Sport
Merken

Kommentar zum Frankreich-Sieg: Für Fußball-Deutschland ist ein Rudi Völler nicht genug

Fußball-Deutschland feiert Rudi Völler, doch der will trotz des überzeugenden Sieges gegen Frankreich nur für dieses eine Spiel Bundestrainer gewesen sein. Und das ist auch gut so.

Von Tino Meyer
 2 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Erleichterung nach dem Sieg - und dass es vorbei ist. Rudi Völler möchte nicht mehr Bundestrainer sein.
Erleichterung nach dem Sieg - und dass es vorbei ist. Rudi Völler möchte nicht mehr Bundestrainer sein. © dpa

Die Fans, die da beim Länderspiel in Dortmund jenen Gassenhauer gesungen haben, in den inzwischen wieder ganz Fußballdeutschland einstimmt, haben vollkommen recht: Ja, es gibt nur einen Rudi Völler! So authentisch wie bodenständig, autoritär und dennoch volksnah. Einer, der wirklich noch weiß, wie der Rasen riecht und worauf es ankommt. Dem die als deutsche Tugenden bekanntgewordenen elementaren Dinge des Fußballs, neudeutsch Basics, wie Kämpfen, Grätschen und Gewinnen wichtiger sind als Äußerlichkeiten.

Völler, Spitzname "Tante Käthe", ist Kult. Genau genommen: Retro-Kult, einer der letzten Vertreter der guten, alten und – wichtig – erfolgreichen deutschen Fußballzeit. Ein Volkstribun, dem die Herzen zufliegen. Dass beim Länderspiel gesungen wurde, ist daher wenig überraschend, eher schon, mit welcher Inbrunst die Menschen Völlers Namen skandierten.

Ohne jeden Zweifel, er war der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Kein anderer hätte den deutschen Fußball nach dem Leistungsabsturz seiner Männer-Nationalmannschaft in den vergangenen Jahren, verbunden mit der katastrophalen Außendarstellung der Spieler und Funktionäre, für den Moment aus dem Stimmungstief befreien können.

Dabei ist das Ergebnis, wie drei Tage zuvor bei der 1:4-Niederlage gegen Japan unter Völler-Vorgänger Hansi Flick, fast nebensächlich. Die Art und Weise war und ist es, die bei atmosphärischen Fragen den Unterschied ausmacht. Menschenfänger Völler hat das einzig Richtige getan – und wurde mit dem 2:1 gegen die Franzosen, immerhin Vize-Weltmeister, sogar zusätzlich belohnt.

Für einen inhaltlichen Neustart ist der eine Rudi Völler, der nun hymnisch gefeiert wird, jedoch nicht der Richtige. Das weiß er selbst am besten. Um dauerhaft Erfolg zu haben, ist Aura allein nicht genug. Dazu braucht es ein taktisches Konzept, eine klare Team-Hierarchie, mannschaftlichen Zusammenhalt. Was sehr gut funktionieren könnte: Völler als Teil des Trios, das in Dortmund den alles in allem erfolgreichen Abend verantwortet hat. Er kümmert sich um die Herzen von Spielern, Fans und Medien, die beiden Trainer Hannes Wolf und Sandro Wagner um alles Fußballerische. Könnte funktionieren.

Mit Blick auf die Heim-EM im Sommer 2024 ist es vielleicht eine Ideallösung. Denn scheidet die deutsche Mannschaft wieder in der Vorrunde aus, steht der nächste Neuanfang bevor. Dann ganz bestimmt ohne Rudi Völler.