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Waldbrand trübt die Tourismusbilanz in der Sächsischen Schweiz

Nach starken Einbußen durch die Feuer im Nationalpark hofft der Tourismus in der Sächsischen Schweiz auf die neue Saison. Erste Signale sind durchaus positiv.

Von Dirk Schulze
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Winterpanorama an der Bastei im Januar. Die Wiedereröffnung der Aussichtsplattform hat viel Aufmerksamkeit gebracht.
Winterpanorama an der Bastei im Januar. Die Wiedereröffnung der Aussichtsplattform hat viel Aufmerksamkeit gebracht. © Marko Förster

Die Urlauberzahlen in der Sächsische Schweiz sind im Jahr 2022 hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Zwar kamen wieder spürbar mehr Gäste ins Elbsandsteingebirge als während des Corona-Jahres 2021 (+25 Prozent), an die Erfolge von vor der Pandemie konnte die Region jedoch nicht anknüpfen.

Das hat vor allem mit der Brandkatastrophe in den Nationalparks Sächsische und Böhmische Schweiz im Sommer letzten Jahres zu tun. "Der Waldbrand hat uns vermutlich mehr als 100.000 Übernachtungen gekostet", sagt Tino Richter, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Sächsische Schweiz.

Noch zu Jahresbeginn 2022 hatte der Tourismusverband ein Minus von sieben Prozent bei den Übernachtungszahlen prognostiziert, bezogen auf das bisherige absolute Rekordjahr 2019. "Das hätten wir auch fast geschafft", sagt Richter, "wenn der Waldbrand nicht gekommen wäre." So pendelte sich der Verlust bei -13,5 Prozent ein - im Vergleich zu 2019.

Gäste fehlten im Sommer

Tatsächlich zeigt eine Grafik des Tourismusverbandes, dass sich die Übernachtungszahlen bis Juli in etwa auf dem Niveau von 2017 und 2018 bewegen - der Waldbrand brach am 24. Juli aus. Dann macht die Kurve einen Knick nach unten. Erst im Oktober erreichen die Übernachtungen wieder den für diese Jahreszeit üblichen Wert.

Übernachtungen 2022 in der Sächsischen Schweiz: Zwischen Juli und September macht die Kurve einen deutlichen Knick nach unten.
Übernachtungen 2022 in der Sächsischen Schweiz: Zwischen Juli und September macht die Kurve einen deutlichen Knick nach unten. © Grafik: Tourismusverband Sächsische Schweiz

In absoluten Zahlen verbuchten die Hotels, Pensionen und Campingplätze in der Sächsischen Schweiz 2022 insgesamt 1,54 Millionen Übernachtungen. Das entspricht in etwa dem Niveau von 2016. Rechnet man die vielen kleinen Privatvermieter hinzu, die in der amtlichen Statistik (ab zehn Betten) nicht auftauchen, dürften es über zwei Millionen sein. Für den Tourismusverband kein zufriedenstellendes Ergebnis.

Sächsische Schweiz liegt im sachsenweiten Durchschnitt

Dennoch steht die Sächsische Schweiz im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit keineswegs schlechter da als andere Urlaubsregionen im Freistaat. Mit einem Ergebnis von -13,5 Prozent gegenüber 2019 liegt sie sogar ziemlich genau im sachsenweiten Schnitt (-13,7). Im Vergleich zu 2021 waren 2022 wieder deutlich mehr Touristen nach Sachsen gekommen, besonders die Städte Dresden und Leipzig sowie das Erzgebirge konnten davon profitieren.

Dass der Anstieg von 2021 auf 2022 für die Sächsische Schweiz nicht ganz so groß ausfällt, liegt schlicht daran, dass die Region besser durch die Corona-Jahre gekommen ist und weniger Verluste hinnehmen musste als das restliche Sachsen. Der Sommer 2020 war im Elbsandsteingebirge sogar der meistbesuchte überhaupt in der Geschichte.

Waldbrand spielt für Touristen keine Rolle mehr

Aktuell spielt der Waldbrand bei den Anfragen von Urlaubern kaum noch eine Rolle. "Das war glücklicherweise relativ schnell wieder raus aus den Köpfen", sagt Tourismuschef Tino Richter. Im Oktober und November hatten sich die Buchungszahlen erholt. Bislang sind beim Verband keine krisenbedingten Schließungen größerer Unterkünfte bekannt. "Es hatten aber alle sehr zu kämpfen", sagt Richter. Durch die Einbußen in der Hauptsaison fehlte das nötige finanzielle Polster für den Winter. Wie viele Unternehmen es eventuell nicht geschafft haben, werde sich erst im Frühjahr zeigen, wenn die Häuser wieder öffnen.

Große Nachfrage für Saison 2023

Für die Saison 2023 in der Sächsischen Schweiz sind die jüngsten Signale aber durchaus positiv. "In den ersten Wochen des neuen Jahres wurden wir förmlich überrannt", schreibt der Verbandsvorsitzende und Landrat Michael Geisler (CDU) im aktuellen Rundbrief des Tourismusverbandes. Auf Messen in Berlin und Stuttgart sei die Nachfrage riesig gewesen, allein im Januar habe es so viele Anfragen gegeben wie nie.

Der Tourismusverband hat dafür über den Winter einiges losgemacht, auch mithilfe zusätzlicher Fördermittel. Es wurden Videos produziert, eine eigene Podcast-Reihe gestartet, Anzeigen in Magazinen geschaltet und Journalisten überregionaler Medien für Pressereisen in die Sächsische Schweiz geholt. Schon mehr als 10.000 Infobriefe hat der Verband verschickt.


Noch im Dezember war Geschäftsführer Tino Richter durchaus in Sorge angesichts der allgemeinen Stimmungslage mit steigenden Energiepreisen, Inflation und vielen Unwägbarkeiten. Doch die befürchtete Zurückhaltung bei den Buchungen ist nicht eingetreten. "Offenbar sparen die Leute nicht am Urlaub", sagt Richter. Die Reiselust sei da.

Zusätzliche Aufmerksamkeit hat die Wiedereröffnung der Basteiaussicht geschaffen. Die Bastei ist der meistbesuchte Ort in der Sächsischen Schweiz, erklärt Tino Richter. Dass dort mit der schwebenden Aussichtsplattform etwas Neues entstanden ist, strahle aus. Insgesamt starte man mit einer positiven Erwartungshaltung in die neue Saison. "Ich hoffe, dass wir 2023 mal wieder ohne große Katastrophen auskommen."

Termine zum Saisonstart 2023

23. März bis 2. April: Nachhaltigkeitstage in der Sächsischen Schweiz, unter anderem mit Eröffnung des Proviantomaten in Kurort Rathen.

25. März: Tourismusbörse im Nationalparkzentrum Bad Schandau.