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Schutz für Kolbe-Villa

Ein Bebauungsplan soll die Zukunft einer der letzten unsanierten Radebeuler Prachtimmobilien regeln. Das Schicksal ist noch ungewiss.

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© Norbert Millauer

Von Ines Scholze-Luft

Radebeul. Noch mal zehn Jahre Rechtsstreit verträgt die Villa nicht. Das Urteil von Baubürgermeister Jörg Müller ist eindeutig und das eines Fachmanns. Aber auch der Baulaie versteht die Einschätzung sehr schnell, wenn er das Video auf Youtube (Stichwort Villa Kolbe) aus dem Inneren des einstigen Prachtgebäudes gesehen hat.

Was in dem siebenminütigen Film über das Backsteinhaus auf der Zinzendorfstraße 16, Ecke Meißner Straße zu sehen ist, ist traurig: Verfall in jeder Etage vom Keller bis zum Dach, herausgerissene Dielen, kaputte Fenster, zerstörte Türen, zerschmetterte Waschbecken, Bauschutt überall. Trotzdem sind Schönheit und Glanz der Vergangenheit zu spüren. Vor allem im holzgetäfelten Treppenhaus mit dem eindrucksvollen Aufgang, in dem ein riesiger, inzwischen blinder Spiegel in goldener Fassung an bessere Zeiten erinnert. Auf einer Terrasse sprießen junge Bäume. Auch ein Blick auf die Außenhaut des herrschaftlichen Baus verheißt nichts Gutes.

Seit Jahren leer

Das im Stil eines deutschen Renaissanceschlosses für den Chemiker und Unternehmer Carl Kolbe (1855--1909) in den Jahren 1890/1891 erbaute Gebäude wurde vor einem Vierteljahrhundert unter Denkmalschutz gestellt. War Fabrikantenvilla und Klinik, steht seit 16 Jahren leer. Die neuen Besitzer, eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts, wollen sie sanieren, verbinden das aber mit der Absicht, im Park zu bauen. Auch um damit die Sanierung zu stemmen.

Für die Villa gibt es eine gültige Baugenehmigung, hatte die Untere Denkmalschutzbehörde im Landratsamt kürzlich mitgeteilt. Die Erweiterungsbauten im Park waren dagegen nicht genehmigt worden. Was die Besitzer verärgert.

Jetzt hat sich die Stadt klarer als bisher positioniert. Das Ensemble aus denkmalgeschützter Villa und englischem Landschaftspark soll in der jetzigen Struktur erhalten bleiben, weil es prägend und unverzichtbar ist für das von der Meißner Straße aus erlebbare Stadtbild. Deshalb wird ein Bebauungsplan aufgestellt, der eben das festschreibt. So beschloss es der Stadtrat.

Mit den Eigentümern wolle man sich einvernehmlich einigen, sagt der Baubürgermeister. Denn noch sind die meisten Fragen zur Rettung der Zinzendorfstraße 16 offen. Die zu klären, bleibt nicht viel Zeit. Der Verfall der Villa schreitet voran. Nicht nur beim löchrigen Dach.

Laufendes Verfahren

Der Ratsbeschluss fällt mitten in ein laufendes Verfahren. Besitzer und die Bauaufsicht der Stadt streiten sich darum, ob es nun für die Anbauten bereits Baurecht gab oder sogar noch gibt. Und darum, ob dort eine weitere Bebauung möglich ist und wenn ja, wie viel. Derzeit liegt der Fall bei der Landesdirektion in Dresden.

Bei den Stadträten stieß der Beschlussantrag nicht auf ungeteilte Zustimmung. Frank Sparbert, FDP, der das Haus noch aus der Klinik-Phase kennt, hat zwar den großen Wunsch, dass die Villa saniert wird und erhalten bleibt. Doch er bedenkt auch den riesigen Aufwand dafür. Deshalb sollte auf die Eigentümer zugegangen werden, um eine Lösung zu finden. Doch da er den Kompromisswillen bisher nicht erkennen könne, enthielt er sich der Stimme. Vier weitere Ratsmitglieder sahen das ähnlich.

Plan nötig

Dagegen nennt Roland Schreckenbach von den Freien Wählern gerade diesen Bebauungsplan als sehr nötig. Er gelte zwar nur für ein einziges Grundstück. Aber sonst sei dort eine Brache mit neuem Gebäude zu befürchten. Allerdings macht ihm der schlechte Zustand des Parks mit den umgestürzten Bäumen und der Villa zu schaffen. Er habe nicht viel Hoffnung, sagte er.

Einen solchen Plan aufzustellen, hält auch Christian Fischer, Die Linke, für das geeignete Mittel, um die Zukunft der Zinzendorfstraße 16 zu sichern. Was wäre, wenn das historische Gebäude letztlich weiter verfällt und gar abgerissen werden müsste, fragt er. Deshalb sollte gemeinsam mit den Eigentümern eine Lösung gefunden werden.

Ob das gelingt, entscheidet über das Schicksal des eigentlich prächtigen Hauses. Denn der Bebauungsplan gibt vorerst nur den Rahmen für das Areal vor.