Jahres hätte es zudem kaum Reparaturen und Vandalismus gegeben. "Es ist erfreulich, dass der Zustand und das Erscheinungsbild der beiden Waldtoiletten nach 16 Monaten noch nahezu neuwertig ist und die Besucher diesen Service offensichtlich sehr wertschätzen", sagt Hanspeter Mayr.

Nicht nur an der Neumannmühle wird für die Waldtoilette gebuddelt. Auch am Wanderparkplatz Nasser Grund im Kirnitzschtal sowie am Lilienstein sind solche Trockentrenntoiletten geplant.
Nicht nur an der Neumannmühle wird für die Waldtoilette gebuddelt. Auch am Wanderparkplatz Nasser Grund im Kirnitzschtal sowie am Lilienstein sind solche Trockentrenntoiletten geplant. © Marko Förster

Da diese Pilotphase an der Ottomühle und am Papststein erfolgreich war, entschied sich die Nationalpark- und Forstverwaltung dazu, drei weitere Waldtoiletten zu bauen. Und zwar nach dem gleichen Muster - optisch einheitlich, modern und gleichzeitig der Natur angepasst. Für den Bau der Toilettenhäuser wird beispielgebend eigenes Holz aus der planmäßigen Waldpflegen der Forstreviere der Nationalparkregion Sächsische Schweiz genutzt. Angedacht ist Lärchenholz, wie es bereits an der Waldtoilette an der Ottomühle und am Papststein verbaut wurde.