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Darum entscheiden sich so wenige Ostdeutsche für Kinder

Eine neue Ifo-Studie aus Dresden fordert mehr Kinderfreundlichkeit. Und das Leibniz-Institut in Leipzig stellt fest: Am wenigsten junge Leute gibt es im Landkreis Spree-Neiße.

Von Ulrich Wolf
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Wer viele Bekannte mit Kindern hat, der sehnt sich nach einer Studie des Ifo-Instituts ebenfalls nach Kindern.
Wer viele Bekannte mit Kindern hat, der sehnt sich nach einer Studie des Ifo-Instituts ebenfalls nach Kindern. © dpa

Dresden/Leipzig. Beruf, Hobbys und der Freundeskreis sind wesentliche Faktoren für die Geburtenzahl in Ostdeutschland. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Freitag veröffentlichte Studie des Ifo-Instituts in Dresden im Auftrag des Deutschen Familienverbands Sachsen. "Bei Personen, die Hobbys, Freunde und den Beruf als weniger wichtig einschätzen, steigt die Wahrscheinlichkeit stark an, ein Kind zu bekommen", sagt Studienautorin Katharina Heisig. Auch die Entscheidung, drei oder mehr Kinder zu bekommen, sei davon abhängig.

Das eigene Umfeld präge die Kinderplanung stark. Habe mehr als die Hälfte der Freunde und Bekannten Kinder, steige die Wahrscheinlichkeit, selbst Kinder zu bekommen, um bis zu 13 Prozentpunkte. Weitere Einflussfaktoren seien Einschränkungen durch Kinder sowie Unterschiede bei Rollenvorstellungen oder Erwartungen in der Partnerschaft. Zudem begünstige ein höheres Bildungsniveau die Geburtenzahl.

Heisig konstatiert, eine größere Kinderfreundlichkeit im Alltag und Beruf könnte ein Schlüssel sein, um den Bevölkerungsrückgang in Ostdeutschland zu mildern. Als Beispiel nannte sie Kinderspielecken in Fitnesscentern und Shoppingmalls oder familienorientierte Angeboten in Unternehmen, Hotels und Restaurants.

Kaum noch junge Leute im Süden Brandenburg

Nach Untersuchungen des Leibniz-Instituts für Länderkunde in Leipzig ist der Bevölkerungsanteil der 18- bis 24-Jährigen in Deutschland mittlerweile auf nur noch 7,3 Prozent gesunken. Insbesondere in den ländlichen Regionen Ostdeutschlands sei die Lage teils dramatisch. So sei der Anteil junger Erwachsener im brandenburgischen Landkreis Spree-Neiße mit 4,2 Prozent bundesweit am niedrigsten. Am höchsten sei er hingegen mit 13,1 Prozent in Heidelberg.

Die vom Leibniz-Institut veröffentlichte Deutschlandkarte zu dem Thema zeigt ein deutliches Gefälle zwischen Stadt und Land sowie zwischen Ost- und Westdeutschland. "Überspitzt gesagt könnte man diagnostizieren, dass diese Kreise nicht nur überaltert, sondern auch unterjüngt sind", sagt der Demografieexperte Tim Leibert vom Leipziger Leibniz-Institut. Das sei ein Warnzeichen für die weitere wirtschaftliche Entwicklung.

Überdurchschnittliche Anteile junger Erwachsener verzeichnen die meisten kreisfreien Städte sowie Universitätsstädte wie Gießen, Konstanz, Marburg oder Tübingen. In den 15 größten Städte liegt der Anteil junger Leute allerdings nur leicht über dem Durchschnitt, teilweise sogar etwas darunter. Grund könnten Leibert zufolge "die für viele Studierende und Berufseinsteiger zu hohen Wohnungs- und Lebenshaltungskosten sein". (SZ/uwo)