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Der große Wolfshunger kommt vor dem Klimaschutz

Warum es vor allem mehr Schafe braucht, wenn wir erst Sachsens Politiker und danach die Welt retten wollen, erklärt uns SZ-Redakteur Gunnar Saft in seiner satirischen Kolumne.

Von Gunnar Saft
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Den Wölfen soll es nach den neuesten Plänen der Politik bald stärker an den Fellkragen gehen. Das ist auf lange Sicht gesehen gut für alle Schafe. Dennoch müssen die vorher noch mal ran und einen wichtigen Job erledigen, um die Politiker zu beschützen.
Den Wölfen soll es nach den neuesten Plänen der Politik bald stärker an den Fellkragen gehen. Das ist auf lange Sicht gesehen gut für alle Schafe. Dennoch müssen die vorher noch mal ran und einen wichtigen Job erledigen, um die Politiker zu beschützen. © dpa

Eine gute Nachricht für Sachsens Problemwölfe: Die große Politik in Berlin und Dresden hat sich diese Woche erneut mit ihnen beschäftigt und dabei knallhart entschieden: Wölfe, die zu viele und zu oft Nutztiere verspeisen, sollen bald schneller geschossen werden dürfen. Wieder einmal, sagt sich jeder erfahrene Sachsen-Wolf und atmet auf, weil er dieses Märchen schon so oft gehört hat, seit er ein niedlicher Welpe war. Und? Passiert ist jedes Mal nichts. Viel gefährlicher bleiben weiterhin diese doofen Straßen, die man immer überqueren muss, wenn es zur leckeren Schafherde geht. Raser, das weiß längst jedes hungrige Rudelmitglied, sind praktisch sogar schlimmer als jeder Jäger. Politiker sind dagegen völlig harmlos.

Leider hat sich diese Erkenntnis bisher nur unter den Wölfen herumgesprochen und noch nicht unter den Anhängern von Fridays for Future. Die halten zum Beispiel Sachsens Ministerpräsidenten immer noch für höchstgefährlich, weil der dem Klimaschutz mehr Platz in seinem Terminkalender einräumen will als sie selbst. So hatte Michael Kretschmer kürzlich keck erklärt, die Weltrettung sei auch noch über die nächsten 24 Stunden hinaus möglich. Für die jungen Klima-Wilden die reinste Blasphemie, da die Welt bekanntlich jeden Tag untergeht und danach nur noch Leere ist. Am Freitag bliesen sie deshalb erbost zur Jagd – auf Kretschmers Ohren. Vor der Staatskanzlei wurde lautstark protestiert. Pech nur, dass der gescholtene Regierungschef zu der Zeit gar nicht zu Hause war. Nun muss man also noch mal ran. Direkt nach dem nächsten Weltuntergang und rechtzeitig vor dem nächsten. So viel Zeit, wie Herr Kretschmer stur irrend behauptet, bleibt dazwischen definitiv nicht.

Ach so, vor dem nächsten Weltuntergang sollten wir zudem noch rechtzeitig Sachsens Umweltminister Wolfram Günther warnen! Der ist nämlich nicht nur für den Klimaschutz verantwortlich, sondern von Amtswegen auch für die Wölfe und deren Dauerhunger. Doch alles zusammen könnte jetzt ganz schön schiefgehen. So will der Minister nächste Woche im Nationalpark Sächsische Schweiz einen neuen Teil des Naturerlebnispfades „Weg der Wildnis“ eröffnen. Mitten im Grünen und ohne eine Straße, auf der uns die Raser vor Wölfen schützen! Auch Jäger sollen bei der Veranstaltung nicht dabei sein, sondern lediglich Politiker. Ich empfehle deshalb dringend, dass jeder von denen ein Schaf als Begleitschutz erhält. Das ist im Notfall zwar weg, aber ein satter Wolf beißt auch nicht mehr.