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So will Sachsen mehr Lehrer gewinnen

Neun Schritte gegen den Lehrermangel: Kultusminister Piwarz und Wissenschaftsministerin Stange präsentieren die Einigung.

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© Thomas Türpe

Von Andrea Schawe

Nach wochenlangen Verhandlungen haben sich CDU und SPD im Freistaat Sachsen auf ein Programm geeinigt, das den Lehrerberuf attraktiver machen soll. Wir erklären die wichtigsten Punkte.

Punkt 1: Lehrer werden verbeamtet

Ab 1. Januar 2019 werden neue Lehrer verbeamtet, Rückkehrer aus anderen Bundesländern können ihren Beamtenstatus behalten. Sachsen war neben Berlin das einzige Bundesland, das Lehrer bisher nicht verbeamtet. Etwa 6 000 Lehrer an Sachsens Schulen bis 42 Jahre können entscheiden, ob sie verbeamtet werden wollen. Das Kultusministerium rechnet damit, dass 60 Prozent dafür sind. Seiteneinsteiger können auch verbeamtet werden – vorausgesetzt sie schließen ihre berufsbegleitende Weiterbildung ab und sind dadurch grundständig ausgebildete Lehrer.

Punkt 2: Referendare werden garantiert eingestellt

Auch Referendare werden im Beamtenverhältnis auf Widerruf eingestellt. Unter der Voraussetzung, dass sie ihr zweites Staatsexamen bestehen, erhalten sie vom Freistaat eine Einstellungsgarantie für Grund-, Ober- und Förderschulen. Für Referendare an Gymnasien und Berufsschulen gilt das nur für bestimmte Fächer oder Fächerkombinationen. Wenn sie im ländlichen Raum arbeiten wollen, bekommen die Anwärter einen Zuschlag. Damit mehr Lehramtsstudenten ihr Referendariat in Sachsen machen, wird nach dem ersten Staatsexamen der unmittelbare Wechsel in den Vorbereitungsdienst möglich. Bisher mussten die Studenten oft bis zu drei Monate warten.

Punkt 3: Mehr Geld für Lehrer im System

Für etwa 2 000 Lehrer an weiterführenden Schulen sind ab Januar 2019 Beförderungen in die Entgeltstufe E 14 möglich. Außerdem will Sachsen möglichst vielen angestellten Lehrern Zulagen zahlen. Wie die aussehen können, wird mit den Tarifpartnern verhandelt. Neun Millionen Euro stehen den Schulleitern als Leistungsprämien zur Verfügung, Sie sollen mit den örtlichen Personalräten abgestimmt werden.

Punkt 4: Grundschullehrer werden besser bezahlt

Die etwa 6 700 Lehrer an Grundschulen bekommen in Zukunft genauso viel Geld wie ihre Kollegen an Oberschulen und Gymnasien. Das war eine langjährige Forderung der Gewerkschaften. Deutschlandweit sei das eines der besten Angebote, sagt Kultusminister Christian Piwarz (CDU). Auch Überstunden werden ab 2019 genauso bezahlt wie an den anderen Schulen.

Punkt 5: DDR-Abschlüsse werden anerkannt

Der Freistaat will Lehrer mit DDR-Abschluss den nach 1990 ausgebildeten Lehrkräften gleichstellen. Sie sollen das gleiche Gehalt bekommen wie ihre Kollegen an der jeweiligen Schulart. Das Verfahren soll „unbürokratisch“ funktionieren: Lehrer mit Abschlüssen einer damaligen Hochschule, Pädagogischen Schule oder einem Institut für Lehrerbildung müssen mindestens fünf Jahre unterrichtet haben und brauchen eine Kurzbeurteilung des Schulleiters. Dieser Punkt war der SPD wichtig. „Das hat etwas mit Wertschätzung zu tun“, sagt Fraktionschef Dirk Panter.

Punkt 6: Ältere Lehrkräfte sollen Mentoren werden

Lehrer über 63 Jahre sollen nicht mehr unterrichten müssen, sondern für Referendare, Seiteneinsteiger und Praktikanten als Mentoren arbeiten. Als „Senior-Lehrkraft“ arbeiten sie auf Honorarbasis je nach Bedarf an der eigenen oder einer anderen Schule bis zu 20 Stunden pro Woche. Für das Programm sollen auch Lehrer gewonnen werden, die bereits in Rente sind.

Punkt 7: Mehr Unterstützung für Brennpunktschulen

Zusätzliches, nicht pädagogisches Personal – sogenannte Schulassistenten – soll die Lehrer an Schulen mit vielen Kindern mit Migrationshintergrund, sonderpädagogischem Förderbedarf oder aus wirtschaftlich schwachen Familien unterstützen. Das Budget für Ganztagsangebote wird um 13,5 Millionen Euro erhöht. Der Freistaat will auch bis zu 20 zusätzliche Schulpsychologen einstellen. Bisher gibt es 34 Stellen.

Punkt 8: Lehrpläne und Stundentafeln werden überarbeitet

Von pauschalen Stundenkürzungen im Musik-, Kunst- und Sportunterricht ist keine Rede mehr. Stattdessen sollen die Lehrpläne fächerübergreifend bis zum 1. August 2019 überarbeitet werden. Ziel ist es, den Unterricht um vier Prozent zu reduzieren – und mehr Medienbildung, digitale und politische Bildung unterzubringen.

Punkt 9: Lehrerausbildung an den Universitäten bekommt Perspektive

Die Hochschulen können einen großen Teil der derzeit befristeten Beschäftigten entfristen. Insgesamt werden die Stellen an den Hochschulen in Dresden, Leipzig und Chemnitz von 86 auf 104 erhöht. 29 Stellen werden allein in Chemnitz eingerichtet. Dort wurde die Ausbildung von Grundschullehrern erst 2013 wieder eingeführt.