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Darum wird Uli Hoeneß RTL-Experte

Am Donnerstag tritt Uli Hoeneß erstmals bei RTL als Länderspielexperte auf. Vorab spricht er über Löw, den DFB, ein Müller-Comeback und über RB Leipzig.

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Uli Hoeneß  wird bei den drei WM-Qualifikationsspielen der Fußball-Nationalmannschaft gegen Island, Rumänien und Nordmazedonien als RTL-Experte auftreten.
Uli Hoeneß wird bei den drei WM-Qualifikationsspielen der Fußball-Nationalmannschaft gegen Island, Rumänien und Nordmazedonien als RTL-Experte auftreten. © dpa

Düsseldorf. Uli Hoeneß hat einen neuen Job. Der Ehrenpräsident des FC Bayern München wird bei den drei WM-Qualifikationsspielen der Fußball-Nationalmannschaft gegen Island, Rumänien und Nordmazedonien als RTL-Experte auftreten. "Mich reizt das ungemein", sagt Hoeneß im Interview der Deutschen Presse-Agentur. Er will sagen, was Sache ist, auch nach dem Abpfiff im Gespräch mit Bundestrainer Joachim Löw.

Mit 69 Jahren machen Sie noch einmal etwas Neues und werden als RTL-Experte die anstehenden Länderspiele verbal begleiten. Was ist Ihre Motivation? Ist Ihnen nach dem weitgehenden Rückzug beim FC Bayern ein wenig langweilig geworden am schönen Tegernsee?

Das kann ich nicht behaupten. Aber es gibt einige Gründe, warum ich das mache. Erstens hat RTL unheimlich um mich geworben. Anfangs dachte ich, nein. Nach längerem Überlegen habe mir dann gedacht, warum eigentlich nicht. Mich reizen Herausforderungen. Ich habe so etwas noch nie gemacht, und die, die es gemacht haben, habe ich belächelt. Jetzt sehe ich das als Herausforderung. Darum habe ich mich auch erstmal nur für drei Spiele verpflichten lassen, auch wenn die Herrn von RTL gleich ein paar Spiele mehr vereinbaren wollten.

Und warum noch?

Es gibt auch ein gutes Honorar. Und da ich meine außerordentlichen Einkünfte spende und durch die Pandemie Vorträge und dergleichen wegfallen, sind die Stiftungen, die ich mit diesem Geld sonst bediene, etwas zu kurz gekommen. So habe ich jetzt eine wunderbare Gelegenheit, das Honorar für die drei Spiele an drei Stiftungen zu spenden. So kann ich das Gute mit dem Nützlichen verbinden.

Sie standen und stehen für Klartext: Welche Art Experte dürfen die Zuschauer erwarten? Blüht Joachim Löw die Abteilung Attacke?

Nein. Erstens bin ich kein Kommentator während des Spiels, sondern schaue es mir im Studio zusammen mit Moderator Florian König an. Wir werden vor dem Anpfiff über die Situation des deutschen Fußballs sprechen, in der Halbzeitpause und nach dem Spiel. Da werden wir dann auch ein Gespräch mit Jogi Löw führen. Und da werde ich sagen, was ich gesehen habe. Ich werde mich sicherlich auch mit der aus meiner Sicht schwierigen Situation beim DFB beschäftigen. Ich sehe es als großes Problem an, was da im Moment passiert.

Bundestrainer Joachim Löw
Bundestrainer Joachim Löw © Jan Woitas/dpa

Worüber wollen Sie noch reden?

Wir müssen auch mal über den Nachwuchsfußball nach der Pandemie sprechen. Da brechen im Moment viele Dämme. Jugendliche treten aus den Vereinen aus, weil sie keine Möglichkeit mehr haben, Fußball zu spielen. Wie geht es da weiter? Was macht der DFB? Was können wir als Profivereine tun? Rund um das Länderspiel gibt es also viele Themen zu besprechen.

Sie wollen lieber über das große Ganzen reden als über falsche Neuner, Gegenpressing oder taktische Systeme?

Das sollen Kommentator Marco Hagemann und der ehemalige Nationalspieler Steffen Freund als Co-Kommentar während des Spiels machen. Die können sich mit der 'falschen Acht' und der 'krummen Neun' beschäftigen. Ich werde eher den Einsatz der Spieler bewerten und ob nach dem 0:6 in Spanien ein Aufwärtstrend zu sehen ist. Ich will das gerne positiv begleiten, weil ich sehr daran interessiert bin, dass der deutsche Fußball vorankommt. Denn die Bundesliga lebt von der Nationalmannschaft - zumindest war das lange so. Es muss darüber gesprochen werden, was man tun kann, um die Attraktivität der Nationalmannschaft zu verbessern und ihr wieder den Stellenwert in der Gesellschaft zu geben, den sie verdient.

Was hat denn Ihre Frau zu Ihrer neuen Aufgabe gesagt?

Die hat ein bisschen den Kopf geschüttelt und gesagt, ob mir langweilig sei, so wie Sie es auch eingangs gefragt haben. Aber sie kennt mich ja! Ich habe manchmal verrückte und auch spontane Ideen. Mich reizt das jetzt ungemein. Wer aber glaubt, dass ich alles in Schutt und Asche rede, der täuscht sich. Ich will konstruktiv und kritisch, aber - wenn möglich - auch positiv die Länderspiele begleiten.

Das Zusammenspiel von Moderator und Experte ist wichtig. Es gab - auch noch in Löws Amtszeit - das legendäre und ausgezeichnete Duo Günter Netzer und Gerhard Delling bei der ARD. Ihr Partner im RTL-Studio wird Florian König sein. Haben Sie Ihre Rollen geprobt?

Nein. Wir haben im Vorfeld ein größeres Interview gemacht, das über die RTL-Sender ausgestrahlt wurde. Ich schätze Herrn König sehr. Ich bin froh, dass er mein Partner ist. Ich gebe zu, dass mir das Duo Netzer/Delling immer sehr viel Spaß bereitet hat. Wir wollen sie nicht kopieren. Ich freue mich, wenn die Leute hinterher sagen, wir hätten es prima gemacht. Florian König hat mir früher sehr gut gefallen bei der Formel 1 mit Niki Lauda als Experte. Und darum bin ich davon überzeugt, dass wir ein gutes Team bilden werden.

. Oliver Kahn, früherer deutscher Nationaltorhüter.
. Oliver Kahn, früherer deutscher Nationaltorhüter. © Matthias Balk/dpa

Haben Sie sich mal mit Oliver Kahn ausgetauscht, der vor seiner Rückkehr zum FC Bayern im ZDF Länderspiele analysierte?

Ja, mit Oliver habe ich gesprochen. Ich weiß, dass Oliver das sehr, sehr intensiv gemacht hat. Er hat auch viel über taktische Dinge gesprochen. Ich will da nicht so in die Tiefe gehen.

Nach dem 0:6 gegen Spanien gab es heftige Debatten über Joachim Löw. Nun hat er seinen Rückzug als Bundestrainer nach der EM im Sommer angekündigt. Er hatte Sie sogar vorab darüber informiert. Wie bewertet der TV-Experte Hoeneß diese Entscheidung?

Ich habe sie sehr begrüßt, weil Jogi damit das Heft des Handelns wieder in die Hand bekommen hat. Er wäre doch zum Spielball geworden. Nach jedem Länderspiel hätte man die Trainerfrage gestellt. So hat er Fakten und klare Verhältnisse geschaffen. Das ist für ihn und für sein Nervenkostüm, nachdem was er geleistet hat, eine gute Lösung. Ich finde es auch gut, dass er das frühzeitig angekündigt hat. Jetzt kann sich der DFB in aller Ruhe um die Nachfolge kümmern. Ich bin überzeugt, dass beim DFB ohnehin viel zu verändern ist - nicht nur der Bundestrainer.

Was erwarten Sie vom Nationalteam in den anstehenden Partien? Und was ist drin für Deutschland bei der Europameisterschaft?

Ich bin überzeugt, dass die Mannschaft viel besser spielen wird als zuletzt. Ich erinnere an die Überbelastung der Spieler vom FC Bayern im vergangenen Herbst. Teilweise waren sie gar nicht dabei oder verletzt. Jetzt muss man sehen, wen Jogi Löw gegen Island zur Verfügung hat. Wenn die Mannschaft relativ komplett ist, ist immer mit ihr zu rechnen. Ich kenne ja meine Münchner Pappenheimer, die sind auch im Nationaltrikot sehr ehrgeizig. Und wenn die sich mal alle wieder richtig reinhängen, dann wird das schon gut werden.