Merken

Sorgenkind am Gleis

Die Bahn hat Wülknitz über Jahrzehnte geprägt. Der Bahnhof ist Teil dieser Historie, doch das Gebäude verfällt.

Von Eric Weser
 3 Min.
Teilen
Folgen
Der Wülknitzer Bahnhof steht leer und bröckelt. In der Gemeinde sähe man gern, dass das ortsgeschichtlich wichtige Gebäude wieder genutzt wird.
Der Wülknitzer Bahnhof steht leer und bröckelt. In der Gemeinde sähe man gern, dass das ortsgeschichtlich wichtige Gebäude wieder genutzt wird. ©  Sebastian Schultz

Wülknitz. Es hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan im Wülknitzer Ortsbild – vieles davon zum Guten. Erst vor Kurzem ist das neue Sportlerheim fertig geworden, das die neue Ortsmitte komplettiert. Doch es gibt nach wie vor auch Sorgenkinder, sagt Bürgermeister Hannes Clauß (parteilos). Eines davon sei das Bahnhofsgebäude, das direkt an der Strecke Chemnitz – Elsterwerda liegt.

Ein eigentlich schönes Gebäude, meint der Gemeindechef. „Es ist schade, dass es so verkommt, denn der Bau hat ja eine gewisse Qualität.“ Hinzu komme, dass die Eisenbahn für Wülknitz mehr als 100 Jahre lang eine wichtige Rolle gespielte habe. 

 Das sehen die Denkmalschutzbehörden ganz ähnlich. Das 1891 entstandene Empfangsgebäude, das zugehörige Wirtschaftsgebäude und die gegenüber gelegene Güterabfertigungshalle seien als „authentisch erhaltenes Bahnhofsensemble an der Eisenbahnstrecke Zeithain-Bogendreieck – Elsterwerda von verkehrshistorischer Bedeutung“, heißt es in einer Beschreibung.

Zeitweise Obdachlosen-Unterschlupf

Regulär bewohnt war das Bahnhofsgebäude laut Bürgermeister Hannes Clauß noch bis Ende der 1990er-Jahre von einstigen Bahnbeschäftigten. Seit die nicht mehr da sind, steht das Haus leer. Für Aufsehen im Ort hatte der Bau Ende 2015 gesorgt, als ein zeitweilig obdachloser Mann dort sein Nachtlager aufschlug.

 In der Folge hatte die Bahn, der das Objekt gehört, mehrere Fenster und Außentüren mit Sicherungselementen aus Stahl versehen lassen, die der Hersteller als auf seiner Webseite als „hochwirksamen Schutz gegen jede Art von Vandalismus“ bewirbt. Gleichzeitig sollen die Metallplatten mit den schmalen Lüftungslöchern die „professionelle Optik ... den Verkauf der Immobilie [erleichtern]“, heißt es in der Beschreibung.

Ob das stimmt, sei dahingestellt. Fakt ist, dass die Deutsche Bahn AG als Eigentümer das Gebäude verkaufen will. „Der Bahnhof Wülknitz befindet sich noch in unserem Eigentum und ist derzeit leerstehend. Die DB AG beabsichtigt den Verkauf“, heißt es aus dem Staatskonzern auf Nachfrage. 

Zu welchem Preis, lässt das Unternehmen unbeantwortet. In ihrer Antwort verweist die Bahn allgemein auf ihr Immobilienportal, auf dem Objekte zum Verkauf angeboten werden. Dort findet sich der Wülknitzer Bahnhof aber derzeit nicht. Das nächstgelegene Objekt dieser Art, das im Bahn-Verkaufsportal steht, ist der Bahnhof in Weinböhla, laut Beschreibung Baujahr 1912. 

Einen Preis für das 3 300-Quadratmeter-Grundstück nennt die Bahn auf ihrem Portal auch in diesem Fall nicht. In Stauchitz war der dortige Bahnhof – rund 4 500 Quadratmeter Grundstück inklusive 1879 erbautem Empfangsgebäude – im vorigen Sommer für knapp 15 000 Euro an eine Privatperson versteigert worden. 

Die Hoffnungen der Anwohner, dass der neue Eigentümer – eine Privatperson – das baufällige Gebäude saniert, haben sich zumindest bisher nicht erfüllt. Anders im erzgebirgischen Erlau. Dort hatte die Kommune den alten Bahnhof im Ort gekauft und mit viel Fördergeld zu einer Begegnungsstätte umgebaut. 

Auch Wülknitz’ Bürgermeister Hannes Clauß kann sich vorstellen, dass die Kommune den Bahnhof im Ort kauft und entwickelt. Clauß würde aber auch begrüßen, wenn Privatleute zugreifen und etwas aus dem Objekt machen. Gelungene Beispiele gebe es ja, etwa bei der alten Eisenbahnersiedlung ganz in der Nähe. 

Im neuen Entwicklungskonzept für die Gemeinde, das nach der Kommunwahl entstehen soll, soll der Wülknitzer Bahnhof laut Bürgermeister eine Rolle spielen.

Sie wollen noch besser informiert sein? Schauen Sie doch mal auf www.sächsische.de/meissen , www.sächsische.de/radebeul, www.sächsische.de/riesa oder www.sächsische.de/grossenhain vorbei.