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Dresden gewinnt Derby gegen Weißwasser

Gleich am zweiten Spieltag das erste Aufeinandertreffen: In einem packenden, torreichen Duell setzen sich die Eislöwen gegen die Füchse durch.

Von Alexander Hiller
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Hier scheitert Eislöwe Vladislav Filin zwar am Füchse-Torwart Mac Carruth, am Ende aber erzielen die Dresdner in der Verlängerung das entscheidende Tor.
Hier scheitert Eislöwe Vladislav Filin zwar am Füchse-Torwart Mac Carruth, am Ende aber erzielen die Dresdner in der Verlängerung das entscheidende Tor. © Jürgen Lösel

Dresden. Es mutet seltsam an: Sonst kochen beim Sachsen-Duell zwischen Dresden und Weißwasser bereits vor dem Anpfiff die Emotionen hoch, wenn die Namen der Spieler genannt werden. Diesmal, am zweiten Spieltag der DEL2, ist es in der Energieverbund-Arena mucksmäuschenstill, wenn der Hallensprecher für das Fernsehen seinen Job erledigt. Weder Jubel noch Pfiffe branden auf. Es ist das erste Heimspiel der Dresdner Eislöwen ohne Fans, die aufgrund der Corona-Bestimmungen mindestens im November draußen bleiben müssen. Diejenigen also, die solchen regionalen Höhepunkten die entsprechende Würze verleihen.

Das wirft die Frage auf, ob das Spiel tatsächlich noch dasselbe ist. Dresden gegen Weißwasser oder in umgekehrter Ansetzung – diese Partien waren geprägt von Tempo, hitzigen Diskussionen, auch mal rustikal ausgetragenen Faustkämpfen und entsprechend begleitet von den Fanlagern. Man denke nur an die Partie vom 4. Januar 2020 vor knapp 32.000 Zuschauern im Rudolf-Harbig-Stadion. Das Dresdner Publikum ist zumindest moralisch anwesend, jedenfalls kündet ein Transparent im Stehplatzblock davon: „Auch wenn wir nicht aller hier sein können, stehen wir trotzdem gemeinsam hinter euch!“

Beide Teams spielen auch gegen den Fehlstart

Die Eislöwen können jede Unterstützung gebrauchen. Mit einer 1:8-Niederlage ist die Mannschaft von Cheftrainer Rico Rossi am Freitag in Kaufbeuren in die Saison gestartet, Weißwasser hatte daheim eine 2:3-Niederlage nach Verlängerung gegen Bayreuth kassiert. Ein Team konnte den Fehlstart im stimmungsärmsten Sachsen-Duell aller Zeiten umbiegen. Am Ende gelang das den gastgebenden Dresdnern. Die Eislöwen bezwangen die Lausitzer Füchse mit 5:4 (2:1; 1:1; 1:2) – nach 60 Minuten und Verlängerung, die wohl kaum im Gedächtnis der Anhänger haften bleiben.

Denn die besondere Dynamik bezieht der stets umkämpfte Vergleich in erster Linie aus seiner recht eigenartigen Atmosphäre – und dem stets knappen Spielstand. Noch ehe sich beide Mannschaften richtig warmgespielt haben, trifft Robert Farmer zur Führung für die Gäste (5.). Danach kassiert das Team von Trainer Corey Neilson eine Zwei-Minuten-Strafe mit Folgen. Das energische „Nick, let’s go“, mit dem Hauptschiedsrichter Kilian Hinterdobler Sünder Nicholas Ross auf die Strafbank beordert, ist deutlich zu hören. Ebenso die Schüsse, die immer wieder an die Schoner der beiden Torhüter Riku Helenius und Mac Carruth ploppen. Zwei der wenigen charmanten Eigenheiten der neuen Corona-Einschränkungen.

Die Halle leer, doch die Aufgabe klar: Dresden gegen Weißwasser - da geht es immer auch ums Prestige und den inoffiziellen Titel Sachsenmeister.
Die Halle leer, doch die Aufgabe klar: Dresden gegen Weißwasser - da geht es immer auch ums Prestige und den inoffiziellen Titel Sachsenmeister. © Jürgen Lösel

Wenige Sekunden vor Ablauf der Strafe gleicht Dresden durch Vladislav Filin (8.) aus. Neuzugang Evan Trupp stochert ein Zuspiel des Deutsch-Russen kurz vor der ersten Drittelpause dann ins Lausitzer Tor zur Führung (20.). Dass der Treffer des Last-Minute-Transfers gilt, steht erst nach dreiminütiger Videoauswertung fest.

Die im zweiten Drittel stärkeren Lausitzer gleichen durch Nicholas Ross (27.) aus und geben bei der erneuten Dresdner Führung Schützenhilfe. Einen Schuss von Nick Huard fälscht Philip Kuschel mit dem Schlittschuh ins eigene Tor ab (38.). Doch die nimmermüden Füchse stecken nicht auf, entwickeln mächtig Druck und Robert Farmer hatte den richtigen Riecher, stand nach einem Abpraller goldrichtig (48.).Für die in der Abwehr immer noch anfälligen Dresdner kommt es noch schlimmer. Einen Schlenzer von Kale Kerbashian bekommt René Kramer an den Körper, von dort trudelt der Puck ins Netz (54.). Im Gegenzug gelingt Elvijs Biezais der erneute Ausgleich (55.). Dabei bleibt es bis in die Verlängerung.

In Überzahl trifft Alexander Dotzler zum 5:4. „Es ist schade, dass wir hier vor leeren Rängen spielen müssen, aber ich bin froh, dass wir überhaupt spielen können“, erklärt der Verteidiger, dessen Wunsch sich viele anschließen können. „Wir hoffen, dass es bei den nächsten Derbys irgendwann mal wieder so weit ist, dass Fans wieder dabeisein dürfen.“