Berlin. Die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 im eigenen Land ist in vielen als das deutsche Sommermärchen in Erinnerung geblieben. Doch für die Vergabe der WM sollen 6,7 Millionen Euro geflossen sein. Franz Beckebauer, Chef des Organisationskomitees, hatte 2002 vom Unternehmer Robert Louis-Dreyfus einen Kredit in dieser Höhe erhalten. Das Geld floss im Anschluss auf Konten des damaligen Fifa-Funktionärs Mohammed bin Hammam nach Katar. Bin Hammam war Mitglied des Exekutivkomitees und durfte damit über die WM-Vergabe entscheiden. Die Rückzahlung an Louis-Dreyfus drei Jahre später wurde von einem DFB-Konto über die FIFA abgewickelt.
Wegen dieser Unklarheiten stehen drei früheren Funktionären des Deutschen Fußball-Bundes vor Gericht. Beschuldigt sind die DFB-Altfunktionäre Theo Zwanziger (74), Wolfgang Niersbach (69), Horst R. Schmidt (78) sowie der ehemalige Fifa-Generalsekretär Urs Linsi (70). Der Prozess sollt eiegtnlich am 9. März beginnen.
Aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus haben aber die ehemaligen DFB-Präsidenten Zwanziger und Niersbach sowie Ex-DFB-Generalsekretär Schmidt die Aussetzung des Prozesses im schweizerischen Bellinzona beantragt. Dies lehnte das Bundesstrafgericht ab, wie die Schweizer Zeitung "Tagesanzeiger" am Donnerstagabend vermeldete. Der erste von zwölf Verhandlungstagen ist für den kommenden Montag anberaumt.
Das Gericht steht unter Zeitdruck: Spätestens am 27. April muss ein erstinstanzliches Urteil gefällt werden, weil sonst die Verjährung eintritt. Die Schweizer Regierung hatte zuletzt ein Verbot für alle Veranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern verkündet. Bellinzona liegt nur rund 50 Kilometer von der italienischen Grenzregion entfernt, in der zahlreiche Fälle des Coronavirus registriert wurden.
Dem Quartett Zwanziger, Niersbach, Schmidt und Linsi wird ungetreue Geschäftsbesorgung vorgeworfen. Alle haben die Vorwürfe stets zurückgewiesen. Als Zeugen sind Ex-FIFA-Boss Joseph Blatter, Günter Netzer und Franz Beckenbauer geladen. Das Verfahren gegen Beckenbauer in der Angelegenheit wurde aufgrund dessen Gesundheitszustandes abgetrennt. Der DFB tritt in dem Prozess als Privatkläger auf.(dpa)