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Schlosspark reichte bis an die Kirche

Nicht nur das attraktive Linzer Schloss gibt es nicht mehr. Auch die Parkbäume wurden 1948 vernichtet.

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Dieses Schlossmodell wurde in der Partnerstadt Linz/Donau gefertigt.
Dieses Schlossmodell wurde in der Partnerstadt Linz/Donau gefertigt. ©  Anne Hübschmann

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia und Frank Schneider

Linz. Gegen Ende des 12. Jahrhunderts entstand in Linz eine befestigte Burganlage, die von einem breiten Wassergraben umgeben ist. Diese Art Wasserschloss ist selten im Großenhainer Land. Einen weiteren Schutz des Gebäudes boten zahlreiche kleine Teiche und Sumpfflächen, die als Gürtel verliefen und nur auf schmalen befestigten Pfaden zu überwinden waren.

1520 erwarb Christoph von Polenz Rittergut Linz mit Vorwerk Ponickau. 300 Jahre blieb es in Familienbesitz. 1581 wurde aus der Burganlage ein wohnliches Schloss. Die Kirche wird in die südwestliche Ecke des Schlossgartens gebaut. Soweit erstreckte sich der Park. Noch heute gibt es hier die Straßenbezeichnung „Im Schlosspark“.

Ernst Freiherr von Palm veranlasst um 1856 bis 1870 weitere Veränderungen. Er hatte das Schloss von den Erdmannsdorffs auf Schönfeld erworben. Der Schlossherr ließ die Lindenalleen pflanzen, die heute noch nach Linz führen. Ebenso initiierte er den Um- und Ausbau von Schloss und Kirche, den Pfarrhausneubau, gestaltete den Park um und richtete sogar einen Kindergarten ein. Er erwarb das Gasthaus im Ort und ließ es anschließend modernisieren. Es trägt heute noch den Namen „Zum Palmbaum“.

1907 gelangte das Rittergut mit dem Vorwerk Ponickau auf dem Erbweg in den Besitz der Grafen zu Münster. Der sächsische König macht 1918 hier Station auf seiner Flucht aus Dresden. Vater und Sohn zu Münster teilten sich ab 1920 in die Bewirtschaftung, Ernst-Georg Graf zu Münster übernahm den Bereich Forst. 

Nach ihm ist der heutige Graf-zu-Münster-Steig als Linzer Wanderweg benannt. Der wertvolle Baumbestand des Schlossparkes wird durch eine Aralia, einen Ginkgo biloba am Forellenzahl, zahlreiche Rhododendren und eine Azaleenecke an der lindenblättrigen Esche erweitert. 

Über 300 Baum- und Straucharten wurden in Verzeichnissen aufgeführt. Im Frühjahr blühte eine Krokuswiese. 1945 war Linz durch Kampfhandlungen schwer in Mitleidenschaft gezogen. Das Wasserschloss blieb vollständig erhalten und intakt. Der Abbruch erfolgte offiziell, um Baumaterial für Wohnhäuser der „Umsiedler“ zu schaffen. Er war jedoch ideologisch motiviert.

 Abbruchschutt gelangte in den Schlossgraben. Im November 1948 vernichtete die Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB) den wertvollen Schlosspark. Zwei mutige Frauen konnten zwei Magnolien, die am Gartenhaus standen, umsetzen und somit retten. Eine kann man noch heute auf dem Friedhof bewundern.

 Ihr Standort bezeichnet die Grablage von Gutsförster Ernst Franke und Gastwirt und Teichvogt Karl Keitz, die am 21. April 1945 beim Einmarsch der Roten Armee erschossen wurden.

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