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So lief das mit dem Triathlon in der DDR

Der Leipziger Andreas Clauß war erfolgreicher Dreikämpfer, als die Sportart noch nicht olympisch war und nur geduldet wurde.

Von Michaela Widder
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Mit den Rennrädern auf dem Trabi fuhr Andreas Clauß zu den ersten Triathlon-Wettkämpfen durch die DDR. Die WM-Teilnahme 1990 war sein größter Erfolg.
Mit den Rennrädern auf dem Trabi fuhr Andreas Clauß zu den ersten Triathlon-Wettkämpfen durch die DDR. Die WM-Teilnahme 1990 war sein größter Erfolg. © privat

Es sind die kleinen Geschichten hinter den großen Siegern. Die faszinieren Andreas Clauß. Wie eine Frau mit einem Fuchsschwanz am Rad als Talisman durch die Wechselzone rannte. Oder wie eine Hobby-Triathletin mit ihren mit Kräutern gefüllten Radtaschen am Start stand, aber am Ende ihr Gepäck nicht mit auf die Strecke nehmen durfte.

Niemand kann so viele bunte Geschichten erzählen wie Clauß. Seit vielen Jahren ist der Leipziger der Moderator bei den Triathlons nicht nur in Sachsen, unverkennbar mit seinem weißen Basecap, das er verkehrt herum trägt, und dem weißen Hemd. „Daran erkennen mich die Sportler, manche richten sich kurz vor dem Ziel noch mal auf, in der Hoffnung, erwähnt zu werden“, erzählt er. In seinen Moderationen steckt nicht nur Herzblut, sondern auch viel Wissen.

Clauß war Triathlet der ersten Stunde in der DDR, und er war damals der erfolgreichste. Schwimmen, Radfahren, Laufen in Kombination galt hierzulande als eine Modesportart der westlichen Länder. Da dem Triathlon damals noch der olympische Status fehlte, hielt sich das Interesse vom Staat in Grenzen. Eine offizielle Förderung gab es nicht, trotzdem wurde 1984 in Leipzig ein „Ausdauerdreikampf“ organisiert – der erste Triathlonausscheid auf dem Boden der DDR. Zwei Jahre später startet Clauß, ein aussortierter Schwimmer von der Sportschule, in Potsdam. „Ich kam als Erster aus dem Wasser und als 40. ins Ziel. Der Stachel saß tief.“

Ein Jahr später trat er dort wieder an und wurde A3K-Meister der DDR. Seitdem war Triathlon für ihn „wie eine Sucht“. Bei der Weltmeisterschaft 1990 in Orlando wurde Clauß als 19. Bester des fünfköpfigen gesamtdeutschen Männerteams. „Die anderen habe ich damit etwas schockiert“, erinnert er sich. Im selben Jahr wurde er noch DDR-Meister über die Kurz- und Mitteldistanz und Dritter beim Europacup in der Türkei. Als Triathlet war er hierzulande ein Exot. „Ich hätte bestimmt als erster Ossi davon leben können.“ Sogar ein paar Sponsorenverträge hatte er. Als die erste große Triathlonwelle 2000 von den USA nach Deutschland schwappte, beendete er seine Karriere. Im Osten hatte Clauß fast alle Rennen von „Binz bis nach Immelborn“ gewonnen – und kümmerte sich schon mal selbst um die Siegprämie.

Zum Nebenjob als Moderator ist er zufällig gekommen, weil die Veranstalter in Leipzig „wollten, dass ich nicht schon wieder gewinne“. Plötzlich hatte er das Mikrofon in der Hand. In diesem Jahr feiert er sein 20-jähriges Jubiläum, er moderiert auch viele Lauf- und Radveranstaltungen wie den Oberelbe-Marathon oder das Velorace in Dresden. Wenn er nicht als Teamleiter im Freizeitbad in Bad Lausick arbeitet, ist er bei 40 Wettkämpfen der Sprecher.

Und selbst für die Letzten im Ziel findet Andreas Clauß immer die passenden Worte, dass sie sich als Sieger fühlen. „Ihre Geschichten sind of viel spannender. Für die Sieger interessieren sich doch immer alle.“