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Wie die Bergwachthütte im Bielatal durch "Kilometergeld" gerettet wurde

Die Station der Bergretter an der Ottomühle wurde pünktlich zum Saisonstart saniert. Bei der Finanzierung halfen Wanderer - und eine Brauerei.

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Von hier aus werden verunglückte Wanderer und Kletterer gerettet: Jens Hertel von der Bergwacht Bad Schandau vor der sanierten Bergwachtstation "Ottomühle" im Bielatal.
Von hier aus werden verunglückte Wanderer und Kletterer gerettet: Jens Hertel von der Bergwacht Bad Schandau vor der sanierten Bergwachtstation "Ottomühle" im Bielatal. © Marko Förster

Für Wanderer und Kletterer in der Nationalparkregion Sächsische Schweiz sind sie unverzichtbar. Denn immer dann, wenn Ausflügler im Elbsandsteingebiet in Not geraten, sind sie zur Stelle: die Retter der Bergwacht. Für die Ehrenamtler beginnt mit Ostern wieder die Arbeit.

Bis Ende Oktober verbringen die Bereitschaften jedes Wochenende in unterschiedlichen Hütten und fahren von dort ihre Einsätze. Im vergangenen Jahr wurden sie so oft gebraucht wie nie zuvor - an die 150 Mal gebraucht. Eine Rekordzahl, die den steigenden Bedarf der Bergretter untermauert.

Die Truppen, die in der Bergwachthütte "Ottomühle" im Bielatal stationiert sind, hatten zum Start der neuen Tourismussaison Grund zu feiern. Am Gründonnerstag wurde das sanierte und komplett umgebaute Gebäude wiedereröffnet. Drei Monate lang wurde an dem Haus gearbeitet. Denn Feuchtigkeit und Kälte drangen über Jahre ins Gemäuer ein. Die Fassade zeigte bereits deutliche Spuren der Verwitterung. Auch die sanitären Anlagen mussten dringend instandgesetzt und erweitert werden. Gleichzeitig benötigten die Bergretter mehr Platz für ihre Ausrüstung. Deshalb wurde das Erdgeschoss komplett umgebaut.

Alles neu: die neue Küchenzeile. Hier stärken sich die ehrenamtlichen Retter der Bergwacht vor oder nach ihren Einsätzen.
Alles neu: die neue Küchenzeile. Hier stärken sich die ehrenamtlichen Retter der Bergwacht vor oder nach ihren Einsätzen. © Marko Förster

Die Bauarbeiten sind nun beendet. Im Außenbereich wurde der Gebäudesockel abgedichtet und neu verputzt. Das Erdgeschoss wurde nach der Entkernung räumlich neu aufgeteilt. Es gibt nun einen Gemeinschaftsbereich, eine neue Küchenzeile, einen separaten Raum für das Alarm-Monitoring der Rettungseinsätze, einen zweiten Sanitärbereich und eine gesonderte Garderobe für die Ausrüstung. Im Dachgeschoss wurden zudem zwei getrennte Schlafräume eingerichtet.

In der sanierten Bergwachthütte im Bielatal wurden im Dachgeschoss zwei getrennte Schlafräume eingerichtet.
In der sanierten Bergwachthütte im Bielatal wurden im Dachgeschoss zwei getrennte Schlafräume eingerichtet. © Marko Förster

Auch die Bergretter legten selbst mit Hand an und unterstützten mit Eigenleistungen das aufwendige Projekt: Raufasertapeten wurden entfernt, Abbrucharbeiten an Fußböden, Wänden und im Sanitärbereich unterstützt und Rückbaumaßnahmen an Windfang, Innentüren, Verkleidungen und Küchenzeile vorgenommen.

Insgesamt 121.000 Euro wurden in dem Basislager der Bergwacht verbaut. Den Großteil der Summe stellte die Exportbierbrauerei aus Radeberg zur Verfügung. Im Rahmen der Aktion "Wir wandern für unsere Heimat" spendete das Unternehmen 111.000 Euro. Das Geld ist sogenanntes "Kilometergeld", das Wanderer, Spaziergänger, Kletterer und Radfahrer in Sachsen sowie der angrenzenden tschechischen Region Ústí sammelten. Und zwar in der App "Outdooractive". Anschließend wurden die Kilometer in bare Münze verwandelten. Denn für jeden in der App getrackten Kilometer spendete Radeberger Pilsner 50 Cent.

Radeberger stockt mit Restbetrag vom Vorjahr auf

Insgesamt kam eine Spendensumme von 70.000 Euro zusammen. Aus der Heimat-Aktion des Vorjahres, bei der bereits ausgewählte Projekte in der Sächsischen Schweiz unterstützt wurden, stand noch ein Restbetrag zur Verfügung. "Mit den 41.000 Euro aus dem Vorjahr konnten wir unseren Spendenbetrag auf 111.000 EUR aufstocken und damit die Sanierung der Bergwachtstation zum Großteil finanzieren", sagt Olaf Plaumann, Geschäftsführer der Radeberger Exportbierbrauerei. Diese unterstützt die Region seit über drei Jahren mit der Heimat-Aktion. Dabei wurden bislang 422.000 Euro für 14 Infrastrukturprojekte bereitgestellt.

Beteiligte Handwerkerfirmen waren zu Eröffnung der Hütte eingeladen. Auch Landrat Michael Geisler (CDU) war dabei. "Pünktlich konnten wir, wie im Herbst letzten Jahres versprochen, die Sanierungsarbeiten abschließen, damit die Station zum Saisonbeginn genutzt werden kann", sagte er.

Rücken aus, wenn Ausflügler im Elbsandsteingebirge in Not sind: Martin Grätz, Hüttenwart der Bergwacht Pirna, Christoph Weber und Lucas Hilbert von der Bergwacht Sebnitz (v.l.n.r.).
Rücken aus, wenn Ausflügler im Elbsandsteingebirge in Not sind: Martin Grätz, Hüttenwart der Bergwacht Pirna, Christoph Weber und Lucas Hilbert von der Bergwacht Sebnitz (v.l.n.r.). © Marko Förster

Für die Bergwacht der Sächsischen Schweiz, die vom DRK Kreisverband Sebnitz organisiert wird, ist die Fertigstellung der Hütte an der Ottomühle ein Segen. "Für ihre Arbeit ist eine sanierte Station immens wichtig. Wir freuen uns sehr, dass wir nun rechtzeitig vor Saisonbeginn die Eröffnung feiern können", sagte Rita Seidel, Vorstand des DRK Kreisverband Sebnitz. (SZ/kat)