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Dynamos Neuer und sein besonderer Lebensweg

Michael Akoto wäre fast kein Profi geworden. Nun ist er in Dresden, weil ihn ein Ex-Dynamo vom Wechsel überzeugte.

Von Timotheus Eimert
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Immer gute Laune, immer ein Lächeln – aber nur abseits des Platzes: Michael Akoto.
Immer gute Laune, immer ein Lächeln – aber nur abseits des Platzes: Michael Akoto. © Lutz Hentschel

Heilbad Heiligenstadt. Am 22. August 2020 fand in Ingelheim am Rhein ein eher unbedeutendes Fußballspiel statt. Die zweite Mannschaft von Mainz 05 testete gegen die zweite Vertretung von Fortuna Düsseldorf. Dynamos fünfter Neuzugang Michael Akoto wird dieses Spiel dennoch nicht vergessen.

Denn er erzielte beim 4:3-Sieg seiner Mainzer sein bisher spektakuläres Tor. „Es wurde ein Freistoß in den Strafraum geschlagen. Der Ball kam etwas in meinen Rücken“, erzählt der 23-Jährige. „Ich habe mir dann gedacht: ‚Mach etwas Verrücktes.‘“ Akoto machte etwas Verrücktes und schoss den Ball mit der Hacke ins Tor. „Ein Sonntagsschuss. Das passiert nicht oft.“

Damals auch im Mainzer Team: Ex-Dynamo Giuliano Modica, der zwei Jahre in Dresden kickte, mit den Schwarz-Gelben 2016 in die zweite Liga aufstieg und seit 2019 für die zweite Mannschaft der Mainzer spielt. Zum ihm hat Michael Akoto eine ganz besondere Beziehung. „Mokki war wie mein großer Bruder in Mainz. Er hat mir sehr viele Tipps und Hilfestellungen gegeben. Er hat nur positiv über Dynamo Dresden geredet“, sagt Akoto voller Respekt über einen seiner Vorgänger in der Dynamo-Abwehr.

Ohne Modica wäre Akoto nicht in Dresden gelandet. „Ich hatte noch andere Angebote vorliegen. Doch als ich Mokki erzählt habe, dass es Gespräche mit Dynamo gibt, hat er gemeint: ‚Junge, wenn du die Möglichkeit hast, zu diesem Verein zu gehen, musst du es sofort machen.‘“ Lange überlegen musste Akoto, der von Dresden selbst noch gar nicht viel gesehen hat, sondern gleich nach seiner Verpflichtung mit ins Trainingslager ins Eichsfeld reiste, dann nicht mehr.

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Dynamo soll der nächste Schritt in der noch jungen Karriere des Deutsch-Ghanaers werden. „Dynamo ist ein großer Verein, ein Traditionsverein, der eine Vision hat. Ich bin nun ein Teil davon“, sagt Akoto, der durch seinen Wechsel auch als Mensch erwachsener werden will. „Ich wollte eigentlich letztes Jahr von zu Hause ausziehen, doch meine Eltern haben gesagt, dass es besser ist, noch bei ihnen zu bleiben. Da ich nur zehn Minuten mit dem Fahrrad bis zum Trainingsgelände gebraucht habe.“

Michael Akoto (Dresden) spielt auf dem Platz sehr kompromisslos. Derweil ist er neben dem PLatz ein sehr angnehmer Zeitgenosse.
Michael Akoto (Dresden) spielt auf dem Platz sehr kompromisslos. Derweil ist er neben dem PLatz ein sehr angnehmer Zeitgenosse. © Lutz Hentschel

Akoto, der in der ghanaischen Hauptstadt Accra geboren wurde, kam als Achtjähriger mit seinen Eltern nach Wiesbaden und wuchs mit vier Geschwistern auf. Am Anfang hatte er Probleme mit der deutschen Sprache. „Meine Eltern haben sehr viel Geld und Zeit in die Nachhilfe investiert, damit ich die Sprache richtig lerne.“ Heute spricht er akzentfrei Deutsch. „Dafür bin ich meinen Eltern auch sehr dankbar“, sagt er und lächelt.

Akoto lernte für die Schule, um Fußballprofi zu werden

Ohnehin lacht der 23-Jährige sehr viel. Er ist ein lebensfroher Mensch, bei dem lange nicht klar war, ob er überhaupt Fußballprofi wird. „Meine Eltern haben sehr viel Wert auf die Schule gelegt und dadurch, dass ich die deutsche Sprache erst nicht beherrscht habe, war mein Zeugnis so schlecht. Mein Vater hat dann gefordert, dass meine schulischen Leistungen besser werden“, erzählt Akoto, der damals bei Mainz 05 gespielt hat und mit 13 den Verein verlassen musste. „Ich habe mich dann hingesetzt und gelernt, weil ich unbedingt Fußball spielen wollte.“

Michael Akoto jubelt nach seinem Tor zum 2:0 im Regionalligaspiel gegen den VfR Aalen (Endstand 3:1) mit einem T-Shirt, auf dem steht: I belong to Jesus. (zu Deutsch: Ich gehöre zu Jesus). Der christliche Glaube bedeutet dem 23-Jährigen sehr viel.
Michael Akoto jubelt nach seinem Tor zum 2:0 im Regionalligaspiel gegen den VfR Aalen (Endstand 3:1) mit einem T-Shirt, auf dem steht: I belong to Jesus. (zu Deutsch: Ich gehöre zu Jesus). Der christliche Glaube bedeutet dem 23-Jährigen sehr viel. © Screenshot Instagram FSV Mainz 0

Das Büffeln lohnte sich. Über den Umweg Wehen Wiesbaden landete er als 19-Jähriger wieder auf der anderen Rheinseite. Bei Mainz 05 schaffte er dann zeitweise den Sprung zu den Profis, wurde aber durch einen Sehnenabriss in den Adduktoren wieder zurückgeworfen. „Ich durfte zwei Wochen mit trainieren und habe dann durchgezogen. Ich wollte zeigen, dass ich widerstandsfähig bin. Das war damals sehr unprofessionell“, erzählte er.

Diese Erfahrung hilft ihm auch in seiner jetzigen Situation. Denn beim 1:0-Sieg im Testspiel gegen Eintracht Braunschweig verletzte sich der Abwehrspieler nach einem Foul am rechten Bein und musste ausgewechselt werden. „Es war eine Vorsichtsmaßnahme. Er hat mir zu verstehen gegeben, dass er weiterspielen kann. Aber die jungen Burschen sind etwas überehrgeizig, und dann scheppert es“, sagte Trainer Alexander Schmidt, dessen Verletztenliste damit nicht kleiner wird.

Akoto wird wieder zurückkommen und auch daraus lernen. Helfen wird ihm dabei auch sein christlicher Glaube. „Ich nehme daraus eine Stärke. Wenn ich auf den Platz gehe, dann habe ich das Gefühl, da ist jemand, der auf mich schaut und mir Kraft gibt“, sagt er und hofft dann auch im Dynamo-Trikot bald ein Tor zu erzielen, vielleicht ja wieder mit der Hacke.