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Sorgen um das Sorgenfrei

Vor zwei Jahren hatte eine Köchin die Plossenschänke umbenannt und wiedereröffnet. Nun ist das Restaurant dicht.

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© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Meißen. Anfang des vergangenen Monats war plötzlich Schluss im Restaurant „Sorgenfrei“, der ehemaligen Plossenschänke an der Wilsdruffer Straße, kurz vorm Ortsausgang der Stadt. Dachten Beobachter anfangs noch an eine verübergehende Schließung – etwa wegen Krankheit oder Urlaubs – ist, seitdem das Schild „Sorgenfrei“ abmontiert wurde, klar, dass es für die Pächterin Steffi Fiedler-Lange wohl nicht weitergeht.

Ein Blick hinter die abgeschlossenen Türen und Fenster der Gaststätte offenbart Putzzeug, einige Getränkeflaschen und Kleinkram, der sich hinter dem verwaisten Tresen befindet. Die gesamte Einrichtung, also Stühle und Tische, sind noch vorhanden. Eine Leiter steht verlassen an ein großes Rundfenster gelehnt. „Ja, in der Gaststätte ist schon länger keiner mehr“, sagt eine Mitarbeiterin an der Rezeption des dem Sorgenfrei gegenüberliegenden Business Hotel Siebeneichen. Warum die Betreiberin schließen musste, könne sie aber nicht sagen.

Während der Parkplatz vor dem Restaurant genauso verwaist wie der Biergarten und Wintergarten ist, erreicht die SZ die gelernte Köchin Steffi Fiedler-Lange in der vergangenen Woche am Telefon – möchte über die Gründe für das Ende nach zwei Jahren sprechen und wie es jetzt für sie weitergeht. Doch die ehemalige Mitarbeiterin auf Gut Frohberg ist kurz angebunden, hat viel um die Ohren und bittet um einen späteren Gesprächstermin. Der kommt nicht zustande, weitere Telefonanrufe und eine schriftliche Anfrage lässt sie in dieser Woche unbeantwortet.

Erst 2016 hatte die junge Frau die damalige Plossenschänke gepachtet, sie im Juli des Jahres in „Sorgenfrei“ umbenannt. Vor einem halben Jahr sagte sie der SZ, dass die Geschäfte im für Regionalität und Frische bekannten Restaurant „zufriedenstellend“ liefen. Besonders Familien- und Firmenfeiern sowie Hochzeitsgesellschaften hätten die Gastronomie am Laufen gehalten.

Das benachbarte Business Hotel sei als Gästelieferant „eine Bank“ und außerdem sei das Haus nach und nach auch bei Anwohnern immer beliebter geworden. Und heute? Bereits im Januar hatte die junge Chefin eingeräumt, dass es nur mit der Unterstützung der Familie gehe, Rechnungen bezahlt werden müssten und deshalb so gut wie kein Urlaub drin sei.

Ob sich die Geschäfte seit dem Winter verschlechtert haben und das der Grund für die Schließung ist, ist nicht klar. Die SZ fragt bei ehemaligen Lieferanten der Gaststätte nach. Fleisch und Wurst hatte Steffi Fiedler-Lange unter anderem von der Fleischerei Thiele aus Robschütz erhalten. Einmal wöchentlich gab es eine Lieferung, sagt eine Angestellte. „Vor schätzungsweise drei bis vier Wochen wurde der Auftrag eingestellt. Zu den Gründen ist uns nichts bekannt.“ Für den Standort am Meißner Plossen sowie die junge Pächterin sei das sehr schade.

Kräuter, Gemüse und essbare Blüten bezog das Sorgenfrei ebenfalls aus der Region – von der Gärtnerei Walther auf der Meißner Hirschbergstraße. Ein Mitarbeiter war am späten Mittwochnachmittag nicht mehr zu sprechen. Die Plossenschänke scheint weiter ein schwieriges Pflaster zu sein. Vor Fiedler-Langes Zeit war sie seit Ende 2014 zu, davor von Wirt Wito Hauenstein betrieben worden, der allerdings Insolvenz anmelden musste. Als Monatsmiete waren zuletzt 3 000 Euro durch den Besitzer aufgerufen worden – ein für Meißner Verhältnisse stolzer Preis.