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Siebeneichen – Park nicht ausklammern!

Die Stadtverwaltung lud Bürger zur Diskussion über die Umgestaltung des Areals ein – die Skepsis überwog.

Von Udo Lemke
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Diese historische Postkarte zeigt, was Siebeneichen einmal gewesen ist und wieder werden könnte– ein berückend schöner Landschaftspark im englischen Stil.
Diese historische Postkarte zeigt, was Siebeneichen einmal gewesen ist und wieder werden könnte– ein berückend schöner Landschaftspark im englischen Stil. © Sammlung Götz Bergmann

Meißen. Er komme sich vor wie jemand, der die Wahl zwischen einem Auto mit drei Rädern und einem ohne Lenkrad habe. So beschrieb am Dienstagabend ein Bürger seinen Eindruck von den beiden Entwürfen, die die Stadtverwaltung zur Umgestaltung des Areals im Stadtteil Siebeneichen zwischen dem Bootshaus an der B 6, dem jetzigen Tierparkgelände und dem Aritahain sowie dem Schlosspark Siebeneichen präsentiert hatte. Oberbürgermeister Olaf Raschke hatte im Rathaus in seiner kurzen Einleitung zur Bürgerversammlung zum Thema erklärt: „Wir wollen erreichen, dass das gesamte Gebiet eine Aufwertung erfährt.“ Dann verschwand er.

Inga Skambraks, die Leiterin des Bauverwaltungsamtes, übernahm und stellte sich den Fragen der etwa 60 erschienenen Bürger. Diese sollten ihre Meinung zu den beiden vorgestellten Entwürfen zur Umgestaltung des Areals sagen. Der eine Entwurf setzt stärker auf den Ausbau der Sportanlagen am Elbufer, das andere sieht hier eher naturnahe Spielwiesen vor. Bei beiden gibt es den jetzigen Tierpark nicht mehr. Er soll durch ein Wildgehege bzw. einen Vogelpark mit Vollieren genutzt werden. In einer Variante wird aus dem Tierpark ein Naturpark mit Baumkronenpfad. Beide Entwürfe wollen den vor 40 Jahren, 1979, angelegten Arita-Hain wieder herrichten.

Mehrfach wurde in der Diskussion kritisiert, dass schon wieder neue Anlagen geschaffen werden sollen, während die vorhandenen teils schlecht gepflegt sind bzw. verfallen, so wie das Sportgelände zwischen Siebeneichener Straße, also der B 6 und der Elbe. „Der Sportplatz verfällt, da sind viele Fördermittel hineingeflossen. Warum können wir nicht das, was noch da ist, erst einmal erhalten. Dann können wir draufsatteln“, erklärte eine Übungsleiterin des Meißner Ruderclubs. 

Und eine Anwohnerin der Siebeneichener Straße fügte hinzu: „Die B 6 ist das Einfallstor nach Meißen und hier sieht es aus wie Sodom und Gomorra.“ Und Grit Yildiz vom Nabu fragte, warum trotz der personellen Überforderung, die bereits jetzt die Pflege der Parks und Grünanlagen in der Stadt mit sich bringt, wieder etwas Neues geplant wird.

Weil man irgendwann einmal anfangen müsse zu planen, um überhaupt vorwärtszukommen, erwiderte Inga Skambraks. Sie verwies darauf, dass etwa von der Idee bis zur Einrichtung des Park + Ride-Platzes am S-Bahn-Haltepunkt Triebischtal, 15 Jahre vergangen seien. Für die Stadtverwaltung nahm sie in Anspruch: Wir erlauben uns, weiter zu denken.“

Hauptkritikpunkt seitens der Bürger war die weitestgehende Nichteinbeziehung des Schlossparkes in den Entwürfen. „Der Schlosspark Siebeneichen ist von seiner Bedeutung her der zweitwichtigste in ganz Deutschland gewesen, das darf nicht ausgeklammert werden“, erklärte Ulrich Brumm. Deshalb lehne er beide vorgestellte Entwürfe ab. Das Kardinalproblem, so Helge Landmann, sei die Kurzfristigkeit in der Herangehensweise. Der Plan sieht vor, dass am 12. März beide Entwürfe im Bauausschuss vorgestellt und am 27. März im Stadtrat der Sieger gekürt werde. Helge Landmann: „Ich warne vor Schnellschüssen.“

Davon könne keine Rede sein, erklärte Inga Skambraks. Vielmehr solle das Büro des Siegerentwurfs an die Stadt gebunden werden. Was davon umgesetzt werden kann, muss sich erst noch zeigen, müssen doch viele Belange, etwa der Naturschutz, berücksichtigt werden, und für den Tierpark gibt es noch einen zehnjährigen Nutzungsvertrag.

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