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Neuer Eklat um Ferkelmast bei Stolpen

Wieder fließt Gülle durch Teiche und versickert auf den Nachbargrundstücken. Welche Rolle spielt der blaue Schlauch, fragen Anwohner?

Von Anja Weber
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Die Ferkelmastanlage im Stolpener Ortsteil Langenwolmsdorf wird seit Juli 2020 betrieben und sorgt seitdem für Ärger.
Die Ferkelmastanlage im Stolpener Ortsteil Langenwolmsdorf wird seit Juli 2020 betrieben und sorgt seitdem für Ärger. © Marko Förster

Die Anwohner der Ferkelmastanlage im Stolpener Ortsteil Langenwolmsdorf haben es wohl schon geahnt, es würde weiter Gülle auf private Grundstücke fließen. Einfach abgeleitet oder ausgelaufen. An Zufälle glaubt in dem Wohngebiet keiner mehr. Erst vor wenigen Wochen sah die Staatsanwaltschaft Dresden nach einer Anzeige von Ermittlungen gegen den Anlagenbetreiber ab.

Mathias Mitzscherling, direkter Anwohner an der Ferkelmastanlage musste am 30. November wieder mit ansehen, wie Gülle und Abwasser wieder durch seinen Teich strömten, um großflächig auf seinen Wiesen zu versickern. Inzwischen ist es das dritte Mal, dass Gülle und Abwasser der Ferkelmastanlage in öffentliches Gewässer fließen. Und das im Schutze der Dunkelheit, wie er sagt. Auch im jüngsten Fall war die Polizei wieder vor Ort, hat das ganze dokumentiert und die Anzeige aufgenommen. Das alles wird nun untersucht. Mysteriös allerdings: Am Bach liegt noch immer ein blauer Schlauch. Die Anwohner vermuten, dass durch diesen die Abwässer geflossen sein könnten. Das allerdings wird nur das Umweltamt des Landkreises klären können.

Aus der Ferkelmastanlage ist erneut Gülle in öffentliche und private Gewässer geflossen.
Aus der Ferkelmastanlage ist erneut Gülle in öffentliche und private Gewässer geflossen. © privat
Schon seit Längerem wird dieser blaue Schlauch argwöhnisch beobachtet. Fließt hier Abwasser durch?
Schon seit Längerem wird dieser blaue Schlauch argwöhnisch beobachtet. Fließt hier Abwasser durch? © privat

Die Anwohner befürchten, dass auch das wieder im Sand verlaufen wird. Inzwischen gibt es die Vermutung, dass etwa 900.000 Liter Schweinegülle in dem Objekt lagern sollen. Das allerdings wäre wohl zu viel. Als Bestätigung liegen Luftbilder vor, die die Güllelagerung auf dem Gelände dokumentieren. "Es ist absolut unverständlich, dass es wieder soweit gekommen ist und Schweinegülle sowie Abwasser ins offene Gewässer fließen konnte", sagt Mathias Mitzscherlich. Er macht dafür das Umweltamt im Landratsamt mit verantwortlich. Dort wird man sich mit dem neuerlichen Fall beschäftigen. Die Ermittlungen sind aufgenommen und die Anwohner fordern eine schnelle und sofortige Aufklärung sowie eine Überwachung der Anlage.

Kein Aufnahmestopp für neue Ferkel

Auswirkungen auf den laufenden Betrieb der Anlage hat das offenbar nicht. Dann müsste das Umweltamt einen Aufnahmestopp für die Ferkel verhängen, bis der neuerliche Gülleaustritt geklärt ist, fordern die Anwohner. Sie befürchten Schlimmes. Zumal dem Betreiber der Anlage von behördlicher Seite, der Staatsanwaltschaft, bestätigt wurde, dass er nichts Unrechtes tut.


Mathias Mitzscherling hatte nach der letzten Aktion im August 2022 bei der Staatsanwaltschaft Dresden Anzeige gegen den Betreiber der Anlage, Marten Tigchelaar und der Stolpen Agro GmbH gestellt. Die Staatsanwaltschaft wies die Klage ab. Damit ist für die Staatsanwaltschaft der Straftatverdacht weder einer Bodenverunreinigung noch eines unerlaubten Umgangs mit Abfällen oder Ähnliches gegeben. Außerdem bestätigt die Staatsanwaltschaft, dass die Ferkelmastanlage aufgrund ihrer Größe nicht genehmigungspflichtig ist und daher auch ohne Genehmigung betrieben werden kann.

Dazu kommt, dass Bodenbelastungen in der Landwirtschaft seit 2004 nicht mehr dem gesetzlichen Schutz unterliegen. Und – Gülle gilt als natürlich anfallender Wirtschaftsdünger. Ob das nun auch für öffentliches oder privates Gelände gilt, muss in der Folge noch geklärt werden. Würde sich zum Beispiel eine rein biologische Landwirtschaft daneben befinden, könnte der Betreiber sein Unternehmen sofort schließen, falls da Gülle im Feld versickert.

Die Bürgerinitiative "Keine Wiederinbetriebnahme der Schweinemast in Stolpen" unter dem Dach des Bundes für Naturschutz Deutschlands (BUND) beschäftigt sich ebenfalls seit Längerem mit der Schweinemast- bzw. jetzt Ferkelmastanlage. Ein Durchbruch ist den Akteuren allerdings noch nicht gelungen. Ein Problem für sie ist ebenfalls die massive Geruchsbelästigung der Anwohner, die von dieser Anlage seit Juli 2020 ausgeht, seitdem Eigentümer Marten Tigchelaar die Anlage als Ferkelmast wieder in Betrieb genommen hat. Eine Aussage zum neuerlichen Vorfall gibt es auf Anfrage der Sächsischen Zeitung nicht.