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Schnelles Internet zuerst fürs Gewerbegebiet

Ab 2021 verlegt die Telekom die Glasfaserkabel in der Gemeinde Boxberg. Wer dabei sein will, muss einen Vertrag für den Anschluss eingehen.

Von Constanze Knappe
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Dominik Rein (li.), Breitbandkoordinator des Landkreises, war bei der Infoveranstaltung in Boxberg nach dem offiziellen Teil ein gefragter Gesprächspartner.
Dominik Rein (li.), Breitbandkoordinator des Landkreises, war bei der Infoveranstaltung in Boxberg nach dem offiziellen Teil ein gefragter Gesprächspartner. © Constanze Knappe

Ab 2021 wird die Telekom nach eigener Aussage „aktiv in der Gemeinde Boxberg bauen“. Die gehört zusammen mit Kreba-Neudorf zum Cluster 6 des geförderten Breitbandausbaus im Kreis Görlitz. Im Gewerbegebiet in Boxberg geht es los. So war bei der Informationsveranstaltung von Landkreis und Telekom im Dorfgemeinschaftshaus in Boxberg zu vernehmen. Nach Sagar in der Woche zuvor war dies der zweite Abend zu dem Thema im Nordkreis und entsprechend groß das Interesse. Etwas über 100 Bürger hatten sich im Saal des Dorfgemeinschaftshauses Boxberg eingefunden. Mancher musste stehen, weil die Stühle nicht für alle reichten.

„Wir graben einmal komplett den Landkreis um“, machte Dominik Rein, Technischer Referent der Kreisverwaltung, die Dimension deutlich. Oder anders ausgedrückt: In 31 Kommunen werden 4.200 Kilometer Glasfaserkabel verlegt, sind 800 Kilometer Tiefbauarbeiten erforderlich. 70 Millionen Euro geben Bund und Freistaat dafür aus. Allerdings geschehe der geförderte Ausbau für schnelles Internet nicht flächig, sondern nur dort, wo die Bandbreite unter 30 Mbit/s liegt und sich der Ausbau wirtschaftlich nicht gerechnet hat. Pro Adresspunkt kostet das 10.000 bis 12.000 Euro, die über eine normale Telefongebühr nicht refinanzierbar wären, die Betreffenden deshalb „auf normalem Wege keine Chance auf schnelles Internet“ hätten, so Dominik Rein. Die Wirtschaftlichkeitslücke werde mit Steuergeldern ausgeglichen.

Boxberg sei von Anfang an dabei, um mit dem Kreis den Breitbandausbau zu stemmen. In den Ortsteilen liegen mit Kupferkabeln zwar 16 Mbit/s an, tatsächlich seien es aber nur 11 Mbit/s oder noch weniger, wie gleich mehrere Bürger beklagten. Insofern gehören die Orte zu den unterversorgten Bereichen, den „weißen Flecken“.

Für das schnelle Internet verlegt die Telekom in den Ortschaften Glasfaserkabel, rüstet vorhandene Verteilerschränke auf und setzt neue, so Falko Julius, der bei der Telekom dafür zuständig ist, was in der Region Ost wann und wo gebaut wird. Das Paket beinhaltet die komplette Zuleitung zu jedem erfassten Haus – einschließlich eines Übergabepunkts im Keller oder Hauswirtschaftsraum. Dafür entstehen dem jeweiligen Eigentümer keine Kosten. Eine Verpflichtung zu einem Glasfaseranschluss besteht nicht. Dominik Rein warb dennoch ausdrücklich dafür. Man wolle „möglichst 100 Prozent erreichen“. Also auch diejenigen, die mit Internet nichts am Hut haben. Niemand wisse, was die Zukunft bringe. Zudem steige mit schnellem Internet der Wert der Immobilie. Später werden für einen Anschluss 800 Euro fällig.

Mit Glasfaser verkabelt wird ein Haus aber erst nach Einwilligung des Eigentümers und seiner Unterschrift unter dem Gestattungsvertrag. Ende des ersten Quartals gehen die gemeinsamen Schreiben von Landkreis und Telekom raus. Die Frist der Rückmeldung (mit beiliegendem frankiertem Umschlag) sei unbedingt einzuhalten. Für die Schreiben werden Datensätze aus Grundbuchämtern genutzt. Leider seien dort nicht alle Einträge gepflegt. Hinzu käme, dass nicht überall die Hausnummern stimmen. „Es gibt Leute, die haben seit 30 Jahren eine Hausnummer, die offiziell gar nicht existiert“, sagte Dominik Rein. Ansprechpartner dafür sei die Gemeinde.

Ein Dreivierteljahr für Planung

Gemeinderat Armin Hoffmann (WV Kringelsdorf) verwies auf den Bebauungsplan der Gemeinde Boxberg für ein neues Wohngebiet. Dort könnten bis zu 20 Einfamilienhäuser entstehen. B-Pläne, so der Breitbandkoordinator des Landkreises, hätten viele Kommunen; manche schon mehr als 15 Jahre. „Wir wollen Menschen erreichen, nicht die grüne Wiese“, sagte er. Bedeutet im Klartext: Sollte bis 2021 in dem Wohngebiet ein Rohbau stehen, wird er angeschlossen, ansonsten nur das Gelände für später vorbereitet. Wer dann dort baut, trägt die Anschlusskosten fürs Internet selbst; so, wie es für Wasser, Abwasser, Strom und Gas allgemein üblich ist. Sollte eine Baulücke in der Adressdatei des Kreises vorkommen, werde sie berücksichtigt.

Falko Julius bat um Geduld: „Wir werden nicht auf die Schnelle loslegen können.“ Nach Eingang der unterschriebenen Erklärungen beginnen die detaillierten Planungen. Das dauert ein Dreivierteljahr. Dem folgte ein Raunen im Saal – und die Erklärung von Falko Julius, dass Genehmigungen diverser Behörden nötig sind. „Wenn wir die haben, bauen wir vier Wochen später los“, sagte er. Wer wann genau dran ist, dazu waren an diesem Abend keine Aussagen möglich. Nur die, dass man sich mit seiner Anschrift auf einer Internetseite zum Breitbandausbau über den Stand der Dinge informieren könne.

Für den Bau werden vorhandene Trassen genutzt oder auch die Kabel im Spülrohrverfahren unter den Straßen durchgeschossen. Dennoch werde sich das Aufgraben an vielen Stellen nicht vermeiden lassen. Bei Vor-Ort-Terminen erfolgen detaillierte Abstimmungen, „damit wir nicht durch die nagelneue Einfahrt oder das Rosenbeet gehen müssen“, so Falko Julius. Zunächst werde ein Leerrohr verlegt und das Glasfaserkabel durchgeblasen. Bei einem zweiten Termin wird dann im Haus der Kasten als Übergabepunkt installiert.

Das bedeutet aber nicht, dass man danach automatisch eine schnelle Internetverbindung hat. Die Telekom baut „diskriminierungsfrei“. Zu gut Deutsch: Den Anbieter für Internet, TV & Co. kann und muss sich jeder selber suchen und einen Vertrag abschließen. Unter Umständen werde eine Durchleitungsgebühr fällig.

Bis 2022 soll der Großteil des geförderten Breitbandausbaus im Landkreis Görlitz erledigt sein. Derzeit werden die Ausschreibungen für die Cluster 10 (unter anderem Rietschen) und 11 vorbereitet.

Weitere Info-Termine: 27.01. Stadtbibliothek Weißwasser, 28.01. Rathaussaal Bad Muskau, 29.01. Dorfgemeinschaftshaus Weißkeißel. Beginn ist jeweils 18 Uhr.

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