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Ein neuer Rasen für Dynamos Aufstieg

Nach den Großkonzerten in der Sommerpause wird die Spielfläche des Rudolf-Harbig-Stadions gewechselt – gerade rechtzeitig vor Dynamos Test gegen Dortmund. Der BVB-Trainer wird diesmal sicher nicht wüten.

Von Daniel Klein
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Traktoren verteilen am Mittwoch die 150 Kilo schweren Rollrasen-Bahnen auf der Spielfläche des Harbig-Stadions.
Traktoren verteilen am Mittwoch die 150 Kilo schweren Rollrasen-Bahnen auf der Spielfläche des Harbig-Stadions. © dpa/Robert Michael

Dresden. Die Bezeichnung war irreführend, von einem Rasen konnte man am Ende nicht mehr sprechen. In den vergangenen Wochen musste der Platz im Rudolf-Harbig-Stadion einiges durchmachen: Bereits unmittelbar vor dem Relegationsrückspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern trat der Komiker Luke Mockridge an zwei Abenden vor jeweils 4.000 Zuschauern auf, die Vorstellungen waren kurzfristig von der Messehalle verlegt worden, die für die Unterbringung von Flüchtlingen benötigt wurde.

Ein Austausch des Rasens war da noch nicht nötig, nach der Schlagernacht, den Konzerten von Udo Lindenberg, Die Ärzte und Freiwild, dem Football-Spiel der Dresden Monarchs, dem Zieleinlauf der Teamchallenge sowie dem Mini-Fußball-WM-Turnier sah das nun anders aus: Grüne Grashalme waren zu einer seltenen Spezies geworden.

Am Montag wurden die Reste der großen Bühne abgebaut, danach die des Rasens abgefräst. Dreieinhalb Zentimeter fressen sich die Maschinen dabei in den Boden – und das auf einer Fläche von 8.000 Quadratmetern. 500 Tonnen Erdreich müssen entsorgt werden. Seit Mittwochmorgen nun wird der neue Rollrasen ausgelegt, der in Kühltransportern aus Holland kam. „Wir arbeiten seit Jahren mit der gleichen Firma zusammen und hatten auch schon Rasen, der in der Nähe von Schwerin gewachsen war“, erklärt Stadionmanager Ronald Tscherning.

Auch wenn es noch nicht so aussieht: Am Samstag ist der Platz spielbereit.
Auch wenn es noch nicht so aussieht: Am Samstag ist der Platz spielbereit. © dpa/Robert Michael

Viel Zeit zum Austausch bleibt nicht. Bereits am Samstagnachmittag bestreitet Dynamo das vorletzte Testspiel der Sommervorbereitung gegen Vize-Meister Borussia Dortmund. Da muss alles perfekt sein. Und das wird es auch, da ist sich Tscherning sicher. Ruhephasen zum Anwachsen braucht ein Rollrasen keine. „Die einzelnen Bahnen wiegen 150 Kilo. Nach der Verlegung und einigen Pflegemaßnahmen sind sie sofort spielfähig“, so Tscherning. Das funktioniert selbst im Winter bei eingeschalteter Rasenheizung.

Da wurde das Geläuf im Harbig-Stadion auch das letzte Mal gewechselt. Halbjahres-Zyklen sind absolut üblich, die Preise aber nicht ohne. 130.000 Euro kostet der Wechsel. Das übernimmt diesmal jedoch weder der Stadionbetreiber noch der Hauptnutzer Dynamo, die Summe teilen sich die Veranstalter der einzelnen Events der vergangenen Wochen. Das war schon mal anders. Im Dezember 2020 zum Beispiel hatten sich Verein und die Projektgesellschaft die Kosten geteilt.

Ob in der – durch die WM in Katar diesmal – extrem langen Winterpause wieder gehandelt werden muss, mag der Stadionmanager nicht prognostizieren. Nach dem Heimspiel gegen den FSV Zwickau Mitte November ist für zwei Monate Ruhe. Als einzige Veranstaltung auf dem Rasen ist das Adventskonzert von Kreuzchor und Kapellknaben geplant. Womöglich kommen Testspiele von Dynamo dazu.

In die Zukunft zu schauen, ist angesichts der Erdgas-Knappheit ohnehin schwierig. Ob die Rasenheizung in der kalten Witterung überhaupt angeschaltet werden darf, ist unklar. Fußballstadien stehen in der Prioritätenliste der Bundesnetzagentur sicher nicht weit oben.

Den größten Teil der Arbeit übernehmen zwar Maschinen, aber mitunter ist auch Handarbeit gefragt.
Den größten Teil der Arbeit übernehmen zwar Maschinen, aber mitunter ist auch Handarbeit gefragt. © dpa/Robert Michael

Es könnte auch zu einer Kostenfrage werden. Ein Beispiel: In der kälteren Jahreshälfte hatten die Greenkeeper im Harbig-Stadion für sechs Monate eine 60 Quadratmeter große Beleuchtungsanlage in Betrieb, bei der acht 1.000-Watt-Natriumhochdrucklampen das Grün in den Problemzonen wie den Strafräumen durch Licht- und Wärmezufuhr zum Sprießen anregen. Die Stromkosten lagen dafür bei 4.500 bis 5.000 Euro. Bisher. Es könnte künftig günstiger sein, an einzelnen Stellen den Rasen immer wieder auszutauschen, anstatt ihn künstlich zu beleuchten.

Am Samstag beim Test gegen Dortmund sind Heizung und Frost ganz sicher kein Thema. Und auch der Rasen wird keins sein. Dabei stand der bei genau diesem Duell vor sieben Jahren schon mal im Mittelpunkt. Nach Dynamos Achtelfinal-Aus im DFB-Pokal hatte der damalige BVB-Trainer Jürgen Klopp festgestellt: „Dieser Rasen ist eine absolute Frechheit. Der Platz hat es allen Beteiligten fast unmöglich gemacht, auch nur im Ansatz Fußball zu spielen“, wütete er am Ende seiner Spielanalyse, die mit dem Hinweis endete: „Wer will, dass Dresden aufsteigt, muss dafür sorgen, das hier ein anderer Platz herkommt.“ Es war der eigentliche Aufreger des Spiels.

Der Aufstieg ist in der am 23. Juli beginnenden Saison wieder Dynamos Ziel. BVB-Coach Edin Terzic wird sich anders als Klopp aber nicht über den Rasen beschweren. Der wurde diesmal vorher gewechselt.