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Die Begeisterung für Deutschlands Fußballerinnen erreicht Dresden

Nach der EM ist vor Dresden. Mit Alexandra Popp und Giulia Gwinn spüren zwei der reichweitenstärksten deutschen Spielerinnen ein steigendes Interesse. Das Top-Länderspiel gegen Frankreich kommt da gerade recht.

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Weiter, immer weiter und die neue Begeisterung nutzen. Alexandra Popp (rechts) und Giulia Gwinn bei der EM im Juli in England.
Weiter, immer weiter und die neue Begeisterung nutzen. Alexandra Popp (rechts) und Giulia Gwinn bei der EM im Juli in England. © Picture Alliance/Eibner/Memmler

Von Frank Hellmann und Tino Meyer

Dresden. Solch einen Parkplatz bekommt in der Innenstadt von Dresden nicht jeder. Der Mannschaftsbus der deutschen Fußballerinnen steht direkt vor dem Grünen Gewölbe, wie ein junger Fan am Dienstagmittag auf der ersten Pressekonferenz der DFB-Frauen in der Gläsernen Manufaktur vor dem Länderspiel gegen Frankreich anmerkte. Zwischenzeitlich erzählten mit Kapitänin Alexandra Popp und Verteidigerin Giulia Gwinn zwei der reichweitenstärksten Nationalspielerinnen, welche erfreulichen Signale der gestiegenen Wertschätzung sie ansonsten wahrnehmen.

Für das erste Heimspiel des Vizeeuropameisters am Freitag im Rudolf-Harbig-Stadion sind immerhin bereits weit mehr als 24.000 Karten verkauft und nur noch Stehplatztickets erhältlich. Dazu kommt die Übertragung der Neuauflage des EM-Halbfinals zur besten Sendezeit in den Öffentlich-Rechtlichen. Anstoß ist um 20.30 Uhr, die ARD überträgt live. Viel mehr geht nicht, und viel weniger, da sind sich die deutschen Fußballerinnen einig, soll es auch nicht mehr sein. In Dresden wird ihnen genau die Bühne geboten, die sich Popp und ihre Mitspielerinnen nach dem phasenweise mitreißenden Turnier im Juli in England gewünscht haben.

Die Fußballerinnen hoffen auf Nachhaltigkeit

Tatsächlich könnte Dresden an einem goldenen Oktobertag – die Wetterprognosen für Freitag sind entsprechend – den idealen Rahmen bieten, um die erzeugte Begeisterung aufzusaugen und auch auszubauen. „Die Freude ist groß, die Stimmung super – wir sind allzeit bereit und wollen den Hype mitnehmen. Da hoffen wir auf Nachhaltigkeit“, sagte Popp. Gleichzeitig erinnerte sie an die Pflicht, „dass wir weiter Leistung abliefern müssen“. Als Druck sieht Popp das nicht, eher als „Erwartung an uns selbst, guten Fußball zu zeigen“.

Unabhängig davon: Den Spielort Dresden findet die Torjägerin, die schon im September 2010 im Harbig-Stadion gegen Kanada dabei war und beim 5:0-Sieg einen Treffer erzielte, ohnehin prima. Sie habe nicht nur bereits ein Teelicht in der Frauenkirche angezündet, sondern diesen Sommer mit Partner auch in der Lausitz Urlaub gemacht. „Wenn man das zu Dresden irgendwie dazuzählen kann“, wie die 31-Jährige, Spitzname Poppi, mit einem Lächeln hinzufügt.

Angekommen in Dresden: Alexandra Popp und Giulia Gwinn nach der DFB-Pressekonferenz am Dienstagmittag in der Gläsernen Manufaktur.
Angekommen in Dresden: Alexandra Popp und Giulia Gwinn nach der DFB-Pressekonferenz am Dienstagmittag in der Gläsernen Manufaktur. © dpa/Robert Michael

Und was sie registriert hat: „Es hat sich einiges getan: Man wird erkannt und spürt eine gewisse Dankbarkeit der Leute.“ Durch die Straßen gehen und machen, was man will – diese Zeiten sind offenbar vorbei.

Insbesondere Popp hat durch sechs EM-Tore bei einem sagenhaften Comeback ihre Popularität immens gesteigert. Allein beim VfL Wolfsburg gingen weit über 100 Anfragen für Exklusivinterviews und Fernsehauftritte ein. „Den einen oder anderen Termin habe ich wahrgenommen, aber wenn es nicht passt und mir zu viel wird, dann fällt es mir nicht schwer, etwas abzusagen: Der Fußball steht bei mir im Vordergrund“, erklärte die 121-fache Nationalspielerin. Alles geht eben nicht.

Ähnlich erging es der beim FC Bayern in München beschäftigten Gwinn, die auf den Social-Media-Kanälen die mit Abstand meiste Strahlkraft erzeugt. Die 23-Jährige hat in den vergangenen Wochen ihre Followerzahl bei Instagram auf knapp eine halbe Million verdoppelt, und bei ihrem Berater Felix Seidel kamen so viele Anfragen von Sponsoren herein, dass es unmöglich gewesen sei, „alles unterzubringen“.

Auch Bayerns Frauen wollen in die große Arena

Sie will, das betonte Gwinn nun einmal mehr in Dresden, in Ruhe das herausfiltern, wo sie wirklich hinter stehe. Und auch sie sprach von einer „riesigen Wertschätzung“, die das Nationalteam nun mit Blick auf die WM 2023 in Australien und Neuseeland nutzen wolle. Es sei der eigene Anspruch, „dass diese Entwicklung, die wir angestoßen haben, nicht stagniert und wir mit unserem Fußball begeistern und die Leute ins Stadion holen.“

Und dabei kann auch ihr Verein noch mehr tun. Der FC Bayern war einer der letzten großen Vereine, der für seine Fußballerinnen die bis dahin den Männern vorbehaltene Arena öffnete. Erst im Champions-League-Viertelfinale gegen Paris St. Germain spielten Gwinn und Co. im Frühjahr nicht mehr im nur 2.500 Plätze bietenden Campus, sondern vor 13.000 Fans in der Allianz Arena. Und weil diese Zahl noch ausbaufähig ist, hätte es jetzt in der Champions-League-Gruppenphase kein besseres Los als den FC Barcelona geben können.

Der Renommierklub hat vergangene Saison zweimal vorgemacht, wie auch die weibliche Königsklasse das Camp Nou in Barcelona bis an den Rand füllt. Gwinn formulierte den Auftrag an die Münchner Vereinsbosse vorsichtig: „Wir hoffen, dass wir einige Spiele in der Arena machen können. Dort die Luft zu schnuppern, ist noch mal ein anderes Champions-League-Feeling.