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Dynamos neues Problem mit der U23-Regel

Dynamo Dresden hat eigentlich einen sehr großen Kader, doch für das Sachsenderby gegen Erzgebirge Aue am Sonntag kann der Drittligist nicht die besten Spieler nominieren - wegen einer speziellen Vorschrift.

Von Timotheus Eimert
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Aufgrund der U23-Regel kann Trainer Markus Anfang im Moment nicht auf den 19-jährigen Jonas Oehmichen verzichten.
Aufgrund der U23-Regel kann Trainer Markus Anfang im Moment nicht auf den 19-jährigen Jonas Oehmichen verzichten. © dpa/Robert Michael

Dresden. Am Sonntag trifft Dynamo Dresden im Sachsenderby auf Erzgebirge Aue. Normalerweise würde Trainer Markus Anfang für so eine wichtige Partie die besten 20 Fußballer aus seinem 28-köpfigen Kader berufen. Doch eine besondere Regel verhindert das, und das könnte für Dynamo zu einem echten Problem werden.

Laut Spielordnung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) sind alle Teams – mit Ausnahme der U23 des SC Freiburg und von Borussia Dortmund – dazu verpflichtet, zu jeder Partie mindestens vier Spieler auf dem Spielberichtsbogen anzuführen, die für eine DFB-Auswahl spielberechtigt sind und am 1. Juli der jeweiligen Spielzeit das 23. Lebensjahr noch nicht vollendet haben.

Bei Dynamo erfüllen diese Kriterien im Moment Erik Herrmann, Kevin Ehlers, Tom Berger, Jonas Oehmichen, Dennis Borkowski und Tony Menzel. Eigentlich sind das genug Spieler, die Anfang für seinen 20-köpfigen Spieltagskader berufen könnte. Doch im Moment fällt Kevin Ehlers (Sprunggelenksverletzung) aus, und Erik Herrmann hat nach überstandener Krankheit noch Trainingsrückstand.

Markus Anfang kritisiert die Nachwuchs-Regel

Weitere U23-Talente dürfen nicht ausfallen, sonst müssten Spieler aus der U19 zu den Profis beordert werden. Das Fehlen von Ehlers und Herrmann bedeutet auch, dass Berger, Oehmichen, Borkowski und Menzel für das Sachsenderby definitiv im Kader stehen werden – und andere Spieler, die aktuell vielleicht besser sind, zu Hause bleiben müssen.

"Der Leistungsgedanke sollte über allem stehen", kritisiert Anfang die Regel und betont: "Man hat die 3. Liga einmal als Entwicklungsliga für junge Spieler eingeführt. Das kann man machen. Es gibt aber immer Pro und Kontra."

Beim Dynamo-Trainer überwiegen im Moment die Argumente dagegen. Für Anfang wird das Leistungsprinzip mehr oder weniger außer Kraft gesetzt. "Der Grundgedanke, junge Spieler zu fördern, ist gut, aber wie er dann in der Praxis gelebt wird, ist schwierig", sagt er und meint: "Wenn junge Spieler Leistung bringen, wird man nicht darüber diskutieren, dass sie spielen sollen."

Markus Anfang: "Damit habe ich ein Problem"

Doch was passiert, wenn es nicht so ist? Dann werden wie bei Dynamo nicht die besten 20 Profis im Spieltagskader stehen, sondern nur die besten 16 plus vier Nachwuchskräfte, die aber höchstwahrscheinlich nicht zum Einsatz kommen. Für die Entwicklung der Talente ist das nicht förderlich. Eigentlich will der DFB mit der Vorgabe die Vereine dazu bringen, verstärkt auf den eigenen Nachwuchs zu setzen.

"Wir reden immer davon, dass die Jungs viel Spielzeit brauchen, aber die bekommen sie bei der U19 eher als bei den Profis", sagt Anfang und nennt ein Beispiel aus seinem Kader: "Wir brauchen vier U23-Spieler. Wir könnten jetzt Tony Menzel am Wochenende 90 Minuten in der A-Jugend spielen lassen oder setzen ihn bei den Profis auf die Bank – wohl wissend, dass er wahrscheinlich nicht reinkommen wird. Damit habe ich ein Problem, weil ich möchte, dass der Junge Fußball spielt. Das kann ich ihm bei den Profis nicht geben."

Vor diesem Dilemma stehen auch die anderen Vereine der 3. Liga. Doch nicht alle sehen es so kritisch wie Anfang. Manfred Schwabl, Präsident der SpVgg Unterhaching, nimmt die Klubs in die Pflicht. "Ich glaube, dass der Ausländeranteil viel zu hoch ist", kritisiert der Ex-Nationalspieler die Kaderzusammenstellung der Konkurrenten. Seiner Ansicht nach nimmt man Talenten den Platz weg, "wenn mittelklassige Spieler überbezahlt sind".