SZ + Dynamo
Merken

Dynamos Remis im Top-Spiel gegen Ulm hat mehrere Konsequenzen

Drei Sperren, eine Wette und der Aufstiegsplatz: Das 0:0 gegen den SSV Ulm 1846 hat für Dynamo Dresden in vielerlei Hinsicht ein Nachspiel. Die Analyse zum Spiel mit den wichtigsten Stimmen.

Von Timotheus Eimert
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Ist der tragische Held gegen den SSV Ulm 1846: Erst sieht Stefan Kutschke seine fünfte Gelbe Karte und fehlt nun gesperrt, dann vergibt der Dynamo-Kapitän die Riesenchance auf den Siegtreffer.
Ist der tragische Held gegen den SSV Ulm 1846: Erst sieht Stefan Kutschke seine fünfte Gelbe Karte und fehlt nun gesperrt, dann vergibt der Dynamo-Kapitän die Riesenchance auf den Siegtreffer. © dpa/Robert Michael

Dresden. Nach dem Abpfiff sinken beide Mannschaften im Top-Spiel der 3. Liga zu Boden. Sowohl Dynamo Dresden als auch der SSV Ulm 1846 haben nach einem umkämpften Spiel keine Kraft mehr – und zuvor mehrmals die Chance auf den Siegtreffer. Doch am Ende trennen sich beide Teams vor 30.443 Zuschauern im fast ausverkauften Rudolf-Harbig-Stadion 0:0.

"Alle Spieler, die auf dem Platz waren, haben ein richtig gutes Spiel gemacht und alles dafür getan, dass es ein gutes Top-Spiel war", sagt Dynamo-Trainer Markus Anfang und betont: "Die Fans gehen mit einem guten Spiel nach Hause. Das Ergebnis ist nicht das, welches wir uns vorgestellt haben." Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Partie, bei der zwei Spieler vom Platz gestellt werden, mit den wichtigsten Stimmen:

Wie kam es zu den zwei Platzverweisen?

Trotz insgesamt neun Gelben und zwei Roten Karten ist es kein überhartes Spiel, in das die Dresdner etwas besser hineinfinden. Nach neun Minuten verfehlt Stefan Kutschke das Tor mit seinem Kopfball nur um wenige Zentimeter. Nach 27 Minuten trifft Niklas Hauptmann nur das Lattenkreuz. "Den muss ich machen", ist der Unterschiedsspieler danach selbstkritisch. Dynamo ist etwas überlegener und profitiert dann zunächst vom Platzverweis für Ulms Verteidiger Romario Rösch.

Der 24-Jährige sieht zunächst Gelb wegen Ballwegwerfens (17.), nach 30 Minuten stoppt er einen Vorstoß von Lemmer und bekommt berechtigterweise die Ampelkarte. "Ich hätte mir in einem Top-Spiel etwas mehr Fingerspitzengefühl vom Schiedsrichter gewünscht", sagt Ulm-Trainer Thomas Wörle, betont aber, dass beide Karten vertretbar sind.

Dresden kann den Vorteil aber nicht nutzen und spielt ab der Halbzeit ebenfalls nur zu zehnt. Kevin Ehlers schätzt einen langen Ball der Ulmer vor dem eigenen Tor falsch ein - und kann seinen frei durchlaufenden Gegenspieler Leonardo Scienza als letzter Mann nur mit einem Foul stoppen. Für die Notbremse wird der Innenverteidiger zu Recht vom Platz gestellt. Ehlers droht nun eine Sperre von zwei bis drei Spielen.

Schiedsrichter Patrick Ittrich zeigt Kevin Ehlers die Rote Karte. Dem Dynamo-Verteidiger droht nun eine Sperre von mindestens zwei Spielen.
Schiedsrichter Patrick Ittrich zeigt Kevin Ehlers die Rote Karte. Dem Dynamo-Verteidiger droht nun eine Sperre von mindestens zwei Spielen. © dpa/Robert Michael

"Mit zehn Mann auf dem Platz ist es schwer, weil die Räume größer werden und die Laufintensität höher wird. Dementsprechend ist es ein gerechtes 0:0, aber wir haben uns trotzdem viele Chancen herausgespielt", sagt danach Torhüter Kevin Broll.

Warum gelingt Dynamo nicht der Siegtreffer?

Die Schwarz-Gelben haben vor allem in der ersten Halbzeit einige gute Chancen, nutzen diese aber wieder einmal nicht konsequent. Im zweiten Durchgang fehlt beiden Teams aufgrund der Platzverweise etwas die Kraft. "Das sind viele Wege, die du machst. Der Gegner ist auch mit schnellen Spielern und guten Zockern – da lässt du viel Kraft liegen", sagt Hauptmann. "Das hast du vor allem am Ende gemerkt, da hatten wir nicht mehr die Power, nochmal eine Druckphase aufzubauen."

Die Dresdner kommen dennoch noch einmal zu guten Möglichkeiten. In der Nachspielzeit hat Stefan Kutschke die Riesenchance auf den Siegtreffer. Doch dem Mittelstürmer gehen die Kräfte aus. Zunächst profitiert der Dynamo-Kapitän von einem schlimmen Fehlpass eines Ulmer Verteidigers, nach einem 30-Meter-Sprint dribbelt Kutschke auf das Gäste-Tor zu.

Alleine vor Ulms Keeper Christian Ortag schießt er jedoch weit am Ziel vorbei und sackt enttäuscht zu Boden. "Vielleicht haben ihm die 50 Meter die Beine schwergemacht – keine Ahnung. Ich will nicht sagen, dass der Junge etwas falsch gemacht hat", versucht Broll dem Stürmer danach Mut zu machen.

Schmerz lass nach: Kurz vor dem Ende der Partie plagen Kapitän Stefan Kutschke einige Krämpfe.
Schmerz lass nach: Kurz vor dem Ende der Partie plagen Kapitän Stefan Kutschke einige Krämpfe. © dpa/Robert Michael

Damit ist die turbulente Schlussphase aber noch nicht zu Ende. Erst verpasst Hauptmann aus Nahdistanz eine Hereingabe vom eingewechselten Jonas Oehmichen (90.+4). "Der Ball war ein kleines Stück zu hoch. Oehmi bringt ihn gut rein. Ich komme leider nicht mehr ran, das wäre es gewesen", sagt der 27-Jährige.

Wenig später scheitert Ulms Lennart Stoll in der letzten Sekunde mit seinem Volleyschuss am Pfosten (90.+5). "Ich weiß nicht, wie er den trifft. Wahnsinn. Wenn der hineingeht, weiß ich nicht, was hier abgeht. Aber der war sehr knapp", meint Hauptmann.

Warum werden gegen Münster Dynamos Kapitäne fehlen?

Nach 37 Minuten sieht Vize-Kapitän Paul Will für ein Foulspiel an der Seitenlinie seine fünfte Gelbe Karte und ist damit für das Auswärtsspiel an Karsamstag gegen Münster gesperrt. Im zweiten Durchgang erwischt es dann auch Kapitän Kutschke.

"Es ist kurios, dass genau diese zwei Spieler die Gelbe Karte bekommen", meint Anfang, der in der ersten Halbzeit selbst eine Verwarnung des Schiedsrichters erhält, nachher und erklärt: "Dass uns das irgendwann ereilen wird, ist klar. Dass es beide auf einmal sind – erinnert an die Situation beim Auswärtsspiel in Saarbrücken mit der Gelb-Roten Karte gegen Hauptmann vergangene Saison."

Warum gibt es für Dynamos heimlichen Chef ein besonderes Nachspiel?

Im Dynamo-Podcast "Schwarz-Gelb" von Sächsische.de und Radio Dresden wettete Moderator Jens Umbreit Anfang des Jahres, dass Will, der auf dem Platz vor allem als Verbindung zu Trainer Anfang fungiert und so etwas wie der heimliche Chef ist, nicht ohne Sperre durch die Saison kommen wird.

Zu diesem Zeitpunkt hatte der Mittelfeldspieler schon drei Gelbe Karten. Da Will nun verloren hat, muss er für den guten Zweck kochen und ein Heimspiel im Dresdner K-Block verfolgen. Das war der Wetteinsatz. Hätte Will gewonnen, hätte Umbreit einen Marathon oder Halbmarathon laufen müssen.

Jonas Oehmichen wird von Ulms Lukas Ahrend und Philipp Strompf gefoult. Es ist ein umkämpftes Spitzenspiel mit vielen Zweikämpfen. Am Ende werden insgesamt acht Gelbe und zwei Rote Karten verteilt.
Jonas Oehmichen wird von Ulms Lukas Ahrend und Philipp Strompf gefoult. Es ist ein umkämpftes Spitzenspiel mit vielen Zweikämpfen. Am Ende werden insgesamt acht Gelbe und zwei Rote Karten verteilt. © dpa/Robert Michael

Vor dem Spiel war Wills Einsatz noch fraglich gewesen. In der vergangenen Woche konnte er aufgrund eines grippalen Infekts nicht vollständig mit der Mannschaft trainieren. Seine Startelf ändert Anfang somit nur auf einer Position. Nach abgesessener Gelb-Rot-Sperre steht Jakob Lemmer wieder auf dem Platz, der Flügelspieler ersetzt Dennis Borkowski.

Was bedeutet das Remis für die Tabelle?

Dynamo steht nun wieder auf einem direkten Aufstiegsplatz, da Jahn Regensburg beim Tabellenvorletzten Lübeck mit 0:1 verliert. "Was die anderen machen, können wir nicht beeinflussen", sagt Hauptmann. "Wir wollten hier gewinnen, deshalb ist es gerade schwierig, hier über den Tabellenplatz zu reden."

Ohnehin wichtiger ist der Abstand auf die Nicht-Aufstiegsplätze und der ist wieder kleiner geworden. Nur noch zwei Zähler Vorsprung hat die Sportgemeinschaft vor Münster, das auf Platz vier steht. Am Karsamstag kommt es zum direkten Duell. Vorher treffen die Schwarz-Gelben im Sachsenpokal-Viertelfinale auf den Fünftligist VFC Plauen.