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Stolpen verliert einen Macher und aufrechten Menschen

Dr. Thomas Scholle ist nicht nur in der Burgstadt bekannt. Seine Spuren werden ewig bleiben. Was Stolpener über ihn sagen.

Von Anja Weber
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Thomas Scholle in seinem Element. Zum Tag des offenen Denkmals brachte er immer wieder neue Ideen.
Thomas Scholle in seinem Element. Zum Tag des offenen Denkmals brachte er immer wieder neue Ideen. © SAE Sächsische Zeitung

Der Stolpener Thomas Scholle wird keine Geheimgänge mehr öffnen. Er wird auch nicht mehr mit Besuchern durch Stolpens Basaltkeller gehen, Wissenswertes erzählen. Er wird auch nicht mehr den Gewerbeverein anspornen. Und er wird auch nicht mehr mit seinen Vorschlägen die Stadtentwicklung voranbringen können oder den Finger in die Wunde legen. Thomas Scholle ist tot. Am 1. November ist er nach langer Krankheit gestorben. Am 1. Dezember wäre er 59 Jahre alt geworden.

Den Stolpnern ist Thomas Scholle vor allem als Geologe und als Organisator der Aktionen rund um den Tag des offenen Denkmals bekannt oder auch von Aktionen des Gewerbevereins, wie den Büchermarkt zum jährlichen Weihnachtsmarkt oder den Tag des Geotops.

Er war rühriger Ehrenamtler. Als solcher wurde er bereits in der Stadt Stolpen zum Neujahrsempfang vor einiger Zeit ausgezeichnet. Im Januar letzten Jahres war er zum Neujahrsempfang des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier nach Berlin in das Schloss Bellevue eingeladen. Eine hohe Auszeichnung für einen Menschen, der bekannt dafür ist, nicht lange zu reden, sondern zu machen, der selbst mit anpackt und für einen, der kein Blatt vor den Mund nimmt. Er war ein aufrechter und vor allem geradliniger Mensch. Wenn er etwas versprochen hatte, da konnte man sich darauf verlassen.

Ein hochgeschätzter Wissenschaftler

Dr. Thomas Scholle war ein hochgeschätzter und anerkannter Wissenschaftler und Geologe. Seine Ausgrabungen und Entdeckungen gingen weit über die Tore von Stolpen hinaus. In enger Zusammenarbeit mit dem Senckenberg-Museum konnte er unter anderem auch immer wieder Interessierte mit auf Entdeckungstour nehmen und ihnen zum Beispiel viel über Steine, Fossilien und Mineralien erzählen. Einmal im Jahr organisierte er den Tag des Geotops in Stolpen. Der folgte dem Tag des offenen Denkmals. Eine der ganz großen Aktionen, die Thomas Scholle für Stolpen initiiert hat. Weit über 20 Stationen standen da regelmäßig für Neugierige offen. Ein entsprechender Katalog mit ausführlichen Stationsbeschreibungen gehörte da mit dazu. Auch den hatte er selbst entworfen und geschrieben.

Noch gut in Erinnerung sind seine Forschungen rund um den Basalt von Stolpen, wo dann letztlich herauskam, dass Stolpen unter anderem auf Basanit steht, einem dem Basalt ähnlichen Gestein. Ein Aufschrei ging durch Stolpen. Immerhin ist der Basalt der Werbeträger der Stadt.

Das könne auch alles so bleiben, beruhigte damals der Geologe Thomas Scholle. „Der Begriff Basalt von Stolpen ist ein historischer Begriff, der weiter genutzt werden kann", sagt er 2019. Und irgendwie gebe es ihn ja auch noch unter Stolpen, den Basalt, aber eben nicht in der bisher gefeierten Reinform. Er rechnete damit, dass die Stadt nun erst recht Anziehungspunkt für einen sich entwickelnden Geotourismus werde. Einige Exkursionen mit zahlreichen Experten aus dem In- und Ausland konnte er noch organisieren. Einen boomenden Geotourismus wird er nun selbst leider nicht mehr miterleben. Doch eines ist sicher: Er hat überall in Stolpen seine Spuren hinterlassen, als ein Macher und aufrichtiger Mensch.

So würdigen Stolpener Thomas Scholle

In Stolpen hat man gewusst, dass Thomas Scholle krank ist. Dennoch war man nun doch überrascht von seinem Tod. Und einig sind sich alle in einem: Er hinterlässt eine große Lücke. Das sagen Stolpener über ihn:

Bürgermeister Uwe Steglich (FDP): "Mit großer Betroffenheit haben wir den viel zu frühen Tod von Herrn Dr. Thomas Scholle zur Kenntnis nehmen müssen. Die Stadt Stolpen verliert mit ihm einen in hohem Maße engagierten Bürger und Visionär." Er sei nicht nur Initiator des über die Region hinaus bekannten Tag des offenen Denkmals in Stolpen, sondern habe die Stadt in vielen Belangen unterstützt, so unter anderem bei der Partnerschaft mit der tschechischen Gemeinde Sloup v Čechách sowie mit vielen Zuarbeiten im Bereich der Geologie und Geschichte von Stolpen. Er habe auch die Zukunftswerkstatt Stolpen initiiert. "Wir werden ihn und seine Aktivitäten sehr vermissen und möchten ihm für dieses Engagement nochmal einen letzten Dank aussprechen."

Annett Immel von der Stolpen-Information: "Seit 2005 hat er den Tag des offenen Denkmals konzipiert und organisiert. Die Öffnung der Basaltgewölbekeller war eine echte Attraktion und zog Jahr um Jahr unzählige Besucher an." Immer von Neuem sei es ihm gelungen, die Stationspläne mit Außergewöhnlichem, bemerkenswerten und Spannendem zu ergänzen. "Er war da sehr schöpferisch und energisch bis zum Schluss. Thomas Scholle wird uns fehlen."

Lutz Lietze, Vorsitzender des Gewerbevereins Stolpen: "Wir trauern um Dr. Thomas Scholle, der sich wie kein anderer für Stolpen engagiert hat. Er war für uns ein Motor, Vordenker, Geologe mit Herzblut, den Stolpen und der Basalt faszinierten und inspirierten." Sein Mitwirken im Gewerbeverein, Wahl der Basalkönigin, Tag des offenen Denkmals mit den Kellerbesichtigungen, Verbindungen mit der Partnergemeinde Sloup, Weihnachtsmarkt und vieles mehr würden höchsten Respekt verdienen. Ein Denkmal habe er sich mit der Schrift zur Stolpener 800-Jahr-Feier gesetzt, welche unter seiner Federführung entstand. "Wir bedauern sein Ableben sehr und verlieren einen guten Freund und Mitstreiter. Er hinterlässt eine große Lücke und wir werden ihn immer in guter Erinnerung behalten."

Jürgen Major, Leiter von Burg Stolpen: "Er war langjähriger Partner, Unterstützer und erster Ansprechpartner der Burg, wenn es um das Thema Stolpener Basalt ging. In der Dauerausstellung zum Nationalen Geotop Basaltschlot des Burgberges von Stolpen in der Lausitz hat er seine Spuren hinterlassen", sagt er. Viele Gäste würden sich heute an dieser Präsentation und dem damit verbundenen Wissenszuwachs erfreuen. Besonders bliebe sehr großes Engagement für ein lebendiges Stolpen in Erinnerung. Auf seine Weise habe er so ein Stück Stolpener Geschichte mitgeschrieben.