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Sieg im Europapokalfinal-Hinspiel: Die großen Basketball-Ambitionen der Chemnitz Niners

Vor ein paar Jahren noch Zweitligist, heute im Europapokal-Finale: Die Niners Chemnitz haben einen beeindruckenden Weg hinter sich. Inzwischen staunt die Konkurrenz nicht mehr nur, sie hat ordentlich Respekt.

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Die Chemnitzer Kevin Yebo (v.l.), Jeff Garrett, Dominic Lockhart und Aher Uguak freuten sich zur Halbzeit über eine 14-Punkte-Führung gegen Bahcesehir Koleji.
Die Chemnitzer Kevin Yebo (v.l.), Jeff Garrett, Dominic Lockhart und Aher Uguak freuten sich zur Halbzeit über eine 14-Punkte-Führung gegen Bahcesehir Koleji. © dpa

Chemnitz. Während der Woche haben der FC Bayern und Alba Berlin nach dem Euroleague-Aus frei. Die Basketballer der Niners Chemnitz hingegen können dem deutschen Basketball zum nächsten internationalen Triumph verhelfen – und dabei einen märchenhaften Aufstieg vom Zweitligisten zum Europapokalsieger vollenden.

„Für die Niners wäre das Geschichte, zum ersten Mal so einen Titel zu gewinnen. Der deutsche Basketball wächst einfach und stellt sich immer mehr in den Vordergrund“, sagte Kevin Yebo, der sich mit seinen starken Leistungen derzeit sogar für eine Olympia-Nominierung empfiehlt.

Im vergangenen Jahr erst gewann Bonn die Champions League und im Sommer das Nationalteam vollkommen überraschend den WM-Titel. Nun geht es für Chemnitz in zwei Spielen gegen Bahcesehir Koleji um die Trophäe im Fiba Europe Cup. Das Hinspiel am Mittwoch in Chemnitz gewannen die Niners mit 85:74 (50:36), das Rückspiel steigt in einer Woche in der Türkei.

Furchtlosigkeit zeichnet Niners aus

Für die Bundesliga sind die Finalspiele durchaus von Bedeutung. „Uns wird eine ganz andere Form von Respekt entgegengebracht. Die BBL ist anerkannt. Das spüre ich in vielen Begegnungen. Wenn wir einen Europapokalsieger in der Liga haben, ist das immer ein Thema. Das verleiht dem Ganzen eine gewisse Größe“, sagte BBL-Geschäftsführer Stefan Holz.

Dass Deutschland in aufeinanderfolgenden Jahren internationale Titel gewinnt, gab es bislang nicht. Die Senkrechtstarter aus Chemnitz zeichnet eine gewisse Furchtlosigkeit aus. Den Fiba Europe Cup prägten sie diese Saison. In der Bundesliga stehen die Niners nur knapp hinter Bayern und vor Alba.

Der Liga-Boss ist zum Finale in der Halle

„Wir haben uns am Anfang einfach gesagt: Warum nicht wir? Wir wissen, wir sind harte Arbeiter. Harte Arbeit zahlt sich auch aus. Wir wollen Spiele gewinnen, und jeder ist gewillt, Sachen aufzugeben“, sagte Yebo, den man derzeit nicht über sein Handy erreicht, weil es seit Wochen kaputt ist. Der 28-Jährige kommuniziert stattdessen via Instagram.

Liga-Boss Holz, der beim Final-Hinspiel selbst in der Halle sein wird, genießt die gestiegene Attraktivität der Weltmeister-Liga. Meister Ulm, Champions-League-Sieger Bonn und nun Chemnitz: Die immer stärkeren Gegengewichte zu den Branchenriesen Bayern und Alba machen den Wettbewerb spannender. „Sie spielen ein großartiges Jahr. Das hat sich so ein bisschen abgezeichnet. Es ist eine stetige Entwicklung“, sagte Holz über die Niners.

Der Trainer ist die große Konstante

Bayerns-Geschäftsführer Marko Pesic lobte: „In Chemnitz machen sie schon seit Jahren einen richtig guten Job.“ Und der Klub selbst? Genießt seinen stetigen Aufstieg nur bedingt – und formuliert stattdessen weiter ambitionierte Ziele. „Wir versuchen, uns an Alba heranzupirschen, auch wenn das noch ein sehr weiter Weg ist. Das ist unsere tägliche Motivation“, sagte Geschäftsführer Steffen Herhold.

Die große Konstante dabei ist Trainer Rodrigo Pastore. Der Argentinier mit dem italienischen Pass ist seit 2015 für die Niners tätig. Unter seiner Leitung wurde aus einem Zweitligisten ein stabiler deutscher Spitzenklub, der seit 2020 in der Bundesliga spielt.

„Rodrigo Pastore ist maßgeblicher Baumeister dieses Projekts und wie es sich entwickelt hat“, sagte Herhold mit Blick auf die vergangenen neun Jahre. Ein Ende der gemeinsamen Erfolgsgeschichte ist nicht absehbar. „Warum nicht noch mal neun Jahre?“, fragte Herhold. (dpa)