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Immer öfter kostenlose Hygieneartikel an Sachsens Schulen

Die Menstruation ist noch immer ein Tabuthema. Mit Initiativen für kostenlose Hygieneprodukte in öffentlichen Gebäuden und Schulen in Sachsen soll sich das ändern.

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Ein Frau zieht in einer Damentoilette  eine Binde aus einem Tampon- und Bindenspender: Solche  Automaten könnten in Mädchentoiletten von Schulen in Sachsen bald alltäglich sein.
Ein Frau zieht in einer Damentoilette eine Binde aus einem Tampon- und Bindenspender: Solche Automaten könnten in Mädchentoiletten von Schulen in Sachsen bald alltäglich sein. © dpa/Klaus-Dietmar Gabbert

Dresden. Kostenlose Damen-Hygieneartikel in Automaten der Mädchentoilette von Schulen könnten in Sachsen bald alltäglich sein. An einigen Schulen gibt es diese Spender schon, in weiteren sollen sie aufgestellt werden, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur in den großen sächsischen Städten ergab. Das Landesamt für Schule und Bildung befürwortet die kostenlosen Hygieneartikel als Beitrag zur Geschlechtergerechtigkeit. Geld gebe es dafür vom Land jedoch nicht, stellte der Sprecher des Landesamtes, Clemens Arndt, klar. "Das ist Sache der Schulträger."

An vier Schulen in Chemnitz wird laut Stadt die Abgabe von Damen-Hygieneartikeln aktuell getestet. Damit sollten unter anderem auch die Kosten ermittelt werden, hieß es. Bisher gebe es keine Erfahrungen zum tatsächlichen Verbrauch dieser Artikel. Es sei geplant, zu Beginn der Sommerferien die Ergebnisse auszuwerten. Unabhängig davon habe der Stadtrat jedoch im April für 2023 und 2024 je 10 000 Euro für die Ausstattung der Schulen mit Hygienespendern sowie den dazugehörigen Hygieneartikeln bewilligt.

In Dresden rechnet die Stadt mit Kosten von etwa 250.000 Euro. Ab dem Jahresende sollen dafür nicht nur Schulen und Berufsschulen mit Spendern ausgestattet werden, sondern auch Kindertagesstätten, Museen, Kultur- und Freizeiteinrichtungen, Verwaltungsgebäude sowie städtische Bibliotheken. Das habe der Stadtrat so beschlossen, sagte eine Stadtsprecherin. Die Leistungen würden gerade ausgeschrieben.

In Leipzig werden die Hygieneartikel laut Stadt an 17 städtischen Schulen schon jetzt abgegeben. Bis spätestens 2025 sollen alle weiterführenden Schulen damit ausgestattet sein, hieß es.

"Ich würde es begrüßen, wenn den Mädchen dieses Angebot an Schulen gemacht und dies auch flächendeckend umgesetzt wird", sagte die Vorsitzende des Landeselternrates, Sara Schlüter. Allerdings sei das Thema im Landeselternrat bisher noch nicht besprochen worden.

Die Grünen im Landtag unterstützen kostenfreie Hygieneprodukte in öffentlichen Einrichtungen wie Rathäusern und Schulen. Das wäre ein spürbarer Beitrag zur Verbesserung der menstruellen Gesundheit und Hygiene sowie zu einer Enttabuisierung des Themas Menstruation, sagte die gleichstellungspolitische Sprecherin der Fraktion, Lucie Hammecke. "Menstruation darf kein Luxus sein. Menstruationsartikel sollten genauso zur Grundausstattung öffentlicher Toiletten gehören wie Seife, Papierhandtücher und Toilettenpapier."

"Die Staatsregierung muss den Schulträgern genug Geld zur Verfügung stellen, damit die kostenlosen Hygieneartikel überall in Schultoiletten vorgehalten werden können", sagte die gleichstellungspolitische Sprecherin der Linke-Landtagsfraktion, Sarah Buddeberg. Dabei gehe es auch um soziale Gerechtigkeit. "Für Familien mit geringem Einkommen kann der Kauf notwendiger Hygieneartikel zur finanziellen Belastung werden. Das betrifft nicht nur Erwachsene."

Das Einsetzen der Periode bedeute weltweit für Millionen Mädchen das Ende der uneingeschränkten gesellschaftlichen Teilhabe, teilte die Dresdner Hilfsorganisation Arche Nova mit. Mit Verteilungen von Hygienematerial, Schulungsprogrammen und dem Bau von Sanitäranlagen setzt sich Arche Nova dafür ein, das Tabu um die Periode zu brechen, damit Frauen und Mädchen ihre Menstruation in Würde erleben können. (dpa)