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Sicher gelandet

Auch bei Minusgraden starten in Göhlis die Maschinen. Die Flugplatz-Chefs sind für 2017 zuversichtlich.

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© Lutz Weidler

Von Christoph Scharf

Riesa. Überraschend leise kommt das Flugzeug näher: Gelandet wird grundsätzlich gegen den Wind. So hört man die Piper erst, als sie schon zur Landung ansetzt. Das ausgezogene Fahrwerk berührt die unter dem Schnee verborgene Start- und Landebahn. Es stiebt weiß auf – und schon ist die einmotorige Maschine mit den orangefarbenen Streifen brummend vorbeigezogen. „Fliegen kann man auch bei minus zehn Grad“, sagt Peter Traub, der durch den knöchelhohen Schnee auf dem Flugplatzareal stapft. Wie beim Autofahren im Winter gilt auch auf dem Flugplatz Göhlis: Man darf bei Schnee nicht zu stark bremsen. Dafür haben Piloten mit durchdrehenden Reifen kein Problem – der Antrieb kommt vom Propeller, nicht von den Rädern.

Weit hinter dem Geschäftsführer der Gesellschaft Airpark Riesa sind die Häuser von Leutewitz und das Chemiewerk von Wacker zu sehen. Auf der anderen Seite erhebt sich der Flugplatz-Komplex aus der weißen Landschaft. Dort ist es im Raum des Flugleiters schön geheizt. Über das Funkgerät gibt Flugleiter Joachim Engel den Piloten von zwei Maschinen Anweisungen. Knarzend kommen die Antworten zurück. „Die Funktechnik wollen wir als Nächstes modernisieren“, sagt Peter Traub.

Nachdem der Landwirt aus der Lommatzscher Pflege mit seinem Kompagnon Reinhold Eger den Betrieb des Flugplatzes von der städtischen Gesellschaft Esam übernommen hatte, galt es zunächst, mit viel Aufwand die Piste neu zu markieren. „Priorität hatte alles, was für den Flugbetrieb nötig ist“, sagt der 63-Jährige. Eine neue Windmessanlage zum Beispiel.

Die Investitionen bislang haben sich ausgezahlt: Nachdem durch die Querelen um eine mögliche Flugplatz-Schließung der Flugbetrieb zeitweise zum Erliegen gekommen war, zeigten sich die Hangars so gut wie ausgestorben. Jetzt reiht sich dort wieder Kleinflugzeug an Kleinflugzeug. „Von den einst 40 Flugzeugen ist mittlerweile mehr als die Hälfte wieder da“, freut sich Peter Traub. Ultraleichtflugzeuge zählen dazu, die kaum schwerer sind als ein Motorrad, aber auch einmotorige Maschinen wie die Piper 28, die beim Start mehr als eine Tonne auf die Waage bringt.

Sie stammt vom Fliegerklub Riesa, andere Flugzeuge gehören Privatleuten oder Haltergemeinschaften aus zwei oder drei Piloten. „Wir haben ein gemischtes Publikum aus dem Raum von Dresden bis Leipzig und Freiberg“, sagt der Geschäftsführer der Airpark-Gesellschaft, der Riesa-Göhlis für den „schönsten Flugplatz Sachsens“ hält – nicht zuletzt für der überschaubaren Größe von rund zehn Hektar.

Die Tankstelle macht ihn nicht nur für Hobbyflieger, sondern auch für Hubschrauber der Luftrettung, Polizei oder Bundeswehr interessant. Nur ein wichtiges Merkmal fehlt nach wie vor: ein Flugplatzrestaurant. „Wünschenswert wäre eine Gaststätte, die richtig kocht und Gäste auch aus Riesa anzieht“, sagt der Geschäftsführer. Die Aussicht auf einen frischen Kaffee und ein warmes Essen ist für manch Hobbypiloten das entscheidende Kriterium bei der Wahl der Flugroute. Ziel ist, dass im Frühjahr die Gastronomie wieder in Betrieb geht.

Bei der Zahl der Flugbewegungen jedenfalls entwickle man sich in die richtige Richtung: „Wir haben etwa 50 Prozent der Starts und Landungen von vor drei Jahren“, sagt Traub. Ein Höhepunkt war der Neujahrstag mit mehr als 60 Flugbewegungen. „Wir sind zufrieden. Es macht Spaß hier!“