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Wie Künstler einen alten Vierseithof zum Leben erwecken

Zu Pfingsten zeigten erstmals Thomas Reichstein und Dipa Doreen Wolff ihr neues Refugium. Das liegt in der Nähe eines anderen bekannten Künstlers.

Von Anja Weber
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Die Dresdner Künstler Thomas Reichstein und Dipa Doreen Wolff präsentieren auf ihrem Vierseithof einen Ausschnitt ihrer Werkesammlung.
Die Dresdner Künstler Thomas Reichstein und Dipa Doreen Wolff präsentieren auf ihrem Vierseithof einen Ausschnitt ihrer Werkesammlung. © Marko Förster

Im Hof plätschert Wasser in einen Brunnentrog, rechts kräht ein Hahn beim Nachbarn und links gackern die Hühner. Das ist kein Klischee, sondern so erlebt bei "Kunst offen" im Hohnsteiner Ortsteil Cunnersdorf. Traditionell öffnen zu Pfingsten einige Künstler ihre Ateliers. Neu dabei ist die Kunstscheune in der Bockmühlenstraße 40.

Erstmals zeigen die Dresdner Künstler Thomas Reichstein und Dipa Doreen Wolff auf ihrem Vierseithof einen Ausschnitt ihrer umfangreichen Werke. Lebensgroße Plastiken von Frauen und Männern, dazwischen Bilder und kleinere Figuren, Plastiken aus Rattan von groß bis klein wohin das Auge reicht. Eine Scheune mit zeitgenössischer Kunst mitten in Cunnersdorf.

Offenbar zieht es immer mehr Künstler aufs Land. Zumindest Thomas Reichstein und Dipa Doreen Wolff befinden sich in prominenter Nachbarschaft. Denn gleich daneben hat Jochen Fiedler sein Atelier und das seit über 23 Jahren. Nun mag es Zufall sein, dass an der Bockmühlenstraße eine kleine Künstleroase entstanden ist. Aber jeder der drei hat seine eigene Stilrichtung.

Wer Landschaftsbilder möchte, geht zu Jochen Fiedler und wer Bronze-Plastiken möchte oder die Bilder zum Beispiel in Tupftechnik, geht in die neue Kunstscheune. Doreen Wolffs Bilder erinnern an Perlenstickerei, erst bei näherem Hinsehen offenbart sich ihre besondere Malweise.

In der Kunstscheune fallen vor allem auch die abstrakten Plastiken aus Rattan auf, das von Natur aus geschwungen ist. Sie sind mit Tapa, einem Rindenbaststoff bespannt. All das ist nur ein Ausschnitt des umfangreichen Schaffens der beiden Künstler. Thomas Reichstein stammt eigentlich aus Sachsen-Anhalt wie Dipa Doreen Wolff auch. Studiert hat er Landschaftsarchitektur, weshalb er 1982 nach Dresden kam. Nach zwei Jahren ist er auf Bildhauerei umgeschwenkt. Beide hätten sich fast gleichzeitig damit beschäftigt.

Das ist fast 35 Jahre her. Und eigentlich sollte es auch wieder zurück an die Saale gehen. Letztlich haben sie sich für die Elbe entschieden. Mehrere Galerien haben sie eröffnet, auch das Künstlerhaus in Dresden-Loschwitz. "Da ging es schon etwas näher ins Ländliche. Und mein Wunsch war eigentlich schon immer, so richtig aufs Land zu ziehen", erzählt Thomas Reichstein.

Künstlerduo stellt sich neuer Lebensaufgabe

Die fünf gemeinsamen Kinder sind fast alle aus dem Haus. Ein guter Zeitpunkt für einen neuen Lebensabschnitt. Sie haben begonnen, die Immobilienanzeigen zu studieren. Mit dem Vierseithof in Cunnersdorf glaubten sie, das Richtige gefunden zu haben. "Und der Makler hat uns auch gleich gesagt, dass nebenan Jochen Fiedler wohnt", so Reichstein. Also befinde man sich ja in guter Künstlergesellschaft.

Im Januar 2020, kurz vor der Corona-Pandemie, haben sie den Hof gekauft. Im Keller weist ein Türstock auf das Jahr 1755 hin. Die Erhaltung wird eine Lebensaufgabe, das weiß das Künstlerduo. Die Größe des Grundstücks sei wichtig gewesen, die Dächer sind dicht und Wohnhaus und Scheunen waren so weit in Ordnung.

Der Künstler kann noch mehr Vorzüge aufzählen. Die große Scheune wurde früher von der LPG als Futtermittellager genutzt. Deshalb wurden tonnenschwere Betonbalken eingezogen und ausgegossen. Für Thomas Reichstein ein großer Vorteil. Er kann hier große und schwere Plastiken aufstellen und zur Not mit einem kleinen Laster durch das Hoftor fahren.

An die Scheune grenzt ein großer Graten. Auch hier haben einige Plastiken ihren neuen Platz gefunden. Seine Bronzeplastiken gießt er in Thailand. Erst kürzlich waren die Künstler wieder dort. Kleinere Plastiken oder auch die aus Rattan entstehen im Künstlerhaus in Loschwitz oder eben in Cunnersdorf. Und zwischendurch ist Zeit geblieben, sich um Haus und Scheune zu kümmern. Und um eben jenen Brunnen in der Mitte des Hofes wieder in Gang zu bringen.

Das war außerdem los am Pfingstwochenende

Rodeo im Western Village Sebnitz: Rasante Ritte ließen sich zu Pfingsten beim 43. Rodeo im Western Village Sebnitz beobachten. Dabei ging es vor allem um Geschicklichkeit zu Pferde. Der Sebnitzer Western Village Verein konnte dazu Reiter aus ganz Deutschland und Tschechien begrüßen. Im Saloon gab es Live-Musik mit dem Countrysänger Tom Rascal und zwischendurch Country-Disco mit DJ Hoss, außerdem Schauschmieden, Tanz und Reiten für Kinder.
Rodeo im Western Village Sebnitz: Rasante Ritte ließen sich zu Pfingsten beim 43. Rodeo im Western Village Sebnitz beobachten. Dabei ging es vor allem um Geschicklichkeit zu Pferde. Der Sebnitzer Western Village Verein konnte dazu Reiter aus ganz Deutschland und Tschechien begrüßen. Im Saloon gab es Live-Musik mit dem Countrysänger Tom Rascal und zwischendurch Country-Disco mit DJ Hoss, außerdem Schauschmieden, Tanz und Reiten für Kinder. © Marko Förster
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Mühlentag an der Bienermühle Königstein: Zum Mühlentag am Pfingstmontag öffnete auch die Bienermühle in Königstein ihre Tore. Ulrich Linge (re.) und Matthias Hinz vom Verein Malerwinkel zeigten unter anderem eine alte Zwillingsturbine, die in Zukunft noch weiter freigelegt werden soll. Zum denkmalgeschützten Areal Malerwinkel gehören das ehemalige Mühlengebäude, das Meisterhaus sowie die Vogtei als ältestes Gebäude Königsteins gehören. Auch eine Ausstellung gab es zu sehen. © Marko Förster

Bei allem idyllischen Landleben, ihre Galerie in Dresden behalten die Künstler. "Dorthin kommen die Touristen, die unsere Arbeit kaufen. Aufs Land müssen wir sie holen", sagt Thomas Reichstein. Die Öffnung der Kunstscheune über Pfingsten war sozusagen die Premiere. Geplant ist, dass künftig jeden Sonnabend Kunden und Besucher in Cunnersdorf willkommen sind.