Sebnitz
Merken

Stolpner werden zu Spurensuchern

In der Burgstadt soll keine Langeweile aufkommen. Dafür sorgen die Mitglieder vom Lese-Theater. Doch es geht um noch viel mehr.

Von Anja Weber
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Anett Immel, Matthias Stark und Vera Tuschling (v.r.n.l.) gehören zum harten Kern der Initiatoren des neuen Stolpner Jahresthemas "Spuren".
Anett Immel, Matthias Stark und Vera Tuschling (v.r.n.l.) gehören zum harten Kern der Initiatoren des neuen Stolpner Jahresthemas "Spuren". © Steffen Unger

Die Gesellschaft ist gespalten, nicht erst seit Corona. Wieder mehr aufeinander zugehen und den anderen zuhören, das wollen die Stolpener mit dem Projekt "Jahresthema" beflügeln. Ziel ist es, mit jedem neuen Jahr auch wieder ein Thema zu finden, mit dem die Initiatoren die Stolpener begeistern und zum Mittun anregen wollen. Während es 2022 um die Zukunft ging, stehen jetzt Spuren im Vordergrund. "Man kann Spuren suchen, ihnen folgen und auch welche hinterlassen. Da gibt es viele Ansätze. Und jeder kann sich daran beteiligen", sagt Matthias Stark vom Initiatoren-Team. Bis zum Herbst soll so ein bunter Blumenstrauß an Veranstaltungen zusammenkommen.

Zunächst sind einmal die Einwohner selbst gefragt. Sie sollen ihre Meinungen, Hinweise, Vorschläge und Gedanken zum Thema "Spuren" zu Papier bringen. Wer dies nicht selbst tun will, kann sich auch Hilfe beim Organisatoren-Team um Annett Immel, Vera Tuschling und Matthias Stark holen. Sie kommen auch zu potenziellen Mitstreitern nach Hause, um die Geschichten aufzunehmen.

Bis Ende April werden die Zusendungen gesammelt und für das Programm des Stolpener Lese-Theaters zusammengestellt. Am 28. Oktober soll dann wieder eine szenische Lesung in der Kornkammer auf Burg Stolpen organisiert werden. Doch bis es soweit ist, werden sich noch weitere Veranstaltungen um das Thema spuren drehen. "Über das Jahresthema können wir Menschen einladen und ermutigen, mit uns und miteinander ins Gespräch zu kommen. Da steckt ein riesiges Potenzial dahinter", sagt Annett Immel. Man merke, dass Stück für Stück etwas in Bewegung komme und die Menschen wahrnehmen würden, dass sie wertgeschätzt werden. Und das sei ein großes Anliegen des Projekts "Jahresthema". Beachtlich sei, so sagen die Initiatoren, dass vieles aus eigener Kraft komme, von den Stolpnern selbst.

Los geht die Veranstaltungsreihe mit einer Ausstellung des Stolpener Malers Hellmut Fuchs ab dem 29. April. Seine Bilder sind dafür bekannt, dass irgendwo immer ein Fuchs auftaucht - sein Markenzeichen. Hellmut Fuchs ist Ehrenbürger der Stadt Stolpen und ist im Jahr 2002 gestorben. Bei der Ausstellung soll der Fokus aber vor allem auf seinen fotografischen Arbeiten liegen. Davon gibt es ein riesiges Archiv. Die markantesten und aussagekräftigsten Fotos wurden ausgewählt, um sie der Öffentlichkeit zu präsentieren. Hellmut Fuchs hat Spuren hinterlassen. Und deshalb können sich Interessierte mit der Ausstellung auch auf die Spuren des Fuchses begeben.

Die verschwundenen Spuren

Bereits am 21. April geht es um ganz andere Spuren, die der Liebe. "Ein Abend für die Liebe" heißt es im elften Stolpner Lese-Podium, organisiert von der Galerie Stark. Gelesen werden Gedichte von Eva Strittmatter und Heinz Kahlau.

Auf Spurensuche waren zum Beispiel bereits die Hortkinder mit ihrem Ferienkino. Und dann erinnert man sich in Stolpen in diesem Jahr noch an den verheerenden Stadtbrand 1723, also vor genau 300 Jahren. Viele Spuren seien da verloren gegangen und man könne sich eben auch auf die Suche nach verschwundenen Spuren begeben. Museologe Jens Gaitzsch bietet dafür am 4. März eine Führung an.

Das Ganze sei ein offener Prozess. Im Laufe des Jahres könnten noch viele weitere Themen mit dazu kommen. Es müsse nicht super tiefgründig und philosophisch sein. Auch ganz einfache Spuren reichen aus, wie zum Beispiel die von Tieren im Wald, um über diese nachzudenken.

In Vorbereitung ist auch ein großes Stadtfest. Das konnte coronabedingt seit 2019 nicht stattfinden. Deshalb steht es in diesem Jahr unter dem Motto "Wieder auf Spur". Und damit die Einwohner auch nichts vergessen, haben die Initiatoren einen Blog geschaltet. Mit diesem wollen sie das Jahresthema mit zusätzlichen Inspirationen und Informationen unterfüttern und die Leute einladen, sich selbst damit auseinanderzusetzen. Dort findet man unter anderem Beiträge zu aktuellen Vorgängen, aber auch alle thematisch passenden Veranstaltungen im Stolpener Land.