Dresden
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Schluss mit dem Federpicken

Forscher der HTW Dresden beschäftigen sich mit einer weit verbreiteten Störung im Verhalten von Hühnern. 

Von Jana Mundus
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Haltung, Futter oder Krankheiten können Legehennen dazu bringen, Artgenossinnen die Federn zu picken. Wie das verhindert werden kann, wird nun erforscht.
Haltung, Futter oder Krankheiten können Legehennen dazu bringen, Artgenossinnen die Federn zu picken. Wie das verhindert werden kann, wird nun erforscht. © Julian Stratenschulte/dpa

Im Hühnerstall kann es brutal zugehen. Das sogenannte Federpicken ist bei Legehennen, also bei Hühnern die zur Erzeugung von Eiern gehalten werden, eine gängige Verhaltensstörung. Die Hennen picken ihren Artgenossinnen dabei die Federn aus. Bei den betroffenen Hühnern führt das zu Stress und Schmerzen und wirkt sich negativ auf deren Leistungen aus. An der HTW Dresden wollen Wissenschaftler nun herausfinden, wie die Störung verhindert werden kann.

Über die Ursachen des Federpickens existieren bereits wissenschaftliche Erkenntnisse. Zum einen wird immer wieder das Haltungsumfeld angeführt, in dem die Hennen leben. Damit verbunden auch die sozialen Strukturen, die zwischen den Vögeln existieren. Zum anderen können auch genetische Veranlagung, Fütterung und auch die Gesundheit der Tiere eine wichtige Rolle beim Entstehen der Störung spielen. Bis 2017 war die gängige Methode zum Vorbeugen das Schnabelkürzen bei Küken. Mit einer heißen Klinge oder einem Laser werden dabei die Schnabelspitzen abgetrennt. Eigentlich ist das Kürzen heute verboten, doch in Ausnahmefällen ist es immer noch erlaubt. Tierschützer kritisieren immer wieder, dass Ausnahmeregelungen zu leichtfertig erteilt werden und immer noch zu vielen Küken die Schnäbel gekürzt werden.

Das Forschungsteam um Markus Freick am Zentrum für Angewandte Forschung und Technologie (ZAFT) hat nicht die Ursachen im Blick, sondern will Möglichkeiten finden, wie dem Federpicken vorgebeugt werden kann. „Der Fokus der Forschung liegt auf drei Aspekten“, erklärt der Professor. Zunächst wollen die Wissenschaftler betrachten, wie sich die Qualität des Einstreumaterials in den Stallungen auf das Tierwohl auswirkt. Darüber hinaus wird untersucht, welche Belastungen durch Parasiten wie die Rote Vogelmilbe entstehen. „Abschließend wollen wir herausfinden, inwieweit Schäden am Gefieder oder dem Körper der Hennen entstehen.“

Aktuell arbeitet die Forschung mit rein visuellen Methoden, mit denen die Hühner untersucht werden. Im Projekt wird untersucht, ob Infrarot-Thermografie als Methode für die Untersuchungen infrage kommt. „Das könnte die klassischen Verfahren ergänzen und erweitern, um frühzeitig Gefiederschäden zu erkennen und rechtzeitig Gegenmaßnahmen einzuleiten“, sagt Freick.

Zunächst werden in den kommenden Monaten in verschiedenen sächsischen Legehennenbeständen Daten zum Zustand von Gefieder, zu Pickverletzungen, zur biologischen Leistung sowie zu Kot-, Einstreu- und Futtereigenschaften erhoben. Anhand dieser Daten wird ein Beratungskonzept für regionale Geflügelhöfe entwickelt. Das Projekt in Kooperation mit dem Sächsischen Geflügelwirtschaftsverband, der Sächsischen Tierseuchenkasse, dem Großenhainer Geflügelhof sowie dem Landwirtschaftsbetrieb Krätzschmar läuft bis März 2022. Es wird mit rund 320 000 Euro vom Sächsischen Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und Geologie gefördert. Das Geld stellt die Europäische Union zur Verfügung.