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Sechs der letzten sieben Tore: Das ist Dynamos neue Stärke

Gegen Duisburg entscheiden die Dresdner wieder ein Spiel durch Treffer nach Standardsituationen. Der Trainer freut sich - will sich aber nicht darauf verlassen.

Von Lucy Krille
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Plötzlich wieder erfolgreich: In den vergangenen vier Spielen erzielte Dynamo über 85 Prozent seiner Treffer nach ruhenden Bällen.
Plötzlich wieder erfolgreich: In den vergangenen vier Spielen erzielte Dynamo über 85 Prozent seiner Treffer nach ruhenden Bällen. © Archiv/dpa/PA/Robert Michael

Dresden. Das wahrscheinlich größte Lob bekam Dynamo nach dem 2:0-Erfolg gegen den MSV Duisburg vom Gäste-Trainer Torsten Ziegner. „In Dresden zu verlieren, dafür sollte man sich nicht schämen müssen“, sagte der gebürtige Thüringer am Mittwochabend. „Ich finde es bemerkenswert, dass die Verantwortlichen ruhig geblieben sind nach der Phase im Herbst. Das ist nicht selbstverständlich im Profi-Fußball. Es ist für mich keine Überraschung, dass diese Mannschaft nun wieder oben dabei ist.

“Dass Dynamo nach der verkorksten Hinrunde bereits Mitte März auf dem Relegationsplatz steht und nun den direkten Wiederaufstieg selbst regeln kann, hat auch mit der neuen Qualität bei Standardsituation zu tun. Gegen Duisburg bestätigten die Dresdner einen Trend, der schon gegen Dortmund, Aue und Elversberg zu beobachten war: Sie entscheiden die Partien durch Freistöße, Eckbälle und Elfmeter.

Gegen den MSV trifft zunächst Claudio Kammerknecht per Kopfball nach einem Freistoß von Ahmet Arslan. Wenige Minuten später fällt das zweite Tor nach einer Ecke – wiederum von Arslan. Diesmal hält Abwehrchef Tim Knipping den Kopf hin, und mit der Hilfe des Duisburger Verteidigers Benjamin Girth geht der Ball rein.

Standard-Training zahlt sich nun aus für die Dresdner

Vor ein paar Wochen sah das noch anders aus. Im Winter-Trainingslager arbeitete das Team intensiv an Standardsituationen. Trainer Markus Anfang forderte von seinen Spielern, sich Gedanken zu machen und die Situationen selbst vorzubereiten. Doch der Erfolg ließ auf sich warten. Zwar wurden die Schwarz-Gelben immer wieder durch Standards gefährlich, doch es sprangen zu wenig Tore heraus. Dabei seien die Bälle auch da schon gut in den Strafraum gekommen, fand Anfang, der zwischenzeitlich keine Standards mehr trainieren wollte: „Dann gehen sie irgendwann vielleicht von sich aus rein.“

Dieser Ansatz scheint in den vergangenen Wochen Wirkung gezeigt zu haben. In den vergangenen vier Spielen erzielte sein Team sechs von insgesamt sieben Treffern nach ruhenden Bällen. Einzig Jakob Lemmer traf beim 3:1 in Dortmund aus dem Spiel heraus. „Im Moment kommen wir gut in die Situationen und können den Ball platzieren“, meinte Anfang. Seine Mannschaft bringt dabei gute Voraussetzungen mit. „Dynamo ist mit vielen großgewachsenen, kopfballstarken Spielern bei Offensivstandards immer wieder gefährlich“, erkannte Ziegner.

Für Kapitän Knipping, der fast sein ersten Saisontor erzielte, zahlt sich jetzt die Arbeit der vergangenen Wochen aus. „In der Rückrunde passen viele Sachen einfach. Wir belohnen uns endlich und spielen besseren Fußball“, sagte er. Dass Dynamo plötzlich auch bei Standardsituationen gefährlich ist, könnte vor allem in dieser kräftezehrenden Woche mit drei Spielen in neun Tagen wichtig werden. „Man hat schon gemerkt, dass wir zwischen den Spielen wenig Pause hatten. Es hat sich am Anfang etwas müde angefühlt“, sagte Kammerknecht, der nun bei vier Saisontoren steht, aber gegen Ingolstadt gesperrt ist.

Dynamos Stürmer zuletzt mit wenig Toren

Trotzdem erlaubte Anfang seinen Spielern nicht, in den Sparmodus zu gehen. „Wir haben noch genug Körner“, sagte er. Das zeigte Dynamo gegen Duisburg erst in der zweiten Hälfte. Die Mannschaft spielte überzeugend, hatte Chancen, nur der Treffer fehlte bis zur 67. Minute. „Ich hätte mir gewünscht, dass ein Ball nach einem der guten Spielzüge auch reingerutscht wäre“, bedauerte Anfang.

Exemplarisch dafür steht der Schuss von Dennis Borkowski in der 48. Minute, als er freistehend am Duisburger Keeper scheitert. Der Stürmer wartet nun seit vier Spielen auf einen Treffer, bei Christian Conteh liegt das letzte Tor noch weiter zurück. Dank der neuen Standardstärke und einer verlässlichen Defensive kann Dynamo Spiele derzeit auch gewinnen, wenn die Stürmer nicht treffen. Zur Gewohnheit sollte das aber nicht werden.