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Tom Zimmerschied: Vom Dresdner Chancentod zum Dynamo-Torjäger

Kein Spieler bei Dynamo Dresden hat mehr Treffer vorbereitet als Tom Zimmerschied. Doch mit dem Toreschießen hatte er bis zum Doppelpack gegen Essen seine Probleme.

Von Timotheus Eimert
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Tom Zimmerschied ist gegen Rot-Weiss Essen Dynamos Bester. Er erzielt beim 2:2 am Samstag beide Dresdner Tore.
Tom Zimmerschied ist gegen Rot-Weiss Essen Dynamos Bester. Er erzielt beim 2:2 am Samstag beide Dresdner Tore. © Lutz Hentschel

Dresden. Als Dynamos Co-Trainer Heiko Scholz nach dem 2:2 gegen Rot-Weiss Essen an den wartenden Journalisten vorbei in die Kabine stapft, platzt es aus ihm heraus. "Leck mich doch am Arsch", sagt der 58-Jährige mit Kult-Status. Dieses Fazit ist zwar sehr unkonventionell, passt aber aus Dresdner Sicht zu den etwas mehr als 90 Minuten am Samstagnachmittag.

Dynamo dominiert das Top-Spiel der 3. Liga, erarbeitet sich Chance um Chance, aber lässt die zahlreichen guten Möglichkeiten ungenutzt. Dementsprechend groß ist bei den Schwarz-Gelben der Frust. "Es ist nicht zufriedenstellend, wenn du so viele Chancen kreierst", drückt es Trainer Markus Anfang adäquater aus. "Wir hatten genügend Hundertprozentige. Dennis Borkowski läuft zweimal alleine auf den Torwart, Tom Zimmerschied ist zweimal frei durch. Ahmet Arslan hat zwei gute Schussgelegenheiten. An den Torchancen hat es nicht gelegen."

Immer wieder findet Dresdens Offensive jedoch ihren Meister in Essens Torwart Jakob Golz, der seine bisher beste Saisonleistung abruft. "Er hat ein super Spiel gemacht, das muss man auch einfach mal anerkennen. Unsere Schüsse waren nicht fahrlässig vorbei. Er hat sie richtig gut gehalten", sagt Zimmerschied, der es als einziger Dresdner schafft den Torhüter zu überwinden - und das gleich zweimal.

Zimmerschied als Sinnbild für Dynamos Chancenwucher

In der 11. und 47. Minute egalisiert er jeweils die Essener Führung. "Wir haben heute eine sehr gute Leistung gezeigt und uns nach den Rückschlägen immer wieder zurückgekämpft", betont der Angreifer. "Ich freue mich, dass ich zweimal getroffen habe, aber am Ende können wir uns leider nur einen Punkt davon kaufen."

Für den gebürtigen Koblenzer ist es der insgesamt vierte Doppelpack in seiner noch jungen Profikarriere und ein kleiner Befreiungsschlag - gilt der 25-Jährige doch als Sinnbild des Dresdner Chancenwucher in dieser Saison. Vor allem in der Hinrunde erspielte er sich so viele Möglichkeiten und kam so oft zum Abschluss wie kaum ein anderer Dresdner. Doch sein Torkonto blieb lange Zeit leer.

Erst am 9. Spieltag traf Zimmerschied das erste Mal im Dynamo-Trikot und konnte bis zum Samstag nur einen weiteren Treffer besteuern, obwohl er zu den Dauerbrennern der SGD gehört. Erst ein Spiel verpasste der Sommer-Neuzugang aus Halle aufgrund einer Gelbsperre. In den restlichen 26 Partien durfte er 23-mal von Beginn an ran.

Zurückgezahlt hat er das Vertrauen des Trainers bisher vor allem mit Vorlagen. Mit zehn Assists ist er mit Abstand Dynamos bester Vorbereiter. Auch am Samstag setzt er seine Mitspieler immer wieder gut in Szene, strahlt regelrecht vor Spielwitz. "Die anderen haben es aber auch nicht schlecht gemacht", kann er das Lob kaum annehmen. "Wir haben uns in jeden Zweikampf hineingeworfen und haben versucht den Ball früh zu erobern. Das ist uns sehr gut gelungen. Wir haben eine unglaubliche Energie auf den Platz gebracht."

Zimmerschied werden zwei Tore aberkannt

Doch Dresdens Manko ist mal wieder die Chancenverwertung - nicht zum ersten Mal in dieser Saison. Auch Zimmerschied lässt trotz seiner beiden Treffer zahlreiche gute Gelegenheiten ungenutzt. Ein vermeintlich reguläres Tor wird ihm nach einer fragwürdigen Entscheidung des Schiedsrichters aberkannt, ein weiterer Treffer nach einer Abseitsstellung zurückgepfiffen.

Ist das Remis deshalb zu wenig? "Wenn man sich den Spielverlauf anschaut, dann auf jeden Fall", sagt Zimmerschied, der jetzt mit insgesamt vier Toren auf Platz fünf der Dynamo internen Torschützenliste steht. Diese Statistik will der Offensivspieler, der in der vergangenen Saison zehn Treffer für den Halleschen FC erzielte, weiter ausbauen.

Die nächste Chance dazu hat er am Samstag - ausgerechnet gegen den Ex-Verein. "Ich hatte zwei schöne Jahre in Halle. Ich freue mich aufs Wiedersehen gegen die alten Bekannten", sagt er. "Aber wir können keine Rücksicht auf Befindlichkeiten nehmen. Wir haben alle ein großes Ziel und das heißt Aufstieg."