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Deutschland gewinnt auch in Rumänien

Die Fußball-Nationalauswahl nimmt durch das Tor von Serge Gnabry Kurs auf die WM 2022 und Bundestrainer Joachim Löw nach dem Erfolg die EM 2021 in den Blick.

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Serge Gnabry (rechts) bejubelt sein Tor zum 1:0 mit Kai Havertz.
Serge Gnabry (rechts) bejubelt sein Tor zum 1:0 mit Kai Havertz. © dpa/Stefan Constantin

Von Klaus Bergmann und Arne Richter

Bukarest. Joachim Löw jubelte nicht groß, sondern klatschte entspannt mit Spielern und Betreuern ab. Der scheidende Bundestrainer hat seinem noch unbekannten Nachfolger mit dem nächsten Sieg im Gruppen-Spitzenspiel gegen Rumänien den Weg zur Fußball-WM 2022 schon weitgehend geebnet. Löw bot beim 1:0 (1:0) am Sonntagabend in Bukarest die Sieger-Elf des 3:0 gegen Island auf, die ihre diesmal anspruchsvollere Aufgabe knapper, aber bis auf ein unnötiges Zittern in den Schlussminuten insgesamt souverän löste.

"Darauf können wir aufbauen", sagte Löw und ergänzte: "Wenn man was kritisieren kann, dann die Chancenauswertung." So sah es auch der am Samstag 35 Jahre alt gewordene Kapitän Manuel Neuer: "Wir müssen früher den Deckel drauf- und das zweite oder dritte Tor machen." Nur der stets gefährliche Serge Gnabry traf in der 16. Minute nach feinem Zuspiel des spielfreudig beginnenden Kai Havertz. Es war das 15. Tor des 25-jährigen Angreifers im 19. Länderspiel. "Wichtig sind für uns die drei Punkte", sagte er und resümierte: "Ein Rückschritt war es nicht. Wir haben guten Fußball gespielt."

Der in Manndeckung genommene Mittelfeldchef Joshua Kimmich hätte bei einem abgefälschten Lattenschuss fast für den Doppelschlag und die frühe Entscheidung gesorgt (19.). Die Chancenverwertung war auch sein größter Kritikpunkt: "Wir hätten uns das einfacher gestalten können. In der 90. Minute haben wir sogar Glück. Der Ausgleich wäre die Rache gewesen."

Direkt nach dem Schlusspfiff wollte der DFB-Tross den Rückflug nach Deutschland antreten, wo am Mittwoch (20.45 Uhr/RTL) in Duisburg gegen Nordmazedonien der Neun-Punkte-Start in die WM-Qualifikation für Katar komplettiert werden soll. Für Löw war der erfolgreiche Start in die Sommerzeit gegen den stärksten Gruppengegner aber vor allem mit Blickrichtung EM-Turnier im Juni wichtig: Sein Team beginnt, sich zu finden. Allerdings werden die EM-Gruppengegner Frankreich, Portugal und womöglich auch Ungarn von einem anderen Fußball-Kaliber sein.

Vor dem Anpfiff in der leeren Arena gab es seitens der deutschen Spieler eine weitere Trikotaktion für Menschenrechte. "Wir für 30!" lautete dabei die Werbung für die 30 Artikel in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen.

Eingespielter Bayern-Block hilft der DFB-Elf

Löw hatte das "Einspielen" einer Formation als ein zentrales Ziel in den ersten Länderspielen des Jahres benannt. Entsprechend führte Neuer die Siegerelf der Island-Partie auf den Rasen des Stadions, in dem die DFB-Auswahl bei der EM-Endrunde als Gruppensieger am 28. Juni das Achtelfinale bestreiten würde.

Auch Leon Goretzka und Leroy Sané konnten nach muskulären Beschwerden auflaufen und Löw dadurch wieder auf einen fünfköpfigen Münchner Block bauen. "Die Bayern sind eingespielt. Das hilft uns", sagte er. Gnabry harmonierte dann erst mal bestens mit Chelsea-Profi Havertz. Der 20-Jährige scheiterte, freigespielt von Gnabry, an Torwart Florin Nita (12.). Umgekehrt klappte es besser: Havertz bediente im Strafraum mit einem Querpass perfekt Gnabry, der den Ball nur noch lässig einschieben musste.

Zweimal hintereinander die gleiche Startelf, das hatte es bei Löw vor Bukarest zuletzt im Oktober 2016 gegeben, als Jérôme Boateng, Mats Hummels und Thomas Müller noch für Deutschland spielen durften. Ob einer, zwei, alle drei oder keiner zur EM zurückkehrt, will Löw erst im Mai entscheiden. Die Rufe, besonders nach Müller, werden nicht nachlassen, auch wenn Löws Umbruchteam nach dem 0:6-Debakel gegen Spanien Fortschritte macht. Angeführt vom emsigen Gnabry, war die deutsche Mannschaft dominant. Was fehlte, waren "Coolness und "Cleverness" im Abschluss, wie Neuer monierte. Gnabry scheiterte nach einem Solo an Nita (58.). Gündogans Schuss parierte der Torwart (60.), der auch Kimmichs Schuss so eben an die Latte gelenkt hatte.

Das Mittelfeldtrio Kimmich, Goretzka, Gündogan war nicht so prägend wie gegen Island, wurde aber auch enger gedeckt. Die Abwehrkette vor Neuer stand weitgehend stabil. Der Kapitän musste im 98. Länderspiel sein Können kaum einmal zeigen. Einen Flachschuss von Razvan Marin hielt er sicher fest (27.). Einen Schuss von George Puscas kurz vor Spielende fing der Kapitän (87.) ebenfalls. Auch Nicolae Stanciu kam noch zu einem gefährlichen Abschluss in der 90. Minute.

Gegen Nordmazedonien könnte es sein, dass der Bundestrainer Marc-André ter Stegen vom FC Barcelona im Tor eine Chance gibt. Keine Option in Rumänien war Bayern-Verteidiger Niklas Süle, der aufgrund einer Zerrung am Wochenende vorzeitig vom DFB-Team abreiste. Dadurch konnten sich Matthias Ginter und Antonio Rüdiger im Abwehrzentrum weiter einspielen. Beide waren aber mehr im Spielaufbau gefordert als beim Verteidigen. Den Rumänen fehlte es an Ballbesitz und Esprit. (dpa)