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Dynamos Kapitän: "Jetzt freue ich mich auf die Hölle in unserem Stadion"

Nach dem Relegationshinspiel in Kaiserslautern zieht Dynamo Dresdens Kapitän Tim Knipping zufrieden Bilanz. Er lobt Trainer, Mitspieler, Fans - und sagt, worauf es im Rückspiel ankommt.

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Antreiber, Abwehrchef, Kapitän: Tim Knipping (Mitte) geht bei Dynamo Dresden auch in der Relegation voran.
Antreiber, Abwehrchef, Kapitän: Tim Knipping (Mitte) geht bei Dynamo Dresden auch in der Relegation voran. © Jan Huebner

Kaiserslautern/Dresden. Erstliga-Kulisse, Zweitliga-Traum und Drittliga-Fußball: Nach einem wilden, aber zerfahrenen Relegationshinspiel mit sehr wenigen Tormöglichkeiten sind die Chancen für Dynamo Dresden auf den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga weiter intakt. Das 0:0 am Freitagabend beim 1. FC Kaiserslautern vor 46.895 Zuschauern im ausverkauften Fritz-Walter-Stadion strapazierten sichtlich die Nerven von Spielern und Fans. Nach dem Abpfiff stellte sich Dynamos Kapitän Tim Knipping den Fragen der Journalisten.

Herr Knipping, Dynamo hat nicht gut gespielt, aber auch nicht verloren. Wie fällt Ihr Fazit nach der Nullnummer im Relegationshinspiel aus?

Wir haben uns vorgenommen, die Null zu halten. Denn wir wussten: Wenn uns das gelingt, werden wir nicht verlieren. Und wenn man auf dem Betzenberg nicht verliert, ist das schon mal eine sehr gute Ausgangslage für das Rückspiel am Dienstag.

Zuletzt ist zumindest im Vereinsumfeld viel über den Trainer diskutiert worden.

Er hat eine unfassbar gute Ansprache vor dem Spiel gehalten.

Was hat er gesagt?

Das bleibt natürlich intern. Aber er hat uns definitiv heiß gemacht, und er hat uns gut eingestellt, wir wussten, was auf uns zukommt und wie Kaiserslautern agieren wird.

Zufrieden war am Ende auch Dynamos Trainer Guerino Capretti. Mit einem einzigen Sieg im Rückspiel, sagte er, könne die Mannschaft jetzt das Saisonziel erreichen.
Zufrieden war am Ende auch Dynamos Trainer Guerino Capretti. Mit einem einzigen Sieg im Rückspiel, sagte er, könne die Mannschaft jetzt das Saisonziel erreichen. © dpa/Uwe Anspach

Gerade in der Anfangsphase wirkte Dynamo dennoch sehr nervös und geriet auch schnell unter Druck. Wie schätzen Sie die Leistung der Mannschaft ein?

Man hat natürlich gemerkt, dass es in den ersten Minuten etwas gedauert hat, bis der eine oder andere ins Spiel gefunden hat. Das ist auch klar bei einem Spiel, in dem es um so viel geht. Da gibt es keinen Schönheitspreis, da geht es um Grundtugenden: Einsatz, Leidenschaft, Wille. Doch je länger die Partie gedauert hat, desto besser sind wir in die Zweikämpfe gekommen. Jeder hat sich reingeschmissen. Und mit jedem erfolgreichen Zweikampf, den wir bestritten haben, sind mehr Mut und mehr Selbstvertrauen dazugekommen. In der zweiten Halbzeit hatten wir dann mehr Spielanteile – und durch Christoph Daferner auch die beste Chance. Das 0:0 nehmen wir mit, das gibt uns noch mal Selbstbewusstsein, und jetzt wollen wir den Klassenerhalt am Dienstag in unserer Hölle klarmachen.

Sie sprechen die Atmosphäre auf dem Betzenberg in Kaiserslautern an. Man hatte von außen das Gefühl, Dynamo wirkte beeindruckt. Wie hat es sich für Sie angefühlt?

Auf dem Betzenberg vor fast 50.000 frenetischen Fans zu bestehen, muss sich nach unserer langen Serie nicht gewonnener Spiele wie ein Sieg anfühlen. Als Kind hat man davon geträumt, in einem solchen Stadion solche Spiele zu spielen, mir macht das richtig Spaß. Wenn man dann noch merkt, dass dieses Publikum unruhig wird und in der einen oder anderen Situation mal pfeift, dann motiviert das zusätzlich. Dann will man es diesen 50.000 Leuten erst recht zeigen.

Das Spiel war sehr intensiv und emotionsgeladen, als Kapitän haben Sie Ihre Mitspieler immer wieder lautstark angetrieben. Wie finden Sie nach dem Abpfiff zur Ruhe?

Ich telefoniere mit meiner Familie. Das sind die Menschen, die mir Kraft und Ruhe geben. Aber klar, nach so einem Spiel dauert es schon eine Weile, bis man Abschalten kann, da geht einem Vieles durch den Kopf.

Unterstützt von rund 5.000 mitgereisten Fans spielte Dynamo in Kaiserslautern. Das Rückspiel im Dienstag in Dresden wird mit 32.000 Zuschauern restlos ausverkauft sein.
Unterstützt von rund 5.000 mitgereisten Fans spielte Dynamo in Kaiserslautern. Das Rückspiel im Dienstag in Dresden wird mit 32.000 Zuschauern restlos ausverkauft sein. © dpa/Uwe Anspach

Bereits am Dienstag, Sie haben es gesagt, steht das Rückspiel bevor. Was tun Sie bis dahin?

Wir sind am Abend zurück nach Dresden geflogen, damit wir schnellstmöglich nach Hause kommen. Es ist eine sehr kurze Zeit bis Dienstag, in der es jetzt darum geht, schnellstmöglich zu regenerieren. Dafür haben wir in unserem Trainingszentrum top Voraussetzungen, dort können wir uns sehr gut auf den Dienstag vorbereiten.

Ihre Prognose fürs Rückspiel?

Wie gesagt, das Hinspiel gibt uns Mut. Wir wissen: Eine Chance kann reichen.

Oder es geht am Ende ins Elfmeterschießen… Sind Sie ein guter Elfmeterschütze?

Daran möchte ich jetzt noch nicht denken, weil ich das Ding in den 90 Minuten klarmachen will. Aber wenn es so kommt, werden die schießen, die sich am besten fühlen. Solche Sachen kannst du nicht trainieren, auf dem Trainingsplatz sind keine Zuschauer, da geht es um Nichts.

Welche Rolle können oder müssen die Zuschauer spielen?

Wenn ich unsere Fans in Kaiserslautern gesehen habe (rund 5.000 waren unter den 47.000 Zuschauern, Anm. d. Red.) – die haben voll dagegengehalten, schon das war unfassbar. Jetzt freue ich mich auf die Hölle in unserem Stadion.

Notiert: Timotheus Eimert und Tino Meyer.