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Königsteins erstes Aparthotel plant schon die Eröffnung

Die Ruine an der Goethestraße 1 war einst eine bekannte Bäckerei. Davon ist nach dem Baustart nicht viel übrig. Ein Besuch auf Königsteins zentraler Baustelle.

Von Katarina Gust
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Haben einen Plan: Die Architekten Richard Gunkel (li.) und Richard Mütze (re.) wollen die Goethestraße 1 in Königstein zusammen mit Laura Florian und Jürgen Richter von der GH Projekt AG sanieren.
Haben einen Plan: Die Architekten Richard Gunkel (li.) und Richard Mütze (re.) wollen die Goethestraße 1 in Königstein zusammen mit Laura Florian und Jürgen Richter von der GH Projekt AG sanieren. © Steffen Unger

Es geht zu wie in einem Bienenstock an der Goethestraße 1 in Königstein. In einem der geschichtsträchtigsten Häuser der Festungsstadt - nur einen Steinwurf von der Stadtkirche entfernt - wird gehämmert, gebohrt, vermessen und verlegt. Die beiden Architekten Richard Mütze und Richard Gunkel haben zusammen mit Investor Martin Richter an dieser Stelle Großes vor. Sie wollen die Ruine in ein Hotel verwandeln.

"Ende dieses Jahres wollen wir das Aparthotel eröffnen", sagt Richard Gunkel. In etwa elf Monaten sollen hier die ersten Touristen beherbergt werden. Eine Vorstellung, für die es im Moment noch viel Fantasie braucht. Das Haus ist eine Großbaustelle.

Haus wächst um zwei weitere Geschosse

Von ihm ist nur noch die Außenhülle übrig. Innen steht fast keine Wand auf der anderen. Seit dem Baustart im Sommer letzten Jahres wurde das Objekt entkernt. Quasi alles, was nicht mehr stabil war, kam raus. Auch die Fundamente mussten ertüchtigt werden. "Ein Prozess, der wesentlich arbeitsintensiver war als gedacht", erklärt Architekt Richard Mütze. Das Haus bestand zuletzt aus zwei Etagen: einem Erdgeschoss und einem ersten Obergeschoss. Künftig soll es um zwei weitere Geschosse aufgestockt werden. Das Gewölbe hätte diese Last nicht tragen können. "Wir mussten die Lasten deshalb per Brückenkonstruktion am Gewölbe vorbeiführen", beschreibt Architekt Gunkel.

Mitten im Rohbau: Blick auf den Giebel der Goethestraße 1 mit dem einstigen Kaffeegarten. Das Haus wird bis Ende April um zwei weitere Etagen wachsen.
Mitten im Rohbau: Blick auf den Giebel der Goethestraße 1 mit dem einstigen Kaffeegarten. Das Haus wird bis Ende April um zwei weitere Etagen wachsen. © Steffen Unger

Überraschungen gab es auch an den sogenannten Streifenfundamenten unter den Außenwänden. Als diese freigelegt wurden, stießen die Bauarbeiter auf alte Ziersteine und sogar Mühlsteine. "Früher wurde zum Bau vermutlich alles verwendet, was gerade zur Verfügung stand", versucht er zu erklären. Mit den teils bösen Überraschungen ist es nun vorbei, das Haus gewinnt wieder an Masse. Etwa zehn Tonnen Stahl werden verbaut. Diese Woche folgen allein 100 Tonnen Beton. Diese Menge wird für die neue Decke über dem Erdgeschoss gebraucht. Sie muss noch gegossen werden. Das war schon vergangene Woche geplant, musste aber wegen der zu niedrigen Temperaturen verschoben werden.

Daniel Ringel, Vorarbeiter bei Bendl HTS, verlegt Stahlmatten im ersten Obergeschoss des neuen Aparthotels in Königstein. Hier werden diese Woche rund 100 Tonen Beton verbaut.
Daniel Ringel, Vorarbeiter bei Bendl HTS, verlegt Stahlmatten im ersten Obergeschoss des neuen Aparthotels in Königstein. Hier werden diese Woche rund 100 Tonen Beton verbaut. © Steffen Unger

Ist die Decke fertig, wird das provisorische Dach entfernt. Anschließend werden auf das erste Obergeschoss ein Mansardgeschoss und das Dachgeschoss gesetzt. "Das Haus wird künftig etwa doppelt so hoch sein wie jetzt", sagt Richard Mütze. Oder besser gesagt: Genauso hoch wie früher. Das Haus an der Goethestraße 1 war - bis es zunehmend verfiel - eine stattliche Immobilie. Die Familie Loose betrieb hier bis zur DDR-Zeit eine bekannte Bäckerei samt Café. Die Wende und die Zeit danach überstand das Gebäude jedoch nicht. Es wurde sich selbst überlassen. Der Zahn der Zeit nagte deutlich daran.


Bis 2021. Damals kauften die drei Investoren das Grundstück. Noch im selben Jahr wurde der Bauantrag für das geplante Aparthotel gestellt. Im Juni 2022 erteilte das Landratsamt als untere Bauaufsichtsbehörde die Baugenehmigung. Wenig später starteten die Bauarbeiten. Ein straffer Zeitplan, von dem die neuen Eigentümer bis jetzt nicht abgerückt sind. "Der schlechte Zustand des Fundamentes hat uns zeitlich etwas zurückgeworfen. Wir können aber bald wieder nach Plan bauen", sagt Richard Gunkel.

Richtfest Ende April, Eröffnung im Dezember

Ende April soll der Rohbau fertig sein - inklusive Dach. Dann wird das Richtfest gefeiert. Parallel dazu soll bereits der Innenausbau beginnen. Unter anderem mit der Installation der Haustechnik. "Im Dezember möchten wir gern eröffnen", kündigt Gunkel an. Mitten in der Adventszeit, wenn der Weihnachtsmarkt auf der Festung Königstein stattfindet und jährlich bis zu 50.000 Besucher anlockt.

Nach der Sanierung: Die Visualisierung zeigt das fertige Haus an der Goethestraße 1. Im Erdgeschoss ist wieder ein Café geplant, in den oberen Geschossen Appartements.
Nach der Sanierung: Die Visualisierung zeigt das fertige Haus an der Goethestraße 1. Im Erdgeschoss ist wieder ein Café geplant, in den oberen Geschossen Appartements. © MUETZE GUNKEL BAUKUNST GmbH

Ein Teil von ihnen könnte dann bereits an der Goethestraße einchecken. In den Obergeschossen des insgesamt etwa 630 Quadratmeter großen Hauses sind Appartements geplant. Sie alle sind voll ausgestattet mit einer Küche. Zu drei Appartements soll zudem eine eigene Sauna gehören. "Wir wollen damit gerade für den Wintertourismus ein Angebot schaffen", sagt der Architekt, der sich mit der Firma "Muetze Gunkel Baukunst GmbH" auf die Sanierung von Denkmalen spezialisiert hat.

Früher ein Blickfang: Die ehemalige Bäckerei Loose mit dem einladenden Kaffeegarten. Mehr als 30 Jahre lang verfiel das Haus.
Früher ein Blickfang: Die ehemalige Bäckerei Loose mit dem einladenden Kaffeegarten. Mehr als 30 Jahre lang verfiel das Haus. © privat

Im Erdgeschoss soll wieder ein Café einziehen - quasi eine Reminiszenz an die Geschichte des Hauses. Dafür hatten die Eigentümer lange nach einem geeigneten Betreiber gesucht. Nun steht fest. Sie werden das Café künftig selbst betreiben. Und in diesem Zusammenhang auch den einstigen Kaffeegarten an der Giebelseite zur Kirche wieder beleben. Mehr als 2,5 Millionen Euro sollen bis Ende des Jahres in die Bauarbeiten investiert werden. Etwa 35.000 Euro davon sind Fördermittel aus der Denkmalpflege.