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Sammeln für die Wunderburg

Die Förderer des Aussichtspunktes brauchen Geld für zwei Kilometer Zaun – und etwas Verständnis für die immer noch schwierige Situation.

Von Heike Heisig
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Solch’ einen herrlichen Ausblick auf Roßwein kann im Moment nur genießen, wer Verbotenes tut. Denn die Wunderburg oder vielmehr der Aufgang ist gesperrt.
Solch’ einen herrlichen Ausblick auf Roßwein kann im Moment nur genießen, wer Verbotenes tut. Denn die Wunderburg oder vielmehr der Aufgang ist gesperrt. © André Braun (Archiv)

Roßwein. Richtig zufrieden ist Tino Striegler nicht. Der 37-jährige Unternehmer ist nach wie vor Vorsitzender des Vereins Wunderburg. Der wurde 2015 gegründet. Sein Ziel: den bei den Roßweinern äußerst beliebten Veranstaltungsort und Aussichtspunkt wieder nutzen zu können. Das steht vier Jahre später genau noch so. Denn vorankommen sind die Förderer kaum. Das hat viele Gründe. An den meisten können Tino Striegler und seine 14 Mitstreiter aber wenig ändern.

Zum einen fehlt den Wunderburg-Enthusiasten Geld. Das wird dafür benötigt, das Areal – soweit es geht – absturzsicher zu machen. Für diesen Zweck sollen entlang der Wege Zäune errichtet werden. 

„Die Säulen dafür habe ich. Nun fehlt ,nur‘ noch das Geld für die Zaunsfelder auf zwei Kilometern Länge“, erzählt Tino Striegler. Sobald das zusammen ist, könnten die Arbeitseinsätze zum Aufstellen der Absturzsicherung geplant werden. Dass es ihm dann nicht an Helfern mangelt, dessen ist sich der Vorsitzende gewiss.

Sein Einsatz als Unternehmer, der häufig auch auf Montage ist, schränkt seine ehrenamtliche Aktivität ein. „Wenn ich nicht da bin, kann ich mich nur bedingt vor Ort kümmern. Und wenn ich dann mal Zuhause bin, möchte ich auch für meine Familie da sein“, sagt Striegler. 

Für ihn komme daher eher nicht infrage, bei Veranstaltungen wie dem Weihnachtsmarkt eine Bude zu bewirtschaften und den Erlös für das Bauvorhaben zu verwenden. Daher ist seine Spendensammlung etwas mühseliger.

Bänke kurz- und kleingeschlagen

Resigniert hat Striegler aber lange noch nicht. Dabei gab es dafür in den zurückliegenden Monaten manchen Grund. Da gab es ein Feuer, das wahrscheinlich durch Zündeln herbeigeführt worden ist. Das Brennmaterial lieferten die Mitglieder vermutlich selbst. 

Nach einem Arbeitseinsatz ließen sie auf dem Berg dünnere Äste von Büschen zurück. Bei einem weiteren Einsatz stellten sie neue Bänke auf. „Die haben sie uns wenig später kurz- und kleingeschlagen“, erzählt der 37-Jährige. 

Geärgert habe ihn das wegen der Sponsoren, die die Bänke bereitgestellt hatten, aber auch wegen der vergeblichen Mühen aller Helfer. „Es war eine ganz schöne Plackerei, alles auf die Wunderburg hinaufzuschleppen“, schildert er.

Striegler will schauen, wieviel Geld er noch für die Zaunanlage sammeln kann. Schön wäre, wenn er damit in den nächsten Monaten ein Stück vorankäme. Denn: In diesem Jahr plant der Abwasserzweckverband, in der kleinen Anliegerstraße am Fuße des Plateaus einen neuen Kanal zu verlegen. 

Danach will die Kommune die Straße in Ordnung bringen. Von der aus führt eine im Moment gesperrte Zuwegungen auf die Wunderburg. „Es würde einfach super passen, wenn die Straße und der Aufgang zugleich hergerichtet sind und wir dann wieder auf die Anhöhe einladen könnten“, sagt Striegler.

Tino Striegler engagiert sich mit 15 Mitstreitern für die Wunderburg.
Tino Striegler engagiert sich mit 15 Mitstreitern für die Wunderburg. © André Braun

Steiniger Weg zu freier Aussicht

Dabei hat er auch ein wenig den 800-jährigen Stadtgeburtstag im Blick. Das Jubiläum wird im Sommer 2020 gefeiert. Eine Fahne weht dann auf jeden Fall wieder über der Wunderburg, wie bei jedem bisherigen Schul- und Heimatfest. Ob Besucher dort oben auch den nahezu einmaligen Blick auf Roßwein genießen können, will Striegler derzeit nicht versprechen.

Die Voraussetzungen schafft der Verein wieder, indem er Bäume und Sträucher stutzt, damit die Sichtachse freibleibt. Auch eine Haftpflichtversicherung für das Gelände zahlt er. Danach sieht es auf dem Vereinskonto häufig mau aus. Denn mit mehr als den Mitgliedsbeiträgen kann Striegler kaum kalkulieren.

Das bremst zwar den Tatendrang. Aber es gibt da noch etwas anderes, was den Wunderburg-Förderern helfen und gut tun würde, und das kostet keinen Cent: Respekt vor ihrer Arbeit. „Wir haben leider nicht den Eindruck, dass unser Engagement honoriert wird. Im Gegenteil“, sagt Tino Stiegler. 

Er empfinde, dass dem Verein immer wieder Steine in den Weg gelegt werden. Mal größere, mal kleinere. Als Beispiel nennt der Vorsitzende die Bemühungen, die Wunderburg als Flächendenkmal ausweisen zu lassen. „Das wird jedes Jahr aufs Neue abgelehnt“, erzählt er. 2019 soll es den nächsten Vorstoß geben.

Aus dem Hochmittelalter

Die Wunderburg ist ein archäologisches Denkmal. „Bei dem gut erhaltenen Abschnittswall handelt es sich um eine hochmittelalterliche befestigte Anlage etwa aus dem 11./12. Jahrhundert.“ Das hat Heike Jentzsch-Fichtner recherchiert. Sie gehört zu den Gründungsmitgliedern des Vereins Wunderburg.

Urkundliche Überlieferungen oder Fundmaterial gibt es nicht. Ein Anlass für Grabungen an dieser Stelle hat sich bisher nicht ergeben.

Seit 2015 gibt es den Verein Wunderburg. Er will den früher beliebten Aussichtspunkt so sicher machen, dass er überhaupt wieder genutzt werden kann. Größere Veranstaltungen wie vor einigen Jahrzehnten sind allerdings nicht geplant.