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Richter sucht Mountainbike-Spur im Wald

Ein Radfahrer soll bei einer Tour in der Sächsischen Schweiz Schäden angerichtet haben. Bevor ein Urteil fällt, ging es für das Gericht an den "Tatort" bei Gohrisch.

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Haben Mountainbiker Schäden in einem Waldstück bei Gohrisch angerichtet? Ein Fall fürs Gericht.
Haben Mountainbiker Schäden in einem Waldstück bei Gohrisch angerichtet? Ein Fall fürs Gericht. © Daniel Förster

Von Friederike Hohmann

Ohne ihre schwarzen Roben, dafür mit festem Schuhwerk und derben Jacken: Richter und Verteidiger am Amtsgericht in Pirna haben am Donnerstag ihre Dienstkleidung getauscht. Der Grund dafür war ein Vororttermin in der Sächsischen Schweiz - genauer gesagt am Kleinhennersdorfer Stein in der Nähe von Gohrisch.

Die Juristen trafen sich hier mit Martin D. Der 38-jähriger Radsportler aus Dresden soll bei einer Tour im Sommer 2020 Schäden in diesem Wald angerichtet haben. Deswegen wurde gegen ihn ein Bußgeld verhängt, das D. jedoch nicht akzeptierte und deswegen vor Gericht zog.

Der Dresdner kam mit dem Fahrrad zum Ortstermin im Rietzschgrund. Hier zeigte Lutz Winkler die Stelle, an der er den Mountainbiker damals antraf. Winkler arbeitet beim Referat Forst im Umweltamt des Landratsamtes in Pirna. Er war es, der Martin D. anzeigte. D. soll hier einen Hang hinabgefahren sein, der dadurch beschädigt wurde.

Verstoß gegen das Waldgesetz

Winkler sei eigentlich wegen der Borkenkäfer im Revier unterwegs gewesen, erzählt er am Rande des Termins. Zunächst hätte er gedacht, Stimmen von Kletterern zu hören, die hier unterwegs seien. Er kennt viele von ihnen, da er selbst klettert. Kurz darauf seien zwei Männer auf ihren Bikes aufgetaucht. Er sei dann auf sie zugelaufen und hätte sie auf ihr Fehlverhalten aufmerksam gemacht. Der Hang, den sie heruntergekommen waren, ist stark von Erosion betroffen. Deshalb wurde der Weg zu einem Klettersteig, der dort einst verlief, vor Jahren verlegt.

Seit dem Vorfall im August seien immer mehr Biker mit ihren dicken Reifen den Hang hinuntergefahren, sagt Lutz Winkler. Er vermutet, dass die Strecke, die über schmale Pfade durch das Waldgebiet führt, als Mountainbike-Trail im Internet zu finden ist und sich deshalb offensichtlich großer Beliebtheit erfreut. Deshalb kann er auch der Idee des Sebnitzer Oberbürgermeisters Mike Ruckh (CDU), im Sebnitzer Wald einen Trail für Mountainbiker anzulegen, um dort das Fahren im Gelände in geordnete Bahnen zu lenken, etwas abgewinnen.

Martin D. hatte bei einem ersten Gerichtstermin Ende März in Pirna erklärt, nur auf Wegen gefahren zu sein. Nach dem Waldgesetz des Freistaates Sachsen ist aber das Befahren von Fußwegen generell verboten. Nur auf ausgewiesenen Fahrwegen darf man mit dem Fahrrad fahren. Dabei spielt es auch gar keine Rolle, ob der Weg durch den Nationalpark oder ein Landschaftsschutzgebiet führt. Fußwege und erst recht Trampelpfade dürfen im sächsischen Wald nicht mit dem Rad befahren werden.

Vororttermin im Wald bei Gohrisch: Augenzeuge Lutz Winkler, Richter Jürgen Uhlig und Rechtsanwalt Dr. Albrecht Dietze (v.l.)
Vororttermin im Wald bei Gohrisch: Augenzeuge Lutz Winkler, Richter Jürgen Uhlig und Rechtsanwalt Dr. Albrecht Dietze (v.l.) © Friederike Hohmann

Für Richter Jürgen Uhlig ist vor Ort schnell klar: Das ist kein Weg. An diesem Hang könne man nicht herunterlaufen und schon gar nicht mit dem Fahrrad fahren. Beim Gerichtstermin im März hatte er Martin D. bereits geraten, seinen Widerspruch zurückzuziehen. Der Bußgeldbescheid sieht 80 Euro Strafe vor und geht davon aus, dass Martin D. fahrlässig handelte. Der Richter machte deutlich, dass er hier eher von Vorsatz ausgeht. Das würde die Geldstrafe verdoppeln.

Am kommenden Montag wird nun noch einmal verhandelt - dann wieder regulär im Pirnaer Gerichtssaal. Dann spricht Richter Uhlig sein Urteil.

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