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Schneefälle in Sachsen: Zugverkehr behindert, Straßen gesperrt

Glatteis und Schnee sorgen im Freistaat weiter für Behinderungen und Unfälle. Straßen sind teilweise unbefahrbar, in der Oberlausitz und im Vogtland saßen Bahnreisende fest. Für einen Autofahrer kam jede Hilfe zu spät.

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Am Donnerstagmorgen gegen 5 Uhr war auch ein Zug der Odeg auf der Bahnstrecke Bischofswerda -Bautzen in der Nähe von Medewitz von einem Unfall betroffen.
Am Donnerstagmorgen gegen 5 Uhr war auch ein Zug der Odeg auf der Bahnstrecke Bischofswerda -Bautzen in der Nähe von Medewitz von einem Unfall betroffen. © LausitzNews.de/Toni Lehder

Schnee, Schnee - und noch mehr Schnee. In Sachsen sorgt der Winter für immer mehr Einschränkungen - und für einen schwere Unfall mit tödlichem Ausgang.  Auf der Staatsstraße 38 bei Wermsdorf ist  ein Autofahrer bei einem Frontalzusammenstoß ums Leben gekommen. Ein weiterer Mann kam schwer verletzt ins Krankenhaus, wie die Polizei in Leipzig am mitteilte. Ein 50 Jahre alter Kleintransporterfahrer war am Mittwochnachmittag auf der glatten Straße auf die Gegenfahrbahn gekommen. Dort stieß er frontal mit dem Auto eines 57-Jährigen zusammen. Der 57-Jährige starb an seinen Verletzungen, der 50-Jährige kam schwer verletzt ins Krankenhaus.

Kein Durchkommen nach Carlsfeld

Im Südwesten Sachsens haben die anhaltenden Schneefälle sogar dafür gesorgt, dass  mehrere Orte von der Außenwelt abgeschnitten waren. Nach Informationen des MDR Sachsen war die Gemeinde Carlsfeld bei Plauen seit Mittwochabend eingeschneit, nachdem dort Schneefräsen kaputt gingen. Und auch in Oberwiesenthal habe es etliche Probleme mit den Schneemassen gegeben. Zeitweise war die Innenstadt nicht mehr erreichbar, Zufahrtsstraßen und der Grenzübergang wurden laut Polizei gesperrt.

Probleme gab es auch bei der Stromversorgung. Wie das Innenministerium auf Twitter mitteilte, war beispielsweise Bad Gottleuba-Berggießhübel betroffen. Grund war vermutlich der starke Schneefall. Innenminister Roland Wöller fuhr noch am Abend in den Ort in der Sächsischen Schweiz, um sich ein Bild von der Lage zu machen.

Meldungen über Stromausfälle gab es unter anderem auch aus Dippoldiswalde, Claußnitz, Mühlau, Oberlungwitz und Burgstädt.

Züge stehen still

Der massive Wintereinbruch hatte auch den Schienenverkehr in weiten Teilen Sachsens zum Erliegen gebracht. Nach der Länderbahn und der Mitteldeutschen Regiobahn musste auch die Erzgebirgsbahn am Donnerstag Strecken sperren. Wegen Schneebruchs wurden am Vormittag die Verbindungen zwischen Chemnitz und Olbernhau sowie zwischen Chemnitz und Annaberg-Bucholz komplett eingestellt, wie eine Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur sagte. Bereits seit dem Vortag fuhr zwischen Zwickau und Johanngeorgenstadt kein Zug mehr. 

Auch auf der Strecke zwischen Leipzig und Chemnitz wurden Fahrgäste auf eine harte Geduldsprobe gestellt. Wegen blockierter Gleise war die Strecke des RE6 zwischen Geithain im Landkreis Nordsachsen und Chemnitz gesperrt, teilte die Mitteldeutsche Regiobahn mit (MRB). Die Züge pendelten zwischen Leipzig und Geithain. Von dort nach Chemnitz sei ein Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet worden.

Zuvor hatten die Schneemassen bereits den Zugverkehr im Vogtland und in Ostsachsen schwer getroffen. Wie die Länderbahn mitteilte, lag das an umgestürzten Bäumen und Schneeverwehungen. Die Hauptstrecken des Trilex von Bischofswerda nach Zittau und von Bischofswerda nach Görlitz waren komplett gesperrt. Gleiches traf laut Vogtlandbahn auf die Strecken zwischen Falkenstein und Kraslice in Tschechien sowie zwischen Adorf und Bad Brambach zu.

Nach Freigabe der Strecken durch den Infrastrukturbetreiber DB Netz läuft seit 16 Uhr der Zugverkehr in Richtung Görlitz und Zittau wieder sukzessive an. Es kann jedoch bis in die Nachtstunden noch zu Verspätungen und Unregelmäßigkeiten kommen, da die Züge jetzt erst wieder in ihre normale Taktung gebracht werden müssen, teilt das Bahnunternehmen Trilex mit. Busverkehr läuft daher noch auf einigen Verbindungen parallel. 

230 Unfälle mit 22 Verletzten

Auch auf den Straßen sorgt der anhaltende Schneefall weiter für Behinderungen und Unfälle.  In der Region Sächsische Schweiz sind wegen Schneebruchgefahr bereits zahlreiche Straßen gesperrt.  Im gesamten Bereich der Straßenmeisterei Altenberg und Bereichen Straßenmeisterei Dohma ist am Donnerstag mit Schneebruch zu rechnen. Das führt dazu, dass auch weiterhin immer wieder kurzfristig Straßen gesperrt werden müssen, weil Bäume drohen, entlang der Straßen umzukippen oder abzuknicken, teilt das Landratsamt in Pirna mit. Schneebruch behindert auch den Verkehr auf der S 95 zwischen Dresden-Neustadt und Radeberg.

Ähnlich sieht die Lage im Rest Sachsens aus. Auf der Autobahn 72 etwa standen bei Burgstein seit Mittwochabend wegen Schneeglätte mehrere Lastwagen quer, der Verkehr staute sich auf zehn Kilometern Länge, wie eine Sprecherin der Polizei Zwickau in der Nacht sagte. 

Auf der Bundesstraße 174 zwischen Chemnitz und Marienberg standen mehr als 166 Lastwagen auf der Fahrbahn, weil sie nicht mehr weiterkamen, sagte ein Sprecher der Polizei Chemnitz. Ähnliche Fälle mit Dutzenden liegen gebliebenen Lkw gab es demnach in Chemnitz und auf der Bundesstraße 95.

Bis Mitternacht hatte die Polizeidirektion Chemnitz Hunderte Verkehrsunfälle mit insgesamt 22 Verletzten gezählt. Der Sprecher berichtete von zahlreichen Sperrungen auf Bundes- und Staatsstraßen. Grund dafür seien meist umgestürzte Bäume. Teilweise sei auch der Winterdienst nicht mehr durchgekommen. 

Schulen bleiben geschlossen

Freuen über das Winterwetter dürften sich dagegen Kinder, wie etwa die Schüler des Goethe-Gymnasiums in Sebnitz. Am Donnerstag fällt der Unterricht komplett aus. Das wurde auf deutliche Empfehlung der Verkehrsgesellschaft OVPS entschieden, erklärt Schulleiter Andreas Seltmann. Zwei Drittel der Kinder und Jugendlichen kommt von außerhalb. Ob der Unterricht am Freitag wieder planmäßig stattfindet, wird im Verlauf des Tages entschieden.

Und Sebnitz ist kein Einzelfall. Das Sächsische Kultusministerium überlässt den Schulleitern die Entscheidung. Und auch Eltern haben ein Mitspracherecht: Sie können ihre Kinder selbst vom Unterricht befreien.

Wälder wegen Schneebruch gesperrt

Aufgrund starker Schneefälle sind die Wälder in und um Annaberg-Buchholz (Erzgebirge) bereits am Mittwoch gesperrt worden. "Zahlreiche Bäume sind bereits umgestürzt, weitere Schäden werden erwartet", sagte ein Stadtsprecher. Die Bäume haben schwer an der Last zu tragen, daher kommt es vielerorts zu Schneebruch. Nach Angaben der Stadt sind unter anderem der Buchholzer Wald, das Mühlholz in Frohnau sowie der Ratswald bis hin zur tschechischen Grenze betroffen. Zudem wurde die Auffahrt zum Pöhlberg aus Sicherheitsgründen gesperrt.

Auch in den Wäldern im Rödertal herrscht inzwischen Lebensgefahr. Hier fielen in der Nacht zum Donnerstag etliche Einsätze an. Bei einem davon war auch die Freiwillige Feuerwehr Ohorn beteiligt. Einsatzleiter Rico Hähle warnt jetzt sogar davor, überhaupt Wälder zu betreten. Außerdem sollten sich Autofahrer vor Antritt einer Fahrt genau überlagen, ob diese denn wirklich unbedingt nötig sei. Denn umstürzende Bäume können auch Autos treffen und schnell zu einem Unglück führen. 

Probleme auch in Tschechien

Auch das Nachbarland Tschechien bleibt von den Schneefällen nicht verschont. Die Stadt Jablonec nad Nisou (Gablonz an der Neiße) rief am Donnerstag den Krisenfall aus, weil die Schneemassen nicht mehr geräumt werden konnten. Bei den Aufräumarbeiten würden auch Häftlinge aus Gefängnissen eingesetzt, sagte eine Sprecherin der Agentur CTK. Rund 9.000 Haushalte waren nach Angaben des Versorgers CEZ vorübergehend ohne Strom, weil Leitungen beschädigt wurden. Die Feuerwehr rückte zu Dutzenden Einsätzen aus, um Bäume zu entfernen, die unter der Schneelast auf Straßen gekippt waren. Der Grenzübergang nach Polen in Harrachov wurde für Lastwagen gesperrt.

Besonders betroffen war auch die Erzgebirgsregion, wo mehrere Landstraßen geschlossen werden mussten. Der Wintersportort Bozi Dar (Gottesgab) war zeitweise von der Umwelt abgeschnitten. 

Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes soll sich die Lage im Laufe des Donnerstags entspannen. Im Erzgebirge kann es jedoch bis zum Nachmittag noch etwa 10 Zentimeter Neuschnee geben. (SZ/mit dpa)