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Königsteins Bürgermeister: "Wir müssen neue Flächen für Bauland schaffen"

Tobias Kummer (CDU) steht vor einer herausfordernden zweiten Amtszeit. Welche Probleme es in Königstein gibt und wie er sie lösen will.

Von Katarina Gust
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"Wir müssen Zuzug ermöglichen." Königsteins Bürgermeister Tobias Kummer (CDU) über die Herausforderungen, die die Festungsstadt 2023 erwartet.
"Wir müssen Zuzug ermöglichen." Königsteins Bürgermeister Tobias Kummer (CDU) über die Herausforderungen, die die Festungsstadt 2023 erwartet. © Steffen Unger

Er wollte es noch einmal wissen: Königsteins Bürgermeister Tobias Kummer (CDU) hat 2022 sein Amt erfolgreich verteidigt. Nach sieben Jahren trat der heute 46-Jährige erneut an - und konnte die Bürgermeisterwahl für sich entscheiden. Die zweite Amtszeit ist nun in vollem Gange. Wie Tobias Kummer diese angeht und was Königstein in diesem Jahr erwartet.

Herr Kummer, die erste Amtszeit als Ratschef von Königstein haben Sie hinter sich. Geht es nach der Wiederwahl nun genauso weiter wie zuvor?

Die Dynamik ist die gleiche wie in der ersten Legislatur. Für die Stadt Königstein stehen sehr viele große Projekte an, die in den nächsten Jahren umgesetzt werden. Die Vorarbeit dazu haben wir in den letzten Jahren gelegt.

Als ich 2015 als Bürgermeister anfing, stand ich vor einem Berg von Herausforderungen, die bewältigt werden mussten. Ich musste die Verwaltung kennenlernen, mich einarbeiten und gemeinsam mit dem Stadtrat und der Verwaltung Prozesse anschieben. Mit der Unterstützung der Mitarbeiter und Stadträte konnten wir gemeinsam Dinge umstrukturieren, die dringend notwendig waren. Das hat sich positiv ausgewirkt. Nun freue ich mich, mit meinen Mitarbeitern daran nahtlos anknüpfen zu können - mit ungebremster Motivation.

Die Zusammenarbeit in der Verwaltungsgemeinschaft Königstein, zu der Gohrisch, Struppen, Rathen und Rosenthal-Bielatal gehören, stand oft in der Kritik. Hat sich nach dem Amtsantritt der neuen Bürgermeister in Struppen, Rathen und Rosenthal-Bielatal etwas geändert?

Königstein hat, neben Pulsnitz, die Verwaltungsgemeinschaft mit den meisten Mitgliedsgemeinden in Sachsen. Diese Konstellation sorgt täglich für neue Herausforderungen. Das Miteinander in der Verwaltungsgemeinschaft ist insgesamt spürbar besser geworden, das muss man sagen. Ich bin froh und dankbar über die kollegiale Zusammenarbeit mit den Altbürgermeistern. Das hat den Weg geebnet, um auch mit den neuen Bürgermeistern gut zusammenzuarbeiten. Die Zusammenarbeit ist konstruktiv und - was für mich besonders wichtig ist - auf Augenhöhe. Wir können Dinge gemeinsam bewegen und Synergieeffekte schaffen. Dafür müssen wir an der einen oder anderen Stelle noch weg vom Kirchturmdenken und mehr, auch besonders aufgrund der aktuellen Rahmenbedingungen, im Verbund agieren. Dazu sehe ich uns jedoch auf einem guten Weg.

Apropos "Dinge bewegen": Welche Projekte konnte Königstein im vergangenen Jahr abhaken?

Einen Haken konnten wir unter das Thema Kulturmanagement machen. Die Stadt hat fast 200 Verträge mit Vereinen, Initiativen und Privatpersonen abgeschlossen, um in den nächsten fünf Jahren für viele Kulturangebote in Königstein zu sorgen. Dazu zählen unter anderem das Sommerkino, das Kinderfest und der Weihnachtsmarkt. Der Großteil der Veranstaltungen wird von der Stadt auch finanziell unterstützt.

Neben vielen kleineren Maßnahmen im letzten Jahr wurden vor allem im Ortsteil Pfaffendorf und in Hütten zwei neue Spielplätze gebaut, die Stützmauer an der Biela in einem aufwändigen Sicherungsverfahren saniert und die Sirenenstandorte modernisiert. Investiert haben wir auch wieder in die Grund- und Oberschule. Hier wurden unter anderem der Prallschutz in der Turnhalle erneuert, auf dem Schulhof neue Balancier- und Kletterelemente aufgebaut, neue Servertechnik installiert und ist der Schallschutz in den Räumen verbessert worden. Baulich ist der wilde Parkplatz an der Pirnaer Straße 1 ertüchtigt worden, auch an der Pirnaer Straße 21/23 ist ein neuer Parkplatz entstanden.

Besonders hat mich gefreut, dass im vergangenen Jahr die Baugenehmigung für das stadtbildprägende Gebäude der Goethestraße 1 erteilt wurde. Und das, obwohl 2015 noch der Abriss der Ruine im Raum stand. Nach sieben Jahren ist nun eine denkmalgerechte Sanierung und deren Ende in Sicht.

Was hat sich Königstein für 2023 vorgenommen?

Nicht wenig, aber die Zeiten sind aktuell schwierig. Die Rahmenbedingungen sind überall nicht ideal. Ob das bei den gestiegenen Energiepreisen oder Baukosten ist, der geringen Personaldecke in der Verwaltung oder der fehlenden finanziellen Ausstattung der Kommunen. Oberstes Ziel ist es jedoch, die Pflichtaufgaben zu erfüllen und die Infrastruktur zu erhalten. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf den Schulen, dem Feuerwehrwesen, dem Straßenbau sowie der Ansiedlung von Gewerbe, der Schaffung von Wohnraum und dem Breitbandausbau. Das sind die Schwerpunkte für die nächsten Jahre.

Königstein will und wird weiter investieren. Im Moment haben wir noch keinen gültigen Haushaltsplan. Er soll im März beschlossen werden. Danach können wir die einzelnen Projekte angehen.

Welche sind das konkret?

Wir wollen zum Beispiel beim Thema Bienermühle weiter vorankommen. Die Finanzierung der Eigenmittel für die Fördermittel ist abgesichert, sodass nach dem Ausschreibungsverfahren 2024 mit der Sanierung begonnen werden kann.

Die Bienermühle im Malerwinkel wartet seit Jahren auf den Startschuss für die Sanierung. 2024 könnte es nun so weit sein.
Die Bienermühle im Malerwinkel wartet seit Jahren auf den Startschuss für die Sanierung. 2024 könnte es nun so weit sein. © Daniel Schäfer

Beim neuen Gewerbegebiet in Leupoldishain sind wir quasi auf der Zielgeraden. Bis Ende Mai/Anfang Juni müssen wichtige Fördermittelanträge gestellt werden. Bis Ende 2023 soll dann die Planung zu Ende geführt werden, sodass 2024 mit der Erschließung begonnen werden kann. In Leupoldishain ist zudem ein neues Feuerwehrgerätehaus geplant. Wir haben insgesamt 15 Monate auf die Baugenehmigung gewartet, das hat uns finanziell sehr belastet. Fest steht: Der Bau wird nun deutlich teurer. Geplant waren anfangs Kosten von insgesamt 900.000 Euro, inzwischen wird mit 1,2 Millionen Euro geplant - noch bevor der erste Spatenstich erfolgt ist.

Leupoldishain spielt auch beim Wohnungsbau eine zentrale Rolle. Am Hügel sollen 18 Eigenheime entstehen. Ein Projekt, das wir über einen Bauträger realisieren wollen. Spätestens wenn die Südumfahrung fertig ist, wird es einfacher, in die Sächsische Schweiz zu pendeln - privat als auch dienstlich. Deshalb müssen wir neue Flächen für Bauland schaffen, um Zuzug zu ermöglichen.

Im Stadtrat wird immer wieder nach dem leeren Bahnhofsgebäude gefragt. Im Zuge des Ausbaus der B 172/Bahnhofstraße soll das Gebäude teilweise abgerissen und nach den Bauarbeiten wieder aufgebaut werden. Wie soll es künftig genutzt werden?

Nachdem die Zeichen 2015 auf Abriss standen, bin ich zunächst sehr froh darüber, dass wir uns nun überhaupt mit der Nutzung des Gebäudes befassen können. Auch mit dem Erwerb des Gebäudes haben wir uns im Stadtrat und der Verwaltung intensiv beschäftigt. Wir hatten bereits einen Beschluss gefasst, um das denkmalgeschützte Gebäude zu retten.

Das ehemalige Empfangsgebäude im Königsteiner Bahnhof fristet ein kümmerliches Dasein. Das wollen Stadt und Deutsche Bahn ändern.
Das ehemalige Empfangsgebäude im Königsteiner Bahnhof fristet ein kümmerliches Dasein. Das wollen Stadt und Deutsche Bahn ändern. © Daniel Schäfer

Zum Glück hat sich die Deutsche Bahn am Ende dafür entschieden, grundsätzlich keine Bahn-Gebäude mehr im Oberen Elbtal zu verkaufen. Damit bleibt die Deutsche Bahn auch Eigentümer - was die beste Lösung ist. Daraufhin haben wir mit der DB Station & Service GmbH und einem Planungsbüro ein Konzept erarbeitet, das eine zukünftige Nutzung des Empfangsgebäudes ermöglicht und bei den Baumaßnahmen berücksichtigt wird. Die genaue Nutzung ist im Moment noch offen. Vorstellbar sind sogenannte Dienstleistungsangebote für die Menschen, die mit der Bahn reisen. Dazu gehören Informationsangebote und Möglichkeiten, um Fahrräder und Gepäck aufzubewahren, ein kleines Gastronomieangebot oder Ausstellungsmöglichkeiten. Offen ist auch, ob das künftig durch die Deutsche Bahn selbst oder einen Dritten betrieben wird.

Mit der Corona- und Energiekrise im Hinterkopf: Wie zuversichtlich sind Sie, dass die genannten Projekte so aufgehen?

Ich bin grundsätzlich optimistisch, das alles geschafft wird. Es sind viele elementar wichtige Projekte dabei, die nicht nur für Königstein wichtig sind, sondern auf die gesamte Region positiv ausstrahlen. Ihre Bedeutung ist in meinen Augen so groß, dass sie einfach realisiert werden müssen.