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Stolpen: Das ist nicht mehr nur Vandalismus

Die Burgstadt wird vermehrt Ziel von Vandalen. Doch dabei bleibt es nicht. Gezielt wird nun auch Eigentum zerstört.

Von Anja Weber
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Das Schützenhaus in Stolpen wurde an eine Investorin verkauft. Vermeintliche Impfgegner haben das Haus beschmiert. So haben Stolpener darauf reagiert.
Das Schützenhaus in Stolpen wurde an eine Investorin verkauft. Vermeintliche Impfgegner haben das Haus beschmiert. So haben Stolpener darauf reagiert. © Steffen Unger

Angefangen hat es wohl mit der Stromtankstelle am Parkplatz Bischofswerdaer Straße. Diese wurde mehrmals zerstört. Es folgten Bankgruppen unterhalb der Burg. Dort wurden sogar Bäume geköpft. Das hat vor allem die Kinder der Kita Kleine Weltentdecker ziemlich mitgenommen. Bislang kannten sie so etwas nur aus den Geschichten. Unlängst ist das auch vor ihrer eigenen Haustür passiert. Unterhalb des Burgberges wurde eine Buche beschädigt. Die Kinder haben Lehmpflaster darauf geklebt, in der Hoffnung die Buche, retten zu können. Das ist nur eine Aktion von Stolpenern wie sie auf die Zerstörungswut reagieren. Aber es geht noch schlimmer.

Wiederholt wurde das ehemalige Schützenhaus, später Sitz der katholischen Gemeinde mit Schriftzügen beschmiert und die heutige Zeit mit der Zeit zwischen 1933 und 1945 verglichen. Für Bürgermeister Uwe Steglich (FDP) ist das mehr als verwerflich. "Die Grenze einer so oft diskutierten und eingeforderten freien Meinungsäußerung ist hier bei Weitem überschritten", sagt er. Er sei froh, dass heute jeder seine Meinung frei äußern könne, aber eben nicht auf diese Art. "Das ist eindeutig Sachbeschädigung von privatem Eigentum, und wird dementsprechend auch strafrechtlich verfolgt", sagt der Bürgermeister.

Einige Stolpener und Stolpenerinnen haben reagiert, und aus den Schriftzügen eine bunte Kante gestaltet. Die sorgte in den letzten Tagen ebenfalls für Gesprächsstoff und Fragen auch an die Sächsische Zeitung. Deshalb an dieser Stelle die Auflösung und Erklärung dafür. Das ehemalige Schützenhaus stand zum Verkauf und wurde von einer einheimischen Investorin erworben. Sie hat große Pläne damit. Auch die katholische Gemeinde behält einen Raum. Wer übrigens mehr darüber erfahren möchte, kann zum Tag des offenen Denkmals ins Schützenhaus gehen. Die neue Eigentümerin stellt da ihre Pläne vor.

Das Unverständnis wächst

Die bunte Kante entstand nicht etwa, weil man andere Meinungen nicht dulden will. Aber in Stolpen wächst nun mal wegen der vermehrten Ereignisse das Unverständnis dagegen, dass manche weder vor privaten noch vor öffentlichen Eigentum zurückschrecken und dieses zerstören. Immerhin ist zum Beispiel auch das Schützenhaus eines der traditionsreichsten Gebäude in der Stadt. Das Schützenhaus war erst eine Gaststätte. Im August 1951 kauften es die katholischen Christen und errichteten darin die Kapelle St. Michael. Hier fanden Taufen statt, Beerdigungen und auch beim alljährlichen Martinsumzug wurde hier gefeiert. "Niemand hat das Recht, jemanden anderen das Haus zu bemalen, auch wenn man in dieser schwierigen Zeit anderer Meinung ist", sagt eine Stolpenerin. Man solle froh sein, für dieses traditionsreiche Haus eine Investorin gefunden zu haben. Und wer anderer Meinung ist, könne die auch äußern, aber eben nicht an anderer Leute Eigentum.

In Stolpen hatte man bereits vor längerer Zeit eine Methode gefunden, brisante Themen in der Stadt zu diskutieren und zwar in den "Stolpener Gesprächen". Die sollen nun aus aktuellem Anlass im Oktober wieder aufleben.

Das kann man tun

Vandalismus ist kein neues Phänomen. Nur nimmt er in einigen Städten offenbar immer mehr zu. Die Täter, die meist nicht geschnappt werden, werden zumeist im Kinder- und Jugendalter vermutet. Inzwischen kommen auch noch diejenigen dazu, die mit den Corona-Maßnahmen nicht einverstanden sind. Mit dem Thema und den Gründen für Vandalismus und Zerstörung von privaten und öffentlichen Eigentum haben sich schon viele Experten befasst. Das raten sie:

  • Attraktive Freizeitaktivitäten und Räumlichkeiten für Kinder und Jugendliche schaffen;
  • Aktive Beteiligung der Bevölkerung gegen Vandalismus, also Augen offen halten;
  • Aufmerksam machen mit breit angelegten Kampagnen;
  • Infoabende und Aufklärung an Schulen;
  • öffentliche Veranstaltungen zu solchen Themen.