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Rummenigge und Mintzlaff treten mit deutlicher Kritik am DFB aus Task Force zurück

Der langjährige Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge nennt die Berufung von Andreas Rettig zum DFB-Geschäftsführer "diskussionswürdig" - und zieht Konsequenzen. Genau wie Oliver Mintzlaff.

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Karl-Heinz Rummenigge hat seine Arbeit in der DFB-Task-Force, die nach der blamablen Weltmeisterschaft in Katar gegründet worden war, nun plötzlich beendet.
Karl-Heinz Rummenigge hat seine Arbeit in der DFB-Task-Force, die nach der blamablen Weltmeisterschaft in Katar gegründet worden war, nun plötzlich beendet. © Christian Charisius/dpa

Frankfurt/Main. Inmitten der heiklen Bundestrainer-Suche und kurz nach Bekanntgabe der umstrittenen Personalie Andreas Rettig sind Karl-Heinz Rummenigge und Oliver Mintzlaff aus der Task Force des Deutschen Fußball-Bundes zurückgetreten. Dies teilten das Aufsichtsratsmitglied des FC Bayern München und der Aufsichtsratsvorsitzende von RB Leipzig am Sonntag in schriftlicher Form über eine Sprecherin mit.

Die Task Force sei in wichtige Beschlüsse des DFB nicht eingebunden, teilweise nicht einmal informiert worden, kritisierte Rummenigge. "So haben wir von der Installation Andreas Rettigs als Geschäftsführer Sport des DFB, eine durchaus sensible Personalie und diskussionswürdige Entscheidung, durch die Medien erfahren."

Der "öffentlichkeitswirksame Expertenrat" sei nie mit den entsprechenden Entscheidungskompetenzen ausgestattet worden, um effektiv, wirksam und zielstrebig arbeiten zu können, erklärte der 67-Jährige Rummenigge weiter. Auf dieser Basis sei eine vertrauensvolle Zusammenarbeit nicht möglich.

Der DFB hatte am Freitag überraschend bekannt gegeben, dass der langjährige Bundesliga-Manager Rettig den Posten des Geschäftsführers Sport übernimmt. Der 60-Jährige, früherer Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL), galt jahrelang als Kritiker des Verbandes und der Großclubs und hatte so manche Auseinandersetzung mit dem einstigen Bayern-Granden Uli Hoeneß.

Die Task Force des DFB war im Dezember nach dem erneuten Vorrunden-Aus der Fußball –Nationalmannschaft bei der WM in Katar und mit Blick auf dringend notwendige Veränderungen vor der Heim-EM 2024 gegründet worden - sie blieb aber weitgehend wirkungslos. So ist das Gremium nicht in die Suche des Nachfolgers von Bundestrainer Hansi Flick eingebunden. Damit beschäftigen sich derzeit DFB-Präsident Bernd Neuendorf, Multifunktionär Hans-Joachim Watzke von Borussia Dortmund und DFB-Sportdirektor Rudi Völler.

Neben Rummenigge und Mintzlaff zählten auch weitere Fußballgrößen wie Ex-Bayern-Boss Oliver Kahn, Völler und Matthias Sammer zu dem Expertenrat unter der Leitung von Watzke und Neuendorf. Ex-Nationalspieler Sammer hatte auch schon seine Unzufriedenheit mit der Arbeit in dem Gremium deutlich zum Ausdruck gebracht. "Der Arbeitsnachweis nach einem Dreivierteljahr ist die Installierung von Rudi Völler und Hannes Wolf. Das ist in meinen Augen ein bisschen wenig", sagte der einstige DFB-Sportdirektor kürzlich im Interview der "Süddeutschen Zeitung": "Was bisher beschlossen wurde, ist zu wenig. Es fehlt an Inhalt und Struktur, und es fehlt vor allem ein Anführer."

Als Konsequenzen aus dem Vorrunden-Aus bei der WM in Katar und der Trennung von Direktor Oliver Bierhoff war Ex-Teamchef Völler übergangsweise zum Sportdirektor der A-Nationalmannschaft der Männer ernannt und U20-Trainer Wolf zum Sportdirektor Nachwuchs, Training und Entwicklung befördert worden. Der 63 Jahre alte Völler sprang nun sogar als Nothelfer auf der Trainerbank der Nationalmannschaft ein.

Nagelsmann bleibt heißer Kandidat für Flick-Nachfolge

Mintzlaff äußerte sich nicht konkret zur Causa Rettig. Er werde aber die Task Force verlassen, "da ich einer weiteren Zusammenarbeit kritisch gegenüberstehe. Ich bin fest davon überzeugt, dass Rudi Völler zeitnah den richtigen Trainer für die deutsche Nationalmannschaft finden wird". Als heißer Kandidat gilt er frühere Bayern-Coach Julian Nagelsmann, der im März beim Rekordmeister freigestellt wurde und dort noch einen Vertrag bis zum Sommer 2026 hat.

Für Stefan Effenberg wäre der 36-Jährige keine gute Lösung für den deutschen Fußball. "Da bin ich kein Freund von, alleine schon vom Alter", sagte der 55 Jahre alte frühere Bayern-Kapitän am Sonntag im Sport1-"Doppelpass". "Ich glaube, dass die Nationalspieler schon einen brauchen, der eine gewisse Erfahrung hat, der das alles selber gespielt hat. Der von oben auf die Spieler schaut." Deswegen, sagte Effenberg, habe er in der vergangenen Woche den Namen Felix Magath (70) ins Spiel gebraucht. Er sei auch ein Freund davon, über den Niederländer Louis van Gaal (72) nachzudenken.(dpa)